Geschichten:Verschollen in Al'Anfa - Ein neuer Plan
Am Nachmittag des 29. Efferd kehrten die drei Glücksritter nach Burg Erlenstamm zurück. Irnfredes Nerven waren schon zu zerreißen gespannt. Konnten sie etwas in Hirschfurten in Erfahrung bringen? Hatte der Kopfgeldjäger Erfolg gehabt? War Geromel vielleicht schon nach Burg Trollhammer zurück gekehrt? Sie konnte es kaum erwarten, dass Luna und die beiden anderen ihr von den neuesten Erkenntnissen berichtete.
Wieder saßen sie zu viert in Irnfredes Schreibstube, um sich ungestört unter acht Augen zu besprechen.
„Und, konntet ihr etwas über Geromels Verbleib herausfinden?“ fragte die Edle ungeduldig.
Thorkar lächelte ein wenig gequält. „Ja schon. Aber das wird dir eventuell nicht gefallen.“
Irnfrede warf ihm einen entsetzen Blick zu. „Wieso? Ist er etwa…“
Luna unterbrach sie: „Nein, soweit wir wissen lebt er! Aber erstmal der Reihe nach. Dein Liebster hat anscheinend auf direktem Weg das Mittelreich verlassen, und ist zuerst über Aranien nach Fasar gelangt. Dort hat er sich zum Gladiator ausbilden lassen – was aufgrund seiner guten Kampfkenntnisse wohl recht schnell gegangen war.
Dann hat er sich aber wohl in irgendwelche schmutzigen Geschäfte verwickeln lassen, warum auch immer, und wurde dann von einem Trupp professioneller Sklavenjäger – in dem Fall wohl eher Gladiatorenjäger – in Ketten nach Al’Anfa gebracht.“
Irnfrede wurde bleich. „Al’Anfa?“ wiederholte sie leise. „Oh, nein!“
„Der Kopfgeldjäger deines Vaters ist ihm hinterher gereist, konnte ihn da aber erstmal nicht rausholen. Anscheinend werden die Gladiatoren da gut bewacht. Es gäbe wohl eine Möglichkeit ihn freizukaufen, aber das Grandenhaus Florios, was ihn von den Skalvenjägern gekauft hat, verlangt mindestens 1000 Dublonen für diesen Gladiator. Das ist eine gewaltige Summe. Und anscheinend war dein Vater entweder nicht in der Lage oder nicht willens, diese Summe für den Ritter aufzubringen.
Irnfrede vergrub das Gesicht in ihren Händen. „Das ist ja furchtbar. Der arme Geromel. Was muss er da alles erdulden, als gefangener Gladiator in einer solch verruchten Stadt?“
Thorkar versuchte sie zu beruhigen: „Anscheinend gehört er aber zu den besseren Kämpfern da vor Ort, ansonsten hätte er kaum so lange in den Arenakämpfen überlebt.“
Irnfrede nickte: „Ja, er kämpft wirklich gut. Das gibt mir etwas Hoffnung.“
„Was willst du jetzt unternehmen?“ fragte Simariel kurz.
Irnfrede atmete tief durch: „Wir müssen ihn da herausholen. Erstens gehört er nicht dorthin, zweitens habe ich Angst, dass er doch noch sein Leben im Arenasand aushauchen könnte und drittens… würde er für mich ohne zu zögern dasselbe tun. Mein Entschluss steht also fest, ich werde dorthin reisen. Werdet ihr mich begleiten?“
Luna rief: „Ich wusste, dass du das sagen würdest. Du bist viel mutiger, als man im ersten Moment meinen könnte! Und wir werden dich begleiten, nicht wahr Jungs?“ sie sah die beiden anderen triumphierend an und knuffte Thorkar leicht mit dem Ellenbogen.
Thorkar zog ein grimmiges Gesicht: „Ich hasse keine andere Stadt so sehr wie Al’Anfa. Aber wenn es sein muss, gehe ich auch dorthin. Du wirst meine Streitaxt gut brauchen können, Kleine.“
Auch Simariel nickte: „Auch ich verabscheue so vieles, wofür diese verruchte Stadt der rauschkrautsüchtigen telor'a (Isdira: Menschen, abwertend) steht. Doch wenn wir die Möglichkeit bekommen sollten, deinen iama (hier: Geliebten) zu befreien, dann werden wir es zumindest versuchen.
Irnfrede war sehr erleichtert, dass die drei Glücksritter sie begleiten würden, denn ihre Hilfe und ihre Erfahrung war Gold wert. Allerdings war ihr auch klar, dass sie nicht einfach wortlos von hier verschwinden konnte. Sie musste sich also einen guten Vorwand überlegen, warum sie nun mehrere Wochen verreisen würde. Sie ließ ihre Blicke über die Bücherregale an der Wand schweifen. An einem Buch mit dem Titel ‚Geschichten von 1001 Rausch‘ blieb sie hängen. Dann fiel ihr eine Lösung ein.
"Wißt ihr eigentlich, was eine Zitar ist?" fragte sie.