Geschichten:Wie man Orden erhält

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Jagdhaus Ifirnsruh, Baronie Zackenberg, 5. Efferd 1044 BF

Salix von Hardenstatt und Orlana von Zackenberg saßen in dem kleinen Jagdhaus, das Orlanas Vater ihrem Ehemann als Belohnung, für dessen Wirken in Garetien während des vergangen Götterlaufs, zum Geschenk gemacht hatte.
Es war ein schmuckes, einstöckiges Häuschen aus Holz, welches etwas weiter nördlich vom Hauptort der Baronie, unweit des Zackenbachs, lag. Im Grunde bestand es aus einem großen Hauptraum, samt Kamin sowie einer kleinen Kochstelle und drei weiteren Schlafzimmern. Einige Jagdtrophäen hingen an den Wänden, sowie Landschaftsbilder und Wappenteppichen.
„Also, erzähl schon“, riss Orlana ihren Gatten aus dessen Gedanken.
Der hatte bis jetzt aus dem Fenster geblickt und den Kopf auf seiner Hand abgestützt. Er schüttelte sich kurz zurück in das Hier und Jetzt, ehe er sich aufrichtete.
„Also das Ehrenwappen“, er deutete auf das kleine Kästchen vor sich, „erhielt ich dadurch, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort war“, erklärte sich der Adlige mit einem warmen Lächeln. „Wie du weißt war ich während den Festlichkeiten in Perricum und erhielt überraschend eine Einladung von Ginaya von Alxertis persönlich. Sie hatte zu einem kleinen Empfang am Abend geladen und freute sich über mein Erscheinen. Du kennst mich, wenn es eines gibt was mich erfreut, dann ist es das Erfreuen Anderer“, mit einem erheiterten Schnaufen erhob er sich und setzte sich zu seiner, von Tsa gesegneten, Frau, wobei er ihre Beine über seinen Schoss legte.
„Es war tatsächlich ein kleiner Empfang zu dem so illustre Gestalten wie der Oberst des Bombardenregiments oder der großgaretische Marschall während der zwingsteiner Schlacht erschienen waren. Aber auch Vertreter der Raulschen Liga und der Nebachoten und sogar Arion von Sandern, ein Knappe am Kulturhof. Die Alxertis bemühte sich offenkundig um einen offenen Austausch der verschiedenen Perricumer Gruppierungen“, stellte der Blonde fest.
„Versteh mich nicht falsch, aber was hattest DU dann dort verloren?“, wollte die Geweihte nun mit schnippischem Tonfall erfahren.
Dieser entgegnete mit einem betont unwissenden Schulterzucken, „vielleicht wurde ich wegen der Frau meines Bruders eingeladen. Oder ich erhielt die Einladung fälschlicherweise“, zwinkerte er ihr verschmitzt zu.
„Jedenfalls war es ein schöner Abend, bis zu diesem unsäglichen Zwischenfall, als ein Vermummter die Festlichkeiten stürmte und eine Brandbombe auf die Gastgeberin warf“, Salix schüttelte sich kurz und auch Orlana verschlug es zeitweise den Atem.
„Nur dank dem beherzten Eingreifen des Aurelian von Alxertis konnte ihr Tod verhindert werden. Allerdings bezahlte der Geweihte hierfür mit seinem eigenen Leben“, fuhr der Mann mit bittrer Mine fort.
„Einige der Gäste, darunter dein Gatte, machten sich sofort auf den Mann zu stellen und verfolgten ihn durch die Gassen der Reichsstadt, bis in den Hafen. Dort fanden wir heraus, dass besagter Kapuzenmann ein Agent des Schandmarschalls war“, Salix merkte aus dem Augenwinkel, wie sich die Brauen seiner Gattin entsetzt hochzogen. Schnell setzte er fort, „ja so haben wir auch geschaut als wir diese Geschichte hörten, glücklicherweise konnte dieser Irre aufgehalten werden. Verwundert waren wir dann als uns am nächsten Tag der Seneschall zu sich berief“. Es fröstelte ihn kurzzeitig als er an den stechenden Blick des Rabicums dachte, Salix war ganz gewiss kein Feigling doch die rechte Hand des Markgrafen war eine Persönlichkeit, die der junge Adlige gerne mied. Zu sehr lag die Antwort auf die Frage, was wusste der Seneschall? im Dunkeln.
Der blonde Mann fing sich wieder und blickte seine Gesprächspartnerin an, „dieser hatte nämlich mitbekommen, was an dem Abend geschehen war und natürlich erfuhr er auch von unserer Verwicklung darin“. Er kratzte sich nachdenklich am Kinn, „der Rabicum muss wohl über den Elden in Pelkerstein davon erfahren haben, der wiederum die Geschichte sicherlich reichhaltig ausschmückte“. Die Geweihte des Praios schaute skeptisch zu ihren Gatten, „verstehe mich nicht falsch, aber wenn er dem Rabicum nicht von einem Kampf epischen Ausmaßes sowie einer weiteren Gefahr für die Markgrafschaft – die ihr entschärfen konntet – erzählte, ist das doch reichlich wenig für eine so hohe Auszeichnung“.
Salix musste unwillkürlich schmunzeln, die Gespräche mit seiner Frau erheiterten ihn immer wieder, waren die meisten Bewohner der Zacken doch eher von einfacherem Gemüt.
„Tatsächlich kann ich mir nur vorstellen, dass man euch mit einem sehr großzügigen Geschenk zum Schweigen bringen wollte“, schloss Orlana mit einem grübeln.
Zustimmend nickte der Hardenstätter, „das hatten wir uns ebenfalls gedacht und so haben wir, ohne den Pelkerstein, weiter Nachforschungen betrieben und konnten tatsächlich Verbindungen zu einem Alchemisten herausarbeiten, der den sogenannten Kristallomanten-Met herstellte. Dank der Stellung des Oberst – oder besser ausgedrückt – dank seinen Leuten, wurde das Labor ausgehoben, wobei leider der Alchemist als auch das gesamte Haus in Flammen aufgingen und dadurch jegliche Beweise verbrannt wurden“.
Die Zackenbergerin nickte verstehend und ließ ihren Blick schweifen, „dann liegt die Vermutung nahe, dass der Seneschall seine Finger zumindest irgendwie seine Finger in der Sache drinnen hatte. Vielleicht gehörte das Labor einem seiner Verwandten und er wollte nicht, dass eine solche Verbindung publik wurde?“.
Salix zuckte mit den Schultern, „sowas ähnliches dachte ich mir ebenfalls. Das würde dann auch erklären, weshalb wir so großzügig entlohnt wurden. Selbstredend hatte der Herr Oberst, im Nachhinein, dem Seneschall einen entsprechenden Bericht vorgelegt wo etwaige Überlegungen herausgelassen wurden“.

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Es war bereits tiefste Nacht, doch Salix konnte nicht schlafen und so lag er wach im Bett. Immer wieder kreisten seine Gedanken um den versuchten Mordanschlag auf die Stadträtin. Was er seiner Frau nämlich wohlwissentlich verschwiegen hatte, war die Verwicklung von Quendan von Ahrenstedt. Dieser hatte sich einige Tage vor dem Anschlag nach dem Mann erkundigt, der nun offiziell als Haffax-Scherge gebrandmarkt war. Was auch immer dahintersteckte, die kleine Gruppe aus Oberst, Knappe, Hinn, Pfiffenstock und ihn hatten ihre Erkenntnisse dem Seneschall weitergegeben. Sollte dieser sich um den Eindringling aus dem Königreich kümmern, ihre Arbeit war beendet.
Salix drehte sich auf die Seite und blickte Richtung Fenster, durch welches, trotz schweren Vorhängen, immer noch das Licht des Madamals hindurchschien. Er hatte in Perricum nicht nur die Aufmerksamkeit des Seneschalls auf sich gezogen, sondern auch interessante Persönlichkeiten kennengelernt, die es wert waren, dass man ihnen mehr Aufmerksamkeit schenkte.