Geschichten:Wiedersehen auf der Friedburg

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Dramatis Personae


Burg Friedburg, Baronie Gnitzenkuhl

12. Efferd 1034 BF


Aurentian´s Pferd trabte gemütlich die Reichsstraße entlang und der waldsteiner Ritter war sichtlich fröhlich. Bald würde er das Ziel seiner Reise erreichen – die Friedburg in Gnitzenkuhl, den Sitz von Baronin Geshla von Gnitzenkuhl.

Der Waldsteiner und die perricumer Hochadlige hatten sich auf der Bärenauer Hochzeit im Praios kennen gelernt und hatten zusammen mit Ritter Anshelm von Mistelstein und Junker Edorian von Feenwasser zu Eibenhain einen sehr unterhaltsamen und Wein-seeligen Abend verbracht. Zu fortgeschrittener Stunde versprachen Aurentian und sein Bruder der Gnitzenkuhler Baronin sie dereinst einmal in ihrer Heimat zu besuchen. Dieses Versprechen wollte Aurentian unbedingt bald einlösen, war er doch Neugierig auf die Herausforderung, die in seiner Eigenschaft als Baumeister auf ihn wartete. Lange lag er seinem Bruder in den Ohren, endlich mit ihm ins Perricumsche zu reisen, doch machten es wichtige Aufgaben im heimatlichen Waldstein für Edorian unmöglich sein Lehen zu verlassen. So machte sich Aurentian schließlich alleine auf den Weg.

Während seiner Reise machte er Station in der Kaiserstadt Gareth, um dort seinen Vater Lares Sigman von Feenwasser und seinen Onkel, dem Abt des Hesinde-Klosters St. Acilla, zu besuchen. Ersterer veranstaltete gerade mal wieder eine, in der Garether Gesellschaft sehr beliebte, Festivität und so kam Aurentian in den Genuss an den Vorzügen des Stadtlebens teil zu haben. Doch nach wenigen Tagen sollte seine Reise weiter gehen. Sein Onkel, Adran von Feewasser gab ihm noch ein wichtiges Schriftstück mit, das für den Präzeptor des Perricumer Draconiter-Hortes Perval Groterian bestimmt war.

Es war schließlich schon früher Abend als der Waldsteiner die Friedburg erreichte. Er übergab sein Pferd an einen der Stallburschen und erkundigte sich bei ihm, wann ihn die Baronin empfangen könnte, da sich einfach kein Diener blicken ließ, nachdem er angekommen war.

Der einfache Knecht schaute ihn einigermaßen erstaunt an.

„Weisch` sche denn, dasch ihr kommd?" fragte der Mann ihn nuschelnd. Die Zahl der Zähne in dem Mund des Mannes war besorgniserregend klein, und die Aussprache daher sehr unsauber und feucht.

Doch bevor er noch weiter schwadronieren konnte, kam auch schon eine Stimme aus dem Inneren. „Deroprecht, wo bleibt mein Pferd? Ich wollte doch noch kurz ausreiten um zu sehen, ob die Hufeisen dieses Mal gelungen sind, oder …?"

Schon beim Klang der Stimme wusste der Waldsteiner, dass es sich um Geshla von Gnitzenkuhl handeln musste, die da in den Burghof gelaufen kam. Schwungvoll war sie die Stufen hinab gerannt und sah so ganz anders aus, als er sie in Erinnerung hatte. Angetan in eine wildlederne Hose und eine ebensolche Weste mit guten Reitstiefeln war sie inmitten des Hofes stehen geblieben, als sie sah, dass ein fremdes Pferd vor den Ställen angebunden war.

Schnell trafen sich ihre Blicke und ein Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit.

„Ja ist das denn die Möglichkeit! Aurentian von Feenwasser, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt…!" Ein wenig langsamer nahm sie ihren Weg wieder auf, und kam geradewegs auf die beiden Männer zu, die noch immer am Stallgebäude standen. Ihre dunkle Lockenpracht hatte sie mit einem einfachen Lederband bezwungen und ihre Hände steckten in feinen Handschuhen.

Sie nickte ihm zu, kaum dass sie bei Ihnen stand. In Ihren Augen konnte er ehrliche Freude lesen „Es ist mir eine Freude Euch auf Burg Friedburg begrüßen zu dürfen."

Aurentian Gesichtszüge entspannten sich deutlich sichtbar und ein herzliches Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht als er Geshla gewahr wurde, war er doch vorher etwas missmutig darüber, keinen der Dienerschaft angetroffen und auch vom nahezu zahnlosen Stallburschen keine befriedigende Auskunft erhalten zu haben. Der in schlichter, aber edler Herkunft andeutender Lederbekleidung gewandte Waldsteiner dreht sich zu der auf ihn zu schreitenden Baronin.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Hochgeboren! Verzeiht mir, sollte ich ungelegen kommen, Ihr seid sicherlich sehr beschäftigt.... doch wollte ich mein gegebenes Versprechen an Euch, schnellst möglich einlösen." Der Ritter schaute Geshla dabei fest in ihre Augen.

Geshla konnte nicht antworten ohne verstört den plötzlich regelrecht glotzenden Knecht anzuschauen. Plötzlich dämmerte ihr, was er da wohl falsch verstanden hatte, und sie herrschte ihn an. „Deroprecht, glotz er den hohen Herrn Baumeister nicht so unverhohlen an. Aurentian von Feenwasser wird hier zu Gast sein, solange er das wünscht. Geh er hinein und gebe der Dienerschaft Bescheid! Das Zimmer im Turm soll hergerichtet werden."

Aurentian musste innerlich schmunzeln, dämmerte es nun auch ihm, dass der Stallknecht ihn mitunter missverstanden haben könnte.

Mit einigen Bücklingen entfernte sich der so gescholtene rückwärtsgehend von seiner Herrin bevor sie wieder alleine im Hof waren. Nun hatte Geshla allerdings ihren Hengst an ihrer Seite, der unruhig tänzelte. Sie schaute kurz zwischen dem jungen Mann und dem Tier hin und her und schien zu überlegen.

„Sicher habt ihr eine anstrengende Reise hinter Euch und wollt euch zu allererst erfrischen?"

„Sehr wohl, Hochgeboren... wenn Ihr allerdings Gesellschaft auf Eurem Ausritt wünscht, so lasst es mich wissen. Es wäre es mir eine Freude Euch zu begleiten!" Aurentian fühlte sich mitnichten von der Reise geschafft, hatte er sich doch ausgiebig in dem Städtchen Wasserburg ausgeruht. Die dortige Architektur empfand er als äußerst reizvoll und lud zum Verweilen ein, so dass er dort sogar zwei Nächte verblieben war.

Erstaunt musterten ihn zwei sehr dunkle Augen unter ebenmäßig geschwungenen ebenso dunklen Augenbrauen. Sie war offenkundig überrascht, dass er willens war sich erneut auf einen Pferderücken zu schwingen.

„Wenn es euer Wunsch ist, würde ich mich über Eure Gesellschaft freuen. Der Schmied hat sich verletzt und sein Geselle, nun ja, er braucht wohl noch ein wenig Übung, da überprüfe ich lieber selbst was er dieses mal wieder angerichtet hat!" Behände schwang sie sich in den Sattel und gab ihm kaum Gelegenheit es ihr gleich zu tun, bevor sie dem Hengst die Zügel frei gab. „Ich muss euch warnen, er wird die erste Zeit sicher wie ein Blitz versuchen durchzugehen, er stand zu lange unbewegt…" Kaum hatte sie dies gesagt, tänzelte der stolze Fuchs auch schon auf der Hinterhand und preschte danach los.



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12. Eff 1034 BF
Wiedersehen auf der Friedburg


Kapitel 2

Heimatgefühle
Autor: Bega;NR