Geschichten:Wo Fuchs und Greif sich treffen - Blutige Gespräche
26. Praios 1043 BF, Burg Trollwacht, Freiherrlich Zackenberg
Salix betrat den kleinen Speisesaal, in dem Orlana und er seit geraumer Zeit ihr gemeinsames Mittagsmahl einzunehmen pflegten. Der Raum selbst war recht schmucklos, an der fensterlosen Seite hingen drei Wappenschilde, jeweils eines mit dem Zeichen der Familie Zackenberg, der Baronie und der Markgrafschaft, mit gekreuzten Schwertern. In der Mitte des Raums stand ein wuchtiger Holztisch, dessen Beine in der Form von großen Fischen geschnitzt worden waren. Drum herum standen sechs Stühle, ebenfalls mit Fischbeinen, deren Lehnen Wellenornamenten verzierten und auf einem dieser Stühle saß auch schon die Geweihte, eingehüllt durch das Licht, welches durch die Fenster ihr gegenüber einfiel.
Auf dem Tisch selbst stand schon eine Platte mit Brot und einem Suppentopf sowie zwei Teller, die Diener hatten wohl schon gedeckt.
Mit einer kurzen angedeuteten Verbeugung schloss er die Tür hinter sich, "Praios zum Gruße meine Teuerste, ich hoffe, dass ich Euch nicht zulang hab warten lassen?", mit diesen Worten nahm er gegenüber von Orlana platz.
Die lächelte ihn warm an, "Praios zum Gruße! Ach nein, keines Wegs! Ich bin selbst kaum richtig angekommen", sprach sie während Salix erst ihr und dann sich Suppe einschöpfte. Nach einem kurzen Tischgebet, gesprochen von Orlana, begannen dann beide zu essen.
"Gibt es Neuigkeiten?", fragte Orlana sorgenvoll, die Stille durchbrechend. Salix blickte auf und ließ den Löffel, den er gerade zu seinem Mund bewegte wieder zurück in den Teller fahren. Sein Blick wurde besorgter, "die Kaiserin hat verlauten lassen, dass ein Schiedsspruch Schlichtung bringen soll. Am zweiten Tage der Herrin Rondra sollen die Parteien sich auf Leuenfried einfinden. Es bleibt also abzuwarten was geschieht", stellte Salix sachlicher fest, als er es beabsichtigt hatte. Orlana legte die Stirn in Falten, "ich habe ein ganz ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Erst der Name des Ingerimmsturnier im letzten Götterlauf, dann das Jahresorakel und dann das Massaker auf dem Erlgardsfeld. Wir steuern da auf eine beunruhigende Zeit zu Salix...", auch Orlana hatte zwischenzeitlich ihren Löffel aus der Hand gegeben und faltete nun die Hände vor ihrem Gesicht zusammen.
Salix strich sich um den Mund und lehnte sich in seinem Stuhl zurück auch ihm waren die Sorgen in sein Gesicht geschrieben. Am liebsten hätte er Orlana gesagt, dass alles wieder gut werden würde, dass der Schiedsspruch alles zurechtrücken würde, doch er glaubte selbst nicht daran. Das, was sich zurzeit in Garetien abspielte, war mehr als eine Anhäufung dummer Zufälle.
Es war abermals Orlana, die die Stille durchbrach, "die ganze Sache ist viel zu sehr ausgeufert. Beide Seiten haben sich mit Schuld beladen die gesühnt gehört, ich hoffe nur, dass die Grafen sich an den Schiedsspruch halten werden und es nicht zu einem Eklat kommen wird".
Salix blickte zu Orlana, in ihrer Stimme war Sorge zu hören und doch auch ein Hauch Hoffnung. In ihren dunkelgrünen Augen erblickte er Aufrichtigkeit, diese Augen, sie hatten es ihm angetan, das musste er zugeben. Er griff Orlanas Hände mit den seinen und hielt sie fest.