Geschichten:Verschollene Eber: In den Kosch - Vorbereitung zum Aufbruch

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"Hm, ich schätze die Strecke auf etwa sechs Stunden bei zügigem Ritt. Es bleibt recht lange dunkel, dennoch würde es knapp, wenn das Wetter wieder schlechter würde und die Ankunft sicher verzögere. Dann würde der Morgen sicher schon grauen.", gab Nirwilf zu verstehen.

Die Ausführungen des Cantzlers in den Ohren, stellte der Reiffenberger seine Berechnungen an. Dann wandte er sich an Nirwulf: "Väterchen, sagt wann müsstet ihr losreiten, um rechtzeitig zur Übergabe vor Ort zu sein? Und habt ihr soviel Gold und Edelsteine überhaupt hier verfügbar? Wenn ja, dann müsst ihr in jeden Fall mit einer Bedeckung bis kurz vor Hannos Hof reiten, damit auch die Entführer nicht auf die Idee kommen, euch vorher abzufangen." Er fügte weiter an: "Ich glaube mit den Märker Schlachtrössern, die ich als Ersatz jedem Edlen der Mark zur Verfügung gestellt habe, dürften es zumindest der Junker von Hundsgrab - Bugenbühl und meine Wenigkeit noch vor der Dämmerung schaffen Hannos Hof zu erreichen. Dasselbe dürfte wohl für den Wehrmeister und den Baron von Sindelsaum gelten, ohne die Fähigkeiten der geschätzten Anwesenden herabzuwürdigen."

"Dies entspricht der Wahrheit, Hochwohlgeboren, mein Prinz", nacheinander blickte der Junker den Cantzler und den Prinzen an. "Die Rösser der Mark mögen es an der Spitzengeschwindigkeit nicht mit einem Ross mit novadischem Blut vom Stamme der Wüstenpferde aufnehmen, doch an Ausdauer und der Geschwindigkeit auf eine lange Strecke hinweg sieht das anders aus. Ich bin ein genug geübter Reiter, um diese Aufgabe mit dem Rittmeister durchzuführen."

Nirwulf überlegte laut, es dauerte einen Moment bis er antwortete - offenbar musste er ein Gähnen unterdrücken: "Phexensstund ist Übergabe - also die achte Stunde am Abend. Demnach sollten wir spästens am Mittag losreiten ... besser aber schon Vormittags, schließlich würde ein unvorhergesehenes Hindernis das Leben des Prinzenpaares aufs Spiel setzen. ... an Gold und Edelsteinen sollten wir ausreichend im Schloss haben. Ich werde die Dienerschaft anweisen bis morgen früh genug zusammenzutragen und in eine Truhe füllen."

Der Cantzler brummte zustimmend: "Schaden würde es nicht frühzeitig dort zu sein... doch seid ihr nach der langen Reise durch die Kälte nicht müde? Müde Augen sehen weniger als ausgeschlafene."

"Doch, schon etwas, ehrwürdiges Väterchen, doch eine kurze Rast wird ausreichen müssen, wenn es die Geschehnisse erfordern. Wir werden 'das Kind schon schaukeln'.", erwiderte Anselm zuversichtlich.

Erlan von Sindelsaum nickte zustimmend. "Ein wenig Schlaf im Sattel muss ausreichen. Im Zweifel kann man ja vor Ort rasten. Ich werde nach einem Pferd und der Ausrüstung sehen"

Thorben straffte sich. "Natürlich ist das zu schaffen und ich werde nicht zurückstehen! Allerdings sollte genug Bedeckung die Kutsche begleiten. Die Schurken könnten annehmen, daß wir am Übergabeort Gegenmaßnahmen planen und daher die Kutsche oder den Boten mit dem Gold schon auf dem Weg überfallen", sagte er.

Urion nickte dem Wehrmeister zu: "Genau deshalb kann aus den vielen hier anwesenden Edlen, die nicht im Voraustrupp sind, eine schlagkräftige Schutztruppe für die Kutsche gebildet werden. Ich glaube wenn wir jetzt die koscher und märkischen Edlen aufteilen, haben wir genau die Mischung die wir für eine erfolggreiche Operation brauchen." Zum Prinzen und zum Cantzler gewandt sprach er: "Ich halte eine gute Avantgarde für entscheidend wichtig!"

Dann sprach er laut und für jeden vernehmlich: "Und glaubt mir Väterchen Nirwulf, ich spreche für jeden hier anwesenden Märker. Die Sorge um das Kronprinzenpaar hält uns warm und ist unser Mantel. Die Hoffnung auf Rettung hält uns wach. Einige von uns kämpften vor Wehrheim und vor Gareth und das Grauen, welches wir dort sahen, raubte uns ebenso den Schlaf. Im Vertrauen auf die Götter reiten wir Seit´ an Seit´ mit unseren koscher Kameraden in der Zuversicht des Erfolges!"

Der Hügelzwerg lächelte bei diesen Worten: "Nun denn, ich wünsche allen, die nun aufbrechen den Segen Ingerimms. Ich werde mich derweil zur Ruhe begeben, morgen früh alles regeln und mit den zurück gebliebenen nachkommen. Viel Glück auf eurem Weg!" Dann begab er sich ins Schloss.

Answin von Boronshof lauschte den weiteren Argumenten, bevor er nach der Entscheidung zu Bett ging, um morgen früh einigermaßen ausgeruht am Borondienst teilnehmen zu können.

***

Antara inspizierte kurz die kleine Kammer, die man ihr auf ihre Bitte hin zugewiesen hatte. Sie war nahezu leer und lag abgeschieden, das würde genügen. Aus ein paar Decken baute sie ein karges Lager in der Mitte des Raum. An den Ecken und am Kopf plazierte je eine Kerze, fünf Stück zu Ehren des Gottes der Träume, in dessen Reich sie gleich hinüber wechseln wollte. Die Holzkohle in der kleinen Schale fing langsam an zu glühen.

Die Knappin legte Wappenrock und Rüstung ab, so wie ihre dicke Winterkleidung bis auf ein Untergewand. Aus ihren Satteltaschen holte sie ein sorgfältig zusammengefaltetes schwarzes Bündel hervor, ihre Kutte. Trotz der Kälte lies sie sich Zeit beim Anlegen der Robe. Das Anlegen der Robe war immer ein symbolischer Akt für sie, sobald sie das Schwarz des Herrn Boron trug fühlte sie sich als seine Dienerin. Mit einem einfachen schwarzen Band gürtete sie ihre Taille, ihre langes, seidiges Haar stecke sie in den Kragen, dann zog sie die Kapuze über den Kopf und ins Gesicht.

Vorsichtig pustete sie in die glühenden Kohlen, die in einer Schale bereit stnaden, und legte einige Bröckchen drauf, die sie aus einem Beutel geholt hatte. Bald breitete sich der Duft von Weihrauch in der Kammer aus. Sie holte eine kleine Holzscheibe aus ihrer Tasche, auf die das Abbild einer gütig lächelnden Frau gemalt war. Ein kurzes Lächeln zeigte sich auf Antaras Gesicht, als sie an Marjan dachte, der sie damals begleitet hatte, als das Bildnis bekam. Wie es ihm wohl erging und ob er an auch sie dachte? Sie stellt das Bild an die Wand, so daß die Frau darauf auf ihre Lager blickte. Sancta Etilia würde heute Nacht über sie wachen. Die Geweihte lies ein paar Tropfen aus einem kleinen Fläschchen in ein kleinen Becher tropfen, verdünnte mit ein wenig Wasser und trank aus. Bald würde der Schlaf kommen.

Sie verbrachte einige Augenblick im Gebet, bis ein leises Klopfen an der Tür zu hören war. Sie ging zur Tür und öffnete. Antara nickte dem Knappen Timokles freundlich zu und wies auf einen Platz an der Seite des Lages. Sie kniete sich neben ihn und sie verbrachten einige Augenblicke im stummen Gebet. Dann legte Antara noch etwas Weihrauch nach und reichte Timokles zwei Blätter einer Pflanze. "Warte den halben Teil einer Stunde, dann lege sie auf die Glut. Verlasse dann den Raum, aber sieh ab zu nach mir. Wenn mein Schlaf zu unruhig wird, dann versuche mich zurück zu holen." Sie konnte die Fragen auf dem Gesicht des Knappen sehen, aber sie lächelte ihn nur kurz ein wenig aufmunternd an. Langsam wurden ihre Lider schwer und sie begab sich auf ihre Lagerstatt. Sie legte sich ausgestreckt hin und faltete den Saum ihrer Kapuze noch einmal sorgfältig über ihrem Gesicht. Ihre Glieder wurden immer schwerer als der Schlaf kam. Ob Bishdariel wohl heute Nacht zu ihr kommen würde? Es geschah nicht alzu oft, dass sie versuchte mit diesem Alveraniar in Kontakt zu treten, war es doch Golgari, der ihr Ord...

Timokles hörte ein gleichmäßiges Atmen.

***

Die Pferde der kleinen Gruppe wurden von den Bediensteten des Schlosses rasch mit dem Nötigsten bepackt. Mittlerweile waren die ersten Wachen von ihrer Suche nach dem Schützen zurückgekehrt und hatten berichtet, dass Fußspuren im Schnee nach Nordosten führten und eine Gruppe von drei Hellebardieren die Verfolgung aufgenommen hatte.

Etwa um Mitternacht ritt man los. Ein eisiger Wind trieb die Truppe voran, zuerst hinunter zum Siebensprung, wo die Kutsche gefunden wurde, dann weiter nördlich Richtung Geistmark. Das matt durch grauen Nachthimmel glimmende Madamal und Schneewolken, die von den Ästen herabgeweht wurden, waren die einzigen Begleiter der Reiter auf dem Weg. Nach etwa drei Stunden, die halbe Strecke war geschafft, waren im Wald entfernte Rufe zu hören. Der Wehrmeister Thorben von Hammerschlag vernahm sie als erster und gebot der Gruppe innezuhalten. Da, der Wind trug Worte durch das schneebeladene Nadelgehölz.

"Halt, stehenbleiben! Im Namen des Fürsten, haltet sofort ein!"

***

Verwirrt starrte Antara in den Raum. Die Kerzen waren schon fast niedergebrannt, zwei sogar schon verloschen. Es dauerte einen Augenblick, bis sie kapierte, wo sie sich befand. Eilig stand sie auf und ging für die Tür, wo sie Timokles bereits in Borons Armen schlummernd vorfand. Sie rüttelte an ihm. "He, wach auf!" Müde schlug der Knappe seine Augen auf und schreckte dann hoch. "Ich ... äh ... also ich wollte gleich nach Dir sehen, bestimmt ..." stammelte er. "Das ist jetzt egal. Sind sie schon los geritten? Bishdariel sandte mir ein Zeichen." "Ähm ... sie müßten wohl in diesem Augenblick aufbrechen ..." "Los, komm mit, wir müssen sie warnen!" Die Geweihte zerrte den noch schlaftrunkenen Knappen hinter sich her. "Hier entlang!" "Nein, ich glaube wir hätten da vorne abbiegen müssen." Es dauerte eine Weile bis die beiden in dem unbekannten Schloß raus auf den Hof fanden. Eine Wache stand müde am Eingang und lehnte sich gähnend auf ihre Hellebarde. Als die beiden Boronis aus dem Haus stürzten wurde sie wieder munter und schaute neugierig zu den Beiden. "Sagt, ist der Vorhut bereits los geritten?" "Ja, Euer Gnaden. Gewiss ist es gut den halben Teil einer Stunde her seit sie aufgebrochen sind, wenn nicht sogar länger." Finster starrte Antara hinaus in die Nacht. "Sollen wir hinterher reiten?" fragte Timokles. "Verzeiht, Euer Gnaden, aber die holt Ihr heute Nacht bestimmt nicht mehr ein, nicht bei dem Schnee." mischte sich der Wächter ein. "Gebe Boron, daß sie vorsichtig sind und sich nicht an dem Brunnen zu schaffen machen."