Geschichten:Von Umbruch und unruhigen Zeiten - Mit Blick auf die Toten
◅ | Es kann nur einen Stier geben |
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Es kann nur einen Stier geben | ▻ |
Baronie Viehwiesen, Burg Ox, Phex 1043 BF (09.1043)
Bei einem traviagefälligen Frühstück kamen die streitlustigen Ochsen wieder zusammen. Gebrüllt und geschnaubt hatten sie, wie ein Stier der dem roten Tuch nachjagte. Ja, so waren sie die Ochsen.
"Du hast Deine Sachen gepackt? Nach Wasserburg hoffe ich." Leobrecht wollte von seinem Sohn eine verbindliche Auskunft.
"Noch nicht Vater, aber ich werde mein Schwert vorerst nicht auf Schlunder Boden erheben."
Sein Vater nickte, wenn auch noch griesgrämig. "Vater ich werde abreisen, wenn Du abreist. In Zeiten der Fehde, sollte niemand allein über die Straßen reisen. Ich werde Dich begleiten, ich denke Du wird ebenfalls in Wasserburg nächtigen wollen."
Alderan von Scheuerlintz, der Adjutant des Reichsvogtes, saß mit ebenjenem in der Reisekutsche. Vorab reiteten Wolfaran von Ochs und Arnbrecht von Katterquell. Leobrechts Blicke folgten seinem Sohn.
"Herr, seid nicht zu streng mit ihm"
"Scheuerlintz, ihr habt keine Kinder. Sie benötigen eine ordnende Hand."
"Herr, denkt an Angreto von Ruchin."
"Boron habe ihn gnädig. Er fiel ehrenhaft an der Tobimorastraße, Scheuerlintz."
"Herr, dann denkt an Sigman von Weyringhaus."
"Boron sei auch seiner Seele gnädig. Auch diplomatische Missionen bergen immer ein Risiko. Mit seinem Vater scherzte ich noch letztens bei einer Partie Boltan über seinen Erben."
"Herr, denkt an Debrek Rondrawin von Zweifelfels und Raulfried Haltreu von Schwarztannen."
"Scheuerlintz, auch sie sind von Golgaris Schwingen übers Nirgendmeer geleitet worden. Wollen wir jetzt die Toten der letzten Götterläufe betrauern, oder was möchtet ihr mir mitteilen?"
"Herr, all diese rondragefälligen Recken sind tot und ihre Familien betrauern ihren Verlust. Was würden ihre Väter und Mütter geben, wenn sie nur einen aufmüpfigen Sohn hätten.... Bei aller Strenge, vergesst nicht, Euer Sohn lebt..."
"Gut gesprochen, Scheuerlintz!"