Geschichten:Von Würden und Unwürden
"Ich soll was tun?!"
"Ihr habt, richtig gehört, Exzellenz. Es ist der ausdrückliche Wunsch seiner Erlaucht. Und da er gerade an der Seite seiner kaiserlichen Gemahlin weilt, trägt er Euch durch mich auf, die Zeremonie zeitnah in adäquater Form vorzunehmen. Die entsprechenden Dokumente befinden sich - bereits unterzeichnet und gesiegelt - in dieser Mappe."
"Das habt Ihr ihm doch eingeredet, oder?"
"Ich habe dem Markgrafen gar nichts 'eingeredet', werter Seneschall. Ich habe ihm lediglich von den zahlreichen Verdiensten des Mannes in der jüngeren Vergangenheit berichtet und dass ich es für angebracht halte, ihn in näherer Zukunft angemessen für seine treuen und wertvollen Dienste zu belohnen. Und dieser Zeitpunkt ist offensichtlich nun gekommen."
"Mit Verlaub, Heermeister, aber der Kerl ist doch nur ein aufgeblasener Popanz, der bisher weitaus mehr Glück als Verstand hatte und sich gerne mit den Leistungen Anderer brüstet."
"Ebenfalls 'mit Verlaub': Ihr solltet langsam darüber hinwegkommen, dass nicht Eure Enkelin, sondern ein ebenfalls sehr verdienter Offizier Landvogt auf dem Arvepass geworden ist. Abgesehen davon bin ich doch wohl weit eher in der Lage, beurteilen zu können, ob und welche Würden der 'Kerl', wie ihr ihn zu titulieren beliebt, verdient hat. Und bevor ihr Andere mit Schmutz bewerft, solltet ihr erst einmal den euren beseitigen, respektive vor der eigenen Türe kehren."
"Pah, das sagt ausgerechnet Ihr. Wie war das nochmal mit Eurem Vetter Ardur, dem Fuchsrudel und dem Krongericht ...?
Aber genug, ich denke, diese Diskussion führt zu nichts."
"Da sind wir doch tatsächlich mal einer Meinung. Ihr veranlasst dann alles Nötige?"
"Muss ich ja wohl. Also gebt mir die Mappe und in zwei Wochen wird ein gewisser Herr aufpassen müssen, nicht vor Stolz zu platzen und dabei den Fußboden zu versauen."
"Sehr schön. Dann wäre ja nun alles geklärt. Und jetzt entschuldigt mich; auf mich wartet noch Einiges an Arbeit in der Stadt."
"Wer hätte das gedacht. Und auf mich dank Euch nun noch mehr. Dann Praios befohlen! Oder doch nicht eher Phex?"
"Euer Wohlgeboren, vorhin ist eine Depesche des Seneschalls seiner Erlaucht für Euch abgegeben worden."
"Der Seneschall? Was will der denn von mir? Egal, reich´ mir das Schreiben, Alrik."
"Bitte sehr."
"Aha. Eine Einladung zu einer Belehnung samt - was?! Ich soll einen neuen Lehnseid leisten? Und außerdem wird mir jemand vor die Nase - das ist ungeheuerlich! Das werde ich ganz bestimmt nicht so einfach hinnehmen."
"Ähm, ist alles in Ordnung, Herr?"
"Nein, es ist absolut nichts in Ordnung. Und schon gar nicht in einer praiosgefälligen."