Geschichten:Zacken und Schallen in Garetien
Markt Randersburg, Kaiserlich Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF
Salix von Hardenstatt schlenderte, eingehüllt in seinem dunklen und dicken Umhang, durch die verschneiten Straßen des Markts. Er war ziemlich zufrieden mit den Ergebnissen, die er im Herzen des Reichs bislang verzeichnen konnte.
Sein Herr konnte sich über zwei neue Knappen freuen, wobei eine Knappin aus dem direkten Umfeld der Braut kam, genauer gesagt eine ihrer Halbschwestern war.
Nun wollte er sein Werk mit einer Pagin abschließen. Lange hatte er sich über die richtige Partie den Kopf zerbrochen. Noch auf der Reise hierher hatte er noch kein konkretes Ziel ausmachen können.
Doch eines Abends, als er sich von der Trinkgesellschaft seines Herrn verabschiedet hatte und durch die dunklen Straßen lief war ihm ein Geistesblitz gekommen.
Frohen Gemüts bog der Adlige an einer Kreuzung ab und steuerte auf eine Gruppe von Männern und Frauen zu, die eben im Begriff waren sich zu trennen. Vereinzelt gingen Personen an ihm vorbei, die Farben Harsteens waren deutlich zu erkennen. Doch Salix hat nur Augen für die Farbe Gold und dem Luchs. Tatsächlich fand er den Mann, den er gesucht hatte und folgte ihm einige Schritte.
“Den Zwölfen zum Gruß, euer Hochgeboren von Schallenberg!”, macht sich der Perricumer bemerkbar. Der Hartsteener blickte kurz verwirrt und begann seinen Gegenüber zu mustern, “Den Zwölfen zum Gruß, Herr…”, erwiderte dieser die Begrüßung und hielt die Endung absichtlich in der Schwebe.
“Von Hardenstatt. Salix von Hardenstatt”.
Felan von Schallenberg nickte knapp, “Erfreut Herr von Hardenstatt. Was ist euer Begehr? Ich habe wenig Zeit und wenn es um eine Angelegenheit meiner Güter geht wendet euch doch bitte an meinen Vogt in Kaiserhain...”, wollte dieser nach nur einem Seitenblick wissen und ohne stehen zu bleiben, da er ihn offenbar ob des unbekannten Namens einer weniger wichtigen Position zuordnete.
“Nun, ich hatte gehofft euer Hochgeboren finden einen Augenblick Zeit mit mir zu sprechen. Ich komme im Dienste seiner Hochgeboren Zivko von Zackenberg, dem Heermeister Perricums”, erwiderte der deutlich jüngere Adlige.
Der Baron von Aldenried blieb überrascht stehen und fasste seinen Gesprächspartner nun genauer ins Auge, “Der Heermeister der Markgrafschaft? Ihr habt meine Neugier geweckt! Also was möchte seine Exzellenz?”.
Salix lächelte erfreut und deutete dann an weiterzugehen. Wenn der Heermeister einer angrenzenden Provinz zurzeit jemanden schickte wurde jeder hellhörig.
“Seine Exzellenz ist derzeit auf der Suche, nach vielversprechenden Pagen und Knappen. Dabei ist ihm die Familie derer von Schallenberg besonders in das Auge gefallen. Eine ehrwürdige und alte Ritterfamilie aus dem Herzen des Königreichs”, Salix ließ den Honig etwas wirken, bevor er fortfuhr, “und es wäre ihm ein Anliegen und besondere Ehre, wenn er ein Mitglied eurer Familie auf seinem Weg zum Ritter oder Ritterin begleiten und leiten dürfte.”, schloss der Perricumer.
Der Baron von Aldenried hatte sich die Schmeicheleien angehört und schien zu überlegen. “Eure Worte sind ausgesprochen blumig, Herr von Hardenstatt”, stellte er schließlich fest und blieb zumindest äußerlich unbeeindruckt von der Wortgewandtheit. “Verzeiht mir die direkte Frage, doch bevor wir weitersprechen muss ich eine Sache wissen: seine Exzellenz von Zackenberg… Ist Euer Herr einer dieser Nebachoten?”
Salix stutzte etwas ob der Direktheit der Frage, musste dann aber amüsiert lachen und schüttelte den Kopf, “Nein, seine Exzellenz kommt aus der nördlichen Provinz, der Teil, der einst zu Darpatien gehörte”.
Auch wenn es sich der Baron nicht anmerken lassen wollte, so war er doch sichtlich erleichtert über die Aussage des Hardenstätters.
“Also, Ihr sucht Pagen oder Knappen für euren Herrn? Tatsächlich suche ich nach einer Pagenstelle für meine Tochter, Emer. Sie hat nun ein Alter erreicht in dem man sich langsam um den ritterlichen Teil ihrer Ausbildung kümmern muss!”
Zufrieden lächelte der Perricumer und nickte dem Hartsteener zustimmend zu, “Welch vortrefflicher Zufall!”.
Die beiden Männer gingen einige Schritte schweigend, wobei dem Hartsteener Baron sehr wohl klar sein musste, dass er nicht ganz auf Zufall hin angesprochen worden sein konnte, ehe er das Wort ergriff, “Euch ist sicherlich der Ritterbund der Alriksritter ein Begriff?” Salix nickte langsam, selbstredend war ihm dieser Orden geläufig und auch der Umstand, dass er hier mit dessen Schildträger sprach. Immerhin war der Bund und seine Ideale einer der Gründe, weshalb Salix sich für ein Mitglied der freiherrlichen Familie entschieden hatte.
“Seiner Exzellenz scheint das Rittertum sehr am Herzen zu liegen?”, führte der Schallenberger aus und dem Perricumer dämmerte es langsam worauf sich das Gespräch hinbewegen sollte.
“Ihr habt eine scharfe Auffassungsgabe, Euer Hochgeboren. Tatsächlich besinnt sich die Familie Zackenberg und seine Exzellenz insbesondere, seit dem Erscheinen Korgonds wieder mehr auf die garethischen Ritterideale. Da gibt es selbstredend kein Vorbeikommen an einem der ritterlichsten Kaiser, die Gareth je sehen durfte!”
Der Baron von Aldenried nickte zufrieden und lächelte kurz, “Wenn wir schon dabei sind einen Bund zwischen dem Herzen des Reichs und Perricum einzugehen, dürfte ich eurem Herrn dann eine Mitgliedschaft im Bund der Alriksritter vorschlagen?”
Salix lächelte knapp, setzte dann jedoch schnell eine bedauernde Mine auf, “Nun seine Exzellenz von Zackenberg würde sich sicherlich geehrt fühlen! Immerhin stehen ihm die Ideale Kaiser Alriks und damit auch die eures Bundes nahe! Doch unglücklicherweise ist Zivko von Zackenberg als Heermeister vom Darpatmund zu einer gewissen Neutralität verpflichtet, die es ihm verbietet in, wie auch immer geartete, Bünde einzutreten”, erklärte der Adlige seinem hochadligen Gegenüber.
Bevor dieser jedoch reagieren konnte fuhr der Gesandte des Zackenbergers fort, “Jedoch! Würde er seiner statt Ardur von Zackenberg, ein naher Verwandter, vorschlagen”, das wusste zwar weder Zivko noch Ardur selbst, doch würde dieser Umstand keine Probleme bereiten, wenn Salix dafür eine Pagin aus der Familie von Schallenberg gewinnen würde.
Der Hartsteener nickte knapp aber zufrieden, scheinbar war das Ergebnis dieser Unterhaltung auch in seinem Sinne. “Es wäre mir eine Freude Herrn Ardur kennenzulernen und seine Mitgliedschaft dann höchstselbst unserem Bund vorzuschlagen. Es ist wichtig, dass nicht nur unsere Kinder gut ausgebildet werden, sondern auch dass gute Ritter die Geschicke in unserem Reich maßgeblich im Sinne der Tugenden beeinflussen. Also, abgemacht. Vereinbart alles nötige und richtet seiner Exzellenz aus, dass ich mich freuen würde meine Tochter in seine Obhut zur Ausbildung zu übergeben.”
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