Geschichten:Willkommen in Garetien
20. Ingerimm 1046 BF
Es war ein schöner Frühlingstag im Ingerimm, als die herrschaftliche Kutsche mit einem Turm im Wappen durch das Tor von Burg Trollhammer rumpelte. Die Kutsche wurde von sechs berittenen Wachen begleitet, allesamt Ritter des horasischen Hauses Torrem. Als sie dann vor dem Burgpalais zum Stehen kam, und der Kutscher die Türe öffnete, entstieg ihr ein junger Mann, der in vornehme horasische Gewänder gekleidet war. Ein weiterer junger Mann - ebenfalls horasier - folgte ihm.
Baron Nimmgalf hatte bereits die Burgbewohner in den Burghof rufen lassen, und so wurden die Neuankömmlinge freundlich begrüßt.
"Ah, Ihr müsst Barjed Phecadio Torrem sein", rief der Baron erfreut. "Willkommen auf Burg Trollhammer! Ich bin Nimmgalf von Hirschfurten, der hiesige Baron und Euer künftiger Schwiegervater. Dies ist meine Gattin, Ederlinde von Luring-Hirschfurten, die Mutter Eurer Braut!"
Der junge Mann mit dem pechschwarzen Haar machte eine formvollendete höfische Verbeugung. "Sehr erfreut! Ich bin froh, dass wir nun am Ziel angekommen sind und die lange Reise endlich ein Ende gefunden hat! Dies hier ist Cusimo di Lucello, mein treuer Freund, Leibdiener und Adjutant." Auch er wurde freundlich begrüßt.
Anschließend stellte Nimmgalf noch seine restliche anwesende Familie, namentlich Randolf, Firnwulf und Burgvogt Josmin vor. Danach noch seine wichtigsten Mitglieder am Hofe wie seine Truchsessin Brunhild von Tsangen, seinen Hofmagier Arlin Turjeleff von Riva und seinen Burghauptmann Rutger von Talbach.
"Aber wo ist denn nun meine Braut?" fragte Barjed und blickte den Baron fragend an.
Nimmgalf schmunzelte. "Nun, bevor Ihr Eure künftige Gemahlin kennen lernen werdet, möchten wir Euch erst ein wenig besser kennen lernen, und Euch die Gelegenheit geben Euch hier etwas zu akklimatisieren. Sicher habt Ihr noch viele Fragen, und ich werde mich bemühen, Euch alle Antworten zu liefern, die Ihr zu erfahren wünscht."
Randolf, der bis vor Kurzem noch Knappe beim Baron von Syrrenholt war, aber nun als frisch gebackener Ritter bei seinem Vater auf der Burg verweilend, bemerkte gleich den skeptischen Blick des Horasiers und trat auf ihn zu. "Oh, keine Sorge lieber Schwager in spe, meine liebe Schwester wird nicht etwa vor Euren Augen verborgen, weil sie nicht vorzeigbar ist. Im Gegenteil, sie ist eine wahre Augenweide, Ihr werdet begeistert sein, wenn wir erst auf Ihrer Burg in Erlenstamm sind", grinste er.
Barjed sah ihn aufgrund seines vorwitzigen Spruchs etwas irritiert an. Dann lächelte er aber. "Nun gut, dann will ich das mal glauben. Wo ist denn mein Quartier?"
"Darf ich ihnen die Burg zeigen, Vater?" fragte Randolf an Nimmgalf gewandt. "Nur zu, aber denke dran, dass wir zur Firunstunde gemeinsam speisen wollen!" nickte Nimmgalf verständnisvoll.
"Fein. Dann kommt, wir machen eine kleine Burgführung!" sagte Randolf und marschierte mit den beiden Horasiern los.
"Und Eure Schwester hat eine eigene Burg, sagtet Ihr?" fragte Barjed.
"Wir können auch Du sagen!" entgegnete Randolf lächelnd. "Ja, in Erlenstamm. Das ist etwa zwei oder drei Tagesritte von hier entfernt. Sie ist dort Vögtin für die Baronin, mit der mein Vetter Ludolf verheiratet ist. Alles sehr kompliziert, aber zum Glück haben ja viel Zeit, dir das alles noch genauer zu erklären. Also das hier ist der Rittersaal... "
Was er nicht bemerkte waren die eifersüchtigen Blicke des Leibdieners.