Geschichten:Zornesritter in Leihenbutt - Teil 9
Nach dem Gespräch
Nachdem Logan den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, schlug Phelian Winterkalt wütend mit der Faust auf den Tisch. Er hasste seine Entscheidung, auf Männer wie Logan zurückgreifen zu müssen, doch was für eine Wahl hatte er schon? Die Verluste, die der Orden in jüngster Zeit hatte hinnehmen müssen, waren höher als die Zahl der fähigen Krieger und Ritter, die sich ihren Reihen anschlossen. Den Blutzoll der Kirche hatte auch der Zornesorden gezahlt und er wollte nicht auch noch das Leben Aischas und der anderen Ordensritter leichtfertig auf Spiel setzen.
Der Wächter der Wacht Greifenfeste hatte in diesem Moment einen bitteren Geschmack im Mund. Gerne hätte er in dieser Sache nur auf seine eigenen Mannen zurückgegriffen, doch waren dies schlimme Zeiten und Individuen wie Logan lebten davon.
Verärgert über die allgemeine Situation erhob sich Phelian schwerfällig und verließ nun auch seinerseits den Raum. Er war nur froh, dass er diese Unterredung für sich behielt und niemand sonst davon wusste und mit diesem Wissen belastet wurde.
In der Nacht
Mitternacht war schon vorbei, als es laut an die verschlossene Tür des provisorischen Ordenshauses hämmerte. Seanna die der Tür am nächsten war, vergewisserte sich, dass es sich bei dem Ankömmling um den Edlen Herrn Winterkalt handelte, bevor sie – mit dem Schwert in der Hand – die Tür öffnete.
Eventuelle Fragen wehrte Winterkalt auf den Hinweis der späten Stunden hin ab. Kurz erkundigte er sich wo Hilko und Tibraid seien und begab sich dann zu seiner Schlafecke, die ihm die Ordensritter bereits hergerichtet hatten.
Zwei Stunden später klopfte es erneut an die Tür und diesmal waren es Tibraid und Hilko, die von ihrer Patrouille zurückkamen. Tibraids Waffenrock war an einer Stelle zerrissen und beide Krieger waren recht Müde, doch schienen sie unverletzt. Auf die Frage hin, ob etwas Besonderes geschehen sei deutete Hilko auf Tibraid und meinte, dass jener einen Diener des Herrn Praios gerettet habe, als dieser in Entrückung in einen von den Trümmern der unheiligen fliegenden Festung geschlagenen Kratern gestürzt sei. „Tibraid hatte gesehen, wie seine Gnaden auf das Loch zu lief und ist ihm nach. Gerade noch hatte er ihn zu fassen bekommen und wieder hochziehen können, bevor er sich alle Knochen in 10 Schritt Tiefe gebrochen hätte.“
[…]
Die restliche Nacht verlief ruhig und ereignislos. So meinten dies zumindest, die Krieger, die sich hier sicher fühlten. In der Nacht erwachten sie. Schwingen aus Stein wurden zu Schwingen aus Leder. Die Nacht war die ihre als sie ruhig durch diese schwebten. Häuser waren ihre Heimstatt und diejenigen, die dies respektierten konnten vor ihnen sicher sein. Nahezu still landete einer der ihren auf den Gemäuern des Hauses des Heiligen Zorns und er schien zufrieden zu sein. Leise, kratzende Geräusche von hoch droben konnte nur derjenige vernehmen, der über einen allzu leichten Schlaf verfügte oder die Wache hatte und selbst dann war das Geräusch kaum vernehmbar und zu schnell vorbei, als dass derjenige reagieren konnte.
Des Praios Antlitz kündigte sich an und tauchte den Osten in ein tiefes Rot, als die Letzten wieder ihre Plätze einnahmen und verharrten, bis Phex wieder die Herrschaft übernehmen würde.