Geschichten:Vom Wandel in der Flotte - Kapitän
Vor Ihnen lagen die stolzen Mauern Perricums. Unter den gleißenden Strahlen der Praiosscheibe reflektierten sie das Licht und waren bereits viele Meilen im Voraus zu erkennen. Hakon von Sturmfels musste seinen Dreispitz zur Hilfe nehmen, um seine Augen abzuschirmen. Der Kapitän konnte stolz auf sich und seine Mannschaft sein. Sicher, mit Ernbrand von Hardenfels hatte er den Vizeadmiral gegen sich aufgebracht, doch die Admiralin hatte zu ihm gehalten. Der Erfolg würde ihnen beiden Recht geben und die Kritiker hoffentlich etwas verstummen lassen. Zufrieden trat der Sturmfelser an die Reling und blickte auf das Deck der Admiral Vikos. Die Rojer der in die Jahre gekommenen Trireme brachten die Galeere mit ruhigen Schlägen ihrem Heimathafen näher.
Als sich für ihn vor gut einem halben Götterlauf endlich sein Wunsch erfüllt hatte, wieder in der Perlenmeerflotte zu dienen, hatte er noch nicht hoffen können, dass es so kommen würde. Die Aktion gegen die Schmuggler auf dem Darpat schien seinen Ruf gesteigert zu haben. Er machte sich jedoch keine Illusionen. Stünde es um den einstigen Stolz des Perlenmeers nicht so schlecht, er wäre kaum berufen worden. Kurz vor seinem Wechsel hatten es die Perricumer Pfeffersäcke sogar gewagt und einen offenen Brief an den Markgrafen gerichtet. Der Aventurische Bote hatte ihr Geschreibsel sogar abgedruckt, so dass man es überall hatte lesen können. Damals hatte Praiadanya Seridarez ihm zu sich in das Oktagon gerufen. Seit ihrer gemeinsamen Zeit in der Flotte hatte sie sich ziemlich verändert. Amt und Aufgabe schienen ihr nicht gerade bekommen zu sein. Damals schon trinkfest, sagte sie dem Brannt heute mehr zu, als es gut für sie war.
Sie hatten über die Zeit auf der Vikos geplaudert. Über das Gefecht gegen eine dieser verfluchten Archen. Damals hatte sie ihm das Leben gerettet. Seit diesem Tag hatten ihre Karrieren allerdings unterschiedliche Wege genommen. Während sie es schnell zur Kapitänin brachte, war er nach der langsamen Genesung in die darpatische Cronmarine gewechselt. Doch anstatt selbst auszulaufen, hatte er in Gluckenhang am Darpat versauern müssen. Nach so manchem Becher hatte sie sich schließlich zu ihm gebeugt und ein Kommando in der Flotte angeboten. Einer ihrer Kapitäne war dem Lockruf des Goldes erlegen und segelte nun lieber für Stoerrebrandt als weiterhin unter der Flagge des Raulschen Reiches.
Wenige Tage später stand er im Kriegshafen und blickte auf ein Schiff, das einmal zum stolz der Flotte gezählt hatte. Die Admiral Vikos, die Trireme auf der er als junger Offizier angefangen und mit der Admiralin gedient hatte. Nach und nach hatte er in den kommenden Wochen Männer und Frauen ausgetauscht, die er nicht gebrauchen konnte. Auch wenn sie in die Jahre gekommen war, die Admiral Vikos sollte wieder die Galeere werden, die schon an der Eroberung Maraskans teilgenommen hatte. Es war nicht einfach, die alte Disziplin aufleben zu lassen. Praiadanya unterstütze ihn dabei, so gut sie konnte. Wenn schon nicht die Flotte, so wollte sie doch einzelne Schiffe zu altem Glanz zurückführen. Dieser Kern sollte dann der Keim einer Widererstarkten Perlenmeerflotte sein. Mit dem Ergebnis konnten sie zufrieden sein. Nach einigen Versorgungsfahrten gen Beilunk mit kleineren Gefechten schlug Hakon dann seinen Plan vor. Zusammen mit der Bireme Admiral Dozman, seinem alten Schiff vom Darpat, sollten sie auslaufen und endlich wieder einmal einen Erfolg für die Flotte erringen. Sie riskierten die beiden Galeeren, wenn sie sich in den Piratengewässern herumtrieben. Etwas was der Vizeadmiral mehr als einmal vorbrachte. Dass sie letztlich eine Thalukke und eine Karavelle versenken konnten, zeigte, dass die Flotte noch immer zu erfolgen in der Lage war.
