Geschichten:Vom Hasen zum Hirsch - Artenvielfalt
Ritterherrschaft Ostbrisken 14.Efferd 1042BF
Die Feuerstelle hatte er mittlerweile geräumt und gesäubert, sodass der Kamin wieder gut zog. Im ersten Obergeschoss hatte Hane mit einigen Tierhäuten und Moos notdürftig Löcher und Spalten abgedeckt, damit ihn möglichst wenig Luftzug und Regen durch das kaputte Dach und die morschen Bohlen der Obergeschosse erreichten. In der Ecke des Raumes hatte er Strohkissen und Felle ausgebreitet. Nun saß Hane mit seinem Vater und seiner Mutter gemeinsam im Erdgeschoss des Wachturms Hohenbrisken auf einer notdürftig zusammengezimmerten Bank aus morschen Holzbohlen und blickte nachdenklich in die prasselnden Flammen. Mit einem Zischen und einem lauten Knacken stoben die Funken auf und einer der Holzscheite im Kamin zerbrach entzwei.
„Es gibt so viel zu tun. Die wenigen Stunden des Tages reichen nicht aus. Ich brauche dringend Leute die mir zur Hand gehen. Leute denen ich Münzen in die Hand drücke, damit sie Dinge erledigen. Leute auf die ich mich verlassen kann. Der Tello hat doch vor kurzem seine Lehre beim Bäckermeister Stufte abgeschlossen. Die beiden konnten sich nie so recht leiden…Vielleicht hat der ja Lust lieber hier seine Brötchen zu backen…Und die Brünni, beim Schneider Franke, die hatte den Laden doch vor vier Monden schon satt. Die ist tüchtig und geschickt, so jemand wäre hier auch von Nutzen. Am Besten bringt sie ihren Gatten direkt mit – wie war noch sein Name? Ach ja, Rico…Der ist doch Maurer – perfekt! Ich sollte denen mal einen Besuch abstatten, wen würde es denn nicht in die weite Welt zum Wachturm Hohenbrisken ziehen um Abenteuer zu erleben?“ Mit einem breiten Lächeln blickte Hane seine Eltern an.
„Wir gehen am Markttag wieder nach Grambusch, da werden wir uns mal umhören, wenn Du willst. Wie viele Leute kannst Du denn im Moment hier unterbringen und versorgen?“, fragte Ariane ihren Sohn. Hane deutete in die Weiten des Erdgeschosses und grinste. „Das ist mein Reich. Für den Moment. Schlafen können hier einige Leute, großer Luxus und Privatsphäre wird noch ein paar Monde dauern. Aber ein Zelt wäre im Handgeld des Markvogts noch gerade so drin und Vorräte sind noch genügend da.“
Vor Einbruch der Dunkelheit brachen seine Eltern wieder auf um noch bei Tageslicht die Ausläufer der Brache hinter sich zu lassen. Hane drehte noch eine Runde um den weitläufigen Hügel auf dem die Festung Hohenbrisken dereinst stehen würde. Einen kritischen Blick warf er in Richtung des dunklen Waldes und neben ihm grummelte Bellrik II. ein verächtliches Knurren in seine Lefzen. Einige Tage später las Hane den Brief seiner Mutter.
Hane,
Dein Gefühl hat Dich nicht getäuscht. Tello klang nicht abgeneigt und wird sich demnächst bei Dir einfinden, dann kannst Du mit ihm die Details klären. Brünni ist tatsächlich recht unglücklich beim Schneider Franke und war sehr aufgeregt zu hören, dass Du nun von Stand bist. So wollte doch schon immer jemanden von Stand kennen. Sie versprach es sich zu überlegen, wenn Du mich fragst, hast Du bei Ihr und damit auch bei Rico gute Chancen. Der Rico hat übrigens noch einen jüngeren Bruder Reto, der als Pferdeknecht hier und da arbeitet. Reiten kann er recht gut, vielleicht kann er ja für dich Nachrichten überbringen, oder so etwas.
Vater sagte, dass Bellrik II. sehr aufgewühlt wirkte. Die Nähe der Brache scheint ihm zuzusetzen.
Lass wieder von Dir hören.Deine Mutter
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