Geschichten:Vom Kampf um Hagenshain
Der folgende Bericht stammt von Grinwulf Firberg, einem Gemeinen des X. fürstl-darp. Fähnleins „Trollberger Haufen“, welcher einer der wenigen Überlebenden ist, die an dem Ringen um Hagenshain und Umgebung vom bitteren Anfang bis zum siegreichen Ende beteiligt waren. Zum besseren Verständnis haben wir die Worte Herrn Grinwulfs ins Hochgarethi übertragen, ansonsten aber unverändert übernommen.
Also, ich war mit meinen Kameraden im Heerlager bei Hagenshain stationiert, wo wir den bevorstehenden Winter verbringen wollten. Also, es war zwar schon im Boron schweinekalt, aber verglichen mit dem, was bald darauf über uns hereinbrechen sollte, war es das reinste Praiostagswetter. Buchstäblich aus dem nichts brach plötzlich ein gewaltiger Schneesturm über uns herein, wie ich ihn, und ich habe in meiner Heimat, der Schwarzen Sichel, schon einige Schneestürme erlebt, noch nie zuvor erlebt hatte. So stelle ich mir das Reich von Firuns unheiligem Gegenspieler vor. Also, während wir vollauf damit beschäftigt waren, darauf zu achten, dass uns nicht der Arsch abfriert, griffen uns, während des Sturmes, das muss man sich mal vorstellen, die Schwarzen an. Da ging uns erst ein Licht auf, dass dieser Sturm irgend so eine magische Schweinerei von dem Pack im Osten sein musste, denn unsereins hatte schon Mühe, sich auch nur gerade aufzurichten.
Wo war ich? Ah ja, also, was soll ich sagen, die feindlichen Truppen haben uns schlichtweg überrannt! Also, da war nix mit heldenhaftem Widerstand oder so! Die meisten, wie meine Korporalin, wurden einfach niedergemacht, während sie, halb blind von dem Sturm, durch die Gegend taumelten. Einfach niedergemacht! Der Angriff war ein einziges Gemetzel und zum Schluss sind wir wie die Hasen gelaufen, um unser nacktes Leben zu retten. Also, ich bin schon seit acht Götterläufen Soldat und dies war nun wirklich nicht mein erster Kampf, aber ein solches Gemetzel und eine solche Angst hatte ich noch nie zuvor erlebt! Was schaut Ihr so komisch? Habt Ihr etwa geglaubt, von mir hier irgendwas heldenhaft-heroisches zu hören? Also, da muss ich Euch enttäuschen!
Also weiter: Der kümmerliche Rest, der nicht von diesem verfluchten Sturm oder dem schwarzen Pack umgebracht wurde, nahm panisch seine Beine in die Hand, um sich in Hagenshain in Sicherheit zu bringen. Dort wüteten zwar keine Stürme, aber der Feind war uns dicht auf den Fersen und ließ uns keine Zeit zum Ausruhen, denn er wollte den Ort auch gleich im ersten Sturm nehmen. Also, dies konnten wir zusammen mit den tapferen Hagenshainern zwar verhindern, aber freuen konnten wir uns über diesen „Sieg“, wie manche Möchtegernmarschälle und Küchenstrategen es wohl nennen würden, nicht. Also, kein Wunder sag ich mal, denn immerhin hatte meine Einheit in beiden Gefechten mehr als die Hälfte ihrer Leute verloren und bei den anderen Verbänden sah es nicht viel besser aus. Dazu kam noch, dass die Burgen auf dem Pass vom Feind belagert wurden, wir also auch dieser Rückzugsmöglichkeit beraubt waren. Als ob das nicht reichen würde, wurden wir nur wenig später erneut in Hagenshain angegriffen. Also, die Kämpfe zogen sich mit kurzen Unterbrechungen bis zum Firun und wir kämpften mit dem Mute der Verzweiflung, vergebens darauf hoffend, dass bald Verstärkung und Nachschub kommen würden, sowie der Gewissheit, dass ein weiterer Rückzug, oder sollte ich besser Flucht sagen, sehr wahrscheinlich unser aller Ende bedeuten würde. Und so kam es dann auch. Also beinahe. Also, am 12. Firun griff uns der Feind erneut an und dieses Mal konnten wir, geschwächt, zermürbt und unterlegen wie wir waren, einfach nicht mehr standhalten und versuchten uns zumindest geordnet aus dem Dorf, oder besser gesagt, der Platz wo Hagenshain einmal stand, zurückzuziehen. Also, ihr müsst wissen, dass alles Holz, was nicht durch die zahlreichen Kämpfe zerstört wurde, von uns oder den Schwarzen als Brennmaterial verwendet wurde, so dass vom Ort letztlich nur noch ein paar Überreste von Mauern und Kaminen existierten. Ich merke, ich schweife ab.
Also, der Feind merkt natürlich, dass wir nicht mehr können und setzt uns unerbittlich nach. Schließlich bricht bei den unseren die nackte Panik aus und wir ergriffen die Flucht. Also ja, wir flohen! Also, wir wollten nur noch raus aus diesen Bergen, weg von diesem Vorhof der Niederhöllen! Also, wisst Ihr, selbst die tapfersten Männer und Frauen sind irgendwann mal mit ihren Kräften am Ende und dann denkt man nur noch ans eigene Überleben. Ehrlos? Was faselt Ihr da von Ehre? Wart Ihr überhaupt schon mal an der Front und habt Euch dort im Kampfe bewiesen? Nein? Dann haltet den Mund und redet nicht von Dingen, von denen Ihr nichts versteht!
Also, weiter. Also, die Flucht war natürlich im nachhinein betrachtet der reinste Wahnsinn: Nichts zu beißen, völlig erschöpft und einen gnadenlosen Feind im Nacken. Also, etliche meiner Kameraden wurden entweder auf der Flucht von den Schwarzen niedergemacht oder fielen Kälte und Hunger zum Opfer. Also, ich habe mehr als eine Kampfgefährtin beobachten können, die sich nur mal kurz ausruhen wollte, einschlief und nicht mehr aufwachte.
Also, ich weiß heute nicht mehr wie, aber zusammen mit einer Handvoll Kameraden liefen wir dann einem Spähtrupp unter diesem Alrik von Friedwang in die Arme, wobei unsere unfreiwilligen Retter aber auch nicht viel besser aussahen als wir selbst.
Also, im Heerlager in Bergthann erfuhren ich und meine acht Gefährten, mehr hatten die ganzen Kämpfe und die anschließende Flucht aus Hagenshain nicht überlebt, dass man uns damals in Hagenshain durchaus nicht vergessen hatte, doch ein Entsatzheer mit gut 200 Kämpfern und Nachschub musste Anfang Hesinde wieder umkehren, weil der Pass bereits völlig zugeschneit und damit unpassierbar war. Also, was soll ich sagen, wirklich verdammtes Pech, denn zusammen mit dieser Verstärkung hätten wir das Dorf sicher noch eine ganze Weile halten und dem schwarzen Pack vielleicht sogar ordentlich in den Arsch treten können. Also, in Rommilys hatte man auch schon von den schrecklichen Geschehnissen auf dem Pass erfahren und im Hesindemond die Landnot ausgerufen und mit der Aufstellung weiterer Landwehreinheiten begonnen, die sich dann in Bergthann sammelten. Der Feind war natürlich auch nicht untätig und griff mehrmals unsere Nachschubtransporte an, aber da waren unsere Jungs und Mädels auf Zack und haben ihm das rasch und gründlich ausgetrieben! Also, als die Schwarzen merkten, dass diese Angriffe nichts bringen, griffen sie zu drastischeren Mitteln und versuchten unsere Kommandeure umzubringen, was ihnen aber, den Zwölfen sei dank, nicht gelang.
Also, zurück zu mir und meinen Kameraden vom Pass. Also, drei von ihnen, Oswin, Halske und Sindaja, wurden nach einigen Tagen der Erholung nach Hause geschickt, denn die drei hatten so schwere Erfrierungen davon getragen, dass man ihnen die erfrorenen Körperteile, beim armen Oswin beide Hände, amputieren musste. Wir übrigen wurden gewissermaßen wieder aufgepäppelt, um erneut in den Kampf geschickt werden zu können.
Ende Tsa setzte dann die Schneeschmelze ein und unser Heer bereitete sich auf den baldigen Abmarsch vor, um den Drachenknechten Hagenshain und die Burgen wieder zu entreißen. Also, um ehrlich zu sein, sah ich diesen bevorstehenden Feldzug mit gemischten Gefühlen: Einerseits brannte ich geradezu auf den Kampf, um meine Freunde und Kameraden, die dort oben draufgegangen waren, zu rächen; andererseits empfand ich auch beinahe ebenso große Furcht bei dem Gedanken, diesen grauenvollen Ort wieder aufsuchen zu müssen. Also, Mitte Phex brach unser Heer schließlich auf und allein dessen Anblick gab mir wieder neuen Mut: Bestimmt mehr als 3.000 fürstliche Kämpfer, Rondrianer, Golgariten, Bannstrahler, Garetier und Albernier zogen los, um die Schwarzen zu ihrem untoten Herrn oder gleich in die Niederhöllen zu jagen; was für ein Anblick!
Also, die Rückeroberung der traurigen Überreste Hagenshains erfolgte praktisch kampflos, da der Feind einer offenen Schlacht zunächst auswich. Also, es war richtig unheimlich, denn wir fanden im Dorf und seiner näheren Umgebung keine einzige Leiche; ich will mir ehrlich gesagt aber auch gar nicht vorstellen, was die Dämonenknechte mit ihnen gemacht haben.
Also, zwischen dem Ort und den Burgen konnten wir die Schwarzen endlich zur Schlacht stellen. Also, das feindliche Heer war zwar nicht einmal halb so groß wie unseres, aber dafür bestand es aus Untoten, übergelaufenen Trollzackern, Söldnern und den gefürchteten Drachengardisten. Also, wir konnten zwar einen großen Sieg erringen, mussten dafür aber auch beträchtliche Verluste hinnehmen. Also, insbesondere die kampfunerfahrenen Landwehreinheiten mussten gegen die ihnen gegenüberstehenden Untoten und Drachengardisten einen fürchterlichen Blutzoll entrichten. Also, die beiden Burgen fielen uns danach ohne weitere Kämpfe in die Hände, da die geschlagenen Schwarzen sich eilends nach Osten zurückzogen und die Belagerung aufgaben. Also, mich würde ja echt interessieren, wie die Befehliger des Heeres das ihrem untoten Herrn erklären wollen. Also, wahrscheinlich wird es bald irgendwo ein paar kalte Alriks mehr geben.
Also, das war es im Großen und Ganzen und hoffe, Du kannst mit meinem Bericht etwas anfangen, auch wenn ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann, wer so etwas wohl liest.
Also, ich muss jetzt, in einer halben Stunde ist Zapfenstreich und der Weibel macht mich zur Schnecke, wenn ich nicht pünktlich zurück im Lager bin.
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