Geschichten:Vertraute der Krone - In der Stube des Magiers
Winter 1038 BF, auf einem Gut außerhalb Gareths
"Ich werde in ein paar Tage zur Burg Bogenbrück aufbrechen", sagte Balrik. "Kannst Du jemanden in das Nachbardorf schicken, der sich dort ein wenig umhört, solage ich dort bin?"
"Ja, sicher", meinte Belgos, der neben Balrik durch den Schnee spazierte. "Aber warum diese Vorsichtssmaßnahme?"
"Erinnerst Du dich an die Rondra-Queste in Perrium? Dort hat sich heraus gestellt, daß es da jemanden gibt, der den Agenten von Haffax in die Hände spielt."
"Ja, das habt Ihr erwähnt", nickte der Krieger.
"Ich bin mir sicher, daß dieser Spion auch bei diesem Treffen auf dieser Zollburg dabei sein wird. Vielleicht kann man ja heraus finden, wer er ist. Du weißt, ich habe schon zwei, drei Personen in Verdacht, doch möchte ich eben erst Beweise haben, bevor ich in das Wespennest steche."
"Ich verstehe. Ich werde jemanden schicken, der nicht auffällt und auch mit Euch in Verbindung treten kann, wenn nötig."
"Sehr gut! Sagt mir dann, wen ihr schickt. Er soll unabhängig von mir dort hin reisen." Balrik selbst würde sich mit Toran und einem weiteren Tauristar Urion anschließen, wenn dieser kam.
Als sich Balriks Schritte auf das Gebäude zu wandten, in dem der Magier sein Quartier hatte blieb Belgos stehen. "Wollt Ihr Euch wieder einen magischen Gegenstand machen lassen?", fragte er.
Balrik blickte verdutzt zu dem Krieger zurück. "Ja, in der Tat." Belgos hatte richtig geraten.
"Meint Ihr nicht, daß es nicht schon genügt mit dieser Magie? Was ist mit all den Ringen?"
Belgos meinte die Ringe, die mit einem Luftdschinn belegt wurden, und an alle wichtigen Mitgieder im Heeresstab vergeben wurden. Mit Hilfe dieser gebundenen Elementare war man in der Lage im Notfall auf diese Wesen zurückzugreifen um schnell Nachrichten oder gar Personen zu transportieren. Doch war das alles Belgos bereits bekannt.
"Wir müssen gegen Haffax alle Mittel nutzen, die uns zur Verfügung stehen, Belgos", meinte Balrik schulterzuckend. "Zauberei ist genauso ein Werkzeug wie Dein Schwert", fügte er hinzu, ahnend, warum Belgos diese Abneigung gegenüber Magier hegte. "Betrachte doch die Magier wie Menschen, die in der Lage sind, dieses seltene Werkzeug zu nutzen, wie einen Soldaten, der seine Waffe nutzt, oder einen Schmnied der eine Waffe fertigt. Schließlich ist die Magie selbst nicht böse – das ist höchstens derjenige der darauf zurück greift", zwinkerte Balrik dem Krieger zu und wandte sich ab.
Es war eine muffige Stube in dem Brunnar seine Studien machte und obwohl der Raum ein kleines Fenster hatte und draußen strahlend hell war, war es hier dennoch recht dunkel und wurde lediglich durch aufgestellte Kerzen erhellt. Auf eiem Tisch lagen mehrere Utensilien, wie auch ein aufgeschlagenes Buch. Balrik verstand nicht viel von dem, was darin zu lesen war, doch wußte er genug davon, daß es sich um Dschinnenmagie handelte und wie man diese Wesen rief und an diese Welt band.
In den letzten Monaten hatte es sich der Magier hier in dieser Stube eingerichtet. Es kam einem fast so vor, als ob man in einem Zimmer eines Gelehrten in einer Magierakademie war; allerdings in einem Zimmer, das von dem darin wohnenen Mann kaum verlassen wurde.
Brunnar selbst saß auf einem für ihn viel zu kleinen Stuhl, wobei es der größte war, den man hier finden konnte. Seine Gesäßteile schwappten an beiden Seiten von der Stuhlkante herunter wobei seine kurzen Beine kaum den Boden berührten. Anstatt, daß sich der Magier bewegte, als Balrik die Stube betrat, wandte sich gleich der ganze Stuhl wie von Zauberhand ihm zu – obwohl es war ein Zauber, doch welch einer war Balrik unbekannt. Vielleicht mochte ein unsichtbarer Elementar den Stuhl bewegt haben.
"Einen guten Morgen, wünsche ich Euch, Wohlgeboren", sagte Brunnar. "Was führt Euch denn wieder in meine bescheidene Stube?"
"Ich möchte, daß Ihr mir noch einen magischen Gegenstand herstellt", sagte Balrik.
"Noch einen?" Brunnar schüttelte den Kopf, wobei seine Hängebacken hin und her schwangen. "Ich habe Euch doch schon ein halbes Dutzend dieser Ringe gemacht. Meint Ihr etwa, daß meine Kraft unbegrenzt ist?"
"Nein, das denke ich keineswegs", gab Balrik zu. "Aber vielleicht ist es Euch ja dennoch möglich?" Balrik holte ein Amulett hervor und reichte es dem Magier. "Ich hätte gerne ein verzauberten Gegenstand, der der Wirkung von diesem hier gleicht." Brunnar nahm das Schmuckstück entgegen und betrachtete es genauer, während dieser einen Odem sprach. "Es liegt ein Heilzauber darauf", fuhr Balrik fort, "der sich aktiviert, wenn man dem Tode nahe ist. Von meiner Tochter, habe ich erfahren, daß das zwar kein einfacher, aber dennoch kein zu komplexer Zauber sein soll." Und noch dazu eines der mächtigsten Zauber wie ich finde, dachte Balrik, ohne es laut zu sagen.
Der Magier wandte seinen Blick von dem magischen Amulett ab und fixierte mit seinen Schweinsäuglein nun ihn. "Nicht zu komplex?", schnaubte er. "Diese Kunst hier ist eines der komplexesten die es gibt! Wie dem auch sei: Hier liegt ein sehr astalintensiver Zauber darauf. Und leider bin ich in der Kunst des Balsam Salabunde nicht sehr bewandert. Ich bedaure, Wohlgeboren, aber dies hier kann ich Euch nicht kopieren."
"Und wenn Euch meine Tochter hilft? Sie beherrscht diesen Zauber." Und das nicht zu schlecht. Dabei dachte Balrik an Irian von Goyern und wie Asamandra ihn vom Tode zurück geholt hatte.
"Ja, das wäre möglich", überlegte der Magier. "Aber der Zauber wird – im Gegensatz zu diesem hier" - der Magier deutete auf das Amulett - "nur eine einmalige Wirkung haben und wird nicht wieder aufgeladen werden können."
"Ich weiß. Das habt Ihr mir bereits mehrmals gesagt."
"Übernimmt die Krone wieder die Kosten?", fragte Brunnar.
"Nein, diesmal ist es privater Natur. Das Gold kommt aus meiner eigenen Schatulle."
Sie gingen noch die genauen Wünsche durch, die Balrik für das Artefakt haben will, danach gab ihm der Magier das Amulett zurück.