Geschichten:Zornesritter in Warunk - Teil 2

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Zornesritter in Warunk - Alexis

Erst vor wenigen Tagen war Alexis mit seinen Ordensbrüdern Alfred Beradje und Unswin aus Schwertwacht losgeritten.

Bei der Versammlung am letzten Abend auf Schwertwacht hatte er schon für Verwunderung bei seinen Ordensgeschwistern gesorgt. Seine beiden Brüder ließen verlauten, dass sie sich dem Schwertzug Ihrer Erhabenheit wider die Besetzer von Warunk anschließen werden. Da meldete er sich zu Wort und erklärte, dass er sie auf ihrem Weg begleiten werde. Es war kurz still geworden im Saal, denn Alexis war nicht nur Geweihter des Ordens sondern auch der Tempelvorsteher – hier – zu Schwertwacht. Dann wurden einige Stimmen laut und baten um Bedacht angesichts der hiesigen Verantwortung, doch stand seine Entscheidung fest. Er hatte sich dazu entschlossen. Nach dem gemeinsamen Gebet verweilte Alexis noch etwas im Tempel. Seinem Novizen Elwin gab er letzte Anweisungen und die Tempeldiener bereiteten den Tempel zur Nacht, bevor er alleine mit der Göttin Rondra war. Es war kein wirklicher Abschied, sein Gebet galt alten Freunden und der kommenden Schlacht. Dann verließ er die heiligen Hallen, seine Schritte hallten von den Wänden wieder… dennoch, es war anders. Draußen wartete sein Novize, nun war es an ihm die Pforten zu verschließen. Alexis übergab die Schlüssel mit einem Nicken wortlos an ihn. Dieser erwiderte das Nicken, nahm die Schlüssel – sich der Ehre bewusst – entgegen und schloss ab.

Der Geweihte begab sich auf den Weg zur Nachtruhe und passierte den Rondraplatz in Richtung der kleinen Allee. Im Antlitz des Phex konnte er erkennen, dass sich aus dem Schatten einer der Bäume eine Person auf ihn zu bewegte. Erfreut erkannte er sie, es war Aischa saba Melin.

„Meine Schwester, es freut mich euch zu sehen. So wollte ich mich noch bei euch verabschieden.“ Er versuchte ruhig zu klingen, als würde er am nächsten Tag nur ins Dorf reiten… doch so ganz gelang ihm das nicht. Dafür kannte ihn Aischa schon zu gut. Sie trat auf ihn zu.

„Hochwürden, bitte sprecht nicht von morgen, doch so gebt mir doch euer Wort, dass ihr und unsere Brüder zurückkehrt.“ Sie stand ihm genau gegenüber, doch verbarg der Schatten des Baumes ihr Gesicht.

„Ja, das werden wir. Rondra steht uns zur Seite und…“ Er wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, doch nahm sie diese entgegen, womit sie ihn überraschte.

„Hochwürden, ihr werdet hier noch gebraucht.“ Und mit diesen ihrer Worte legte sie etwas in seine Hand und schloss diese mit ihrer. Kurz verweilten sie so im Schatten der Bäume, dann drehte sich die Wächterin Aischa um und verließ den Garten des Tempels.

Als Alexis die Hand öffnete, erkannte er ein kleines goldenes Medaillon. Im fernen Schein der Lampen und Fackeln vom Tor schimmerte das Gold seidig und warm. Das Schmuckstück zeigte eine Löwin im Sprung, kleinste Details schienen herausgearbeitet worden zu sein, soweit Alexis dies bei dem schummrigen Licht erkennen konnte. Er war nun wahrlich kein Schmuckschmied, aber es schien nicht gerade erst vor kurzer Zeit gefertigt worden zu sein.

* * *

In seinen Ohren dröhnte noch der Klang der Posaunen von Perricum. Beim Ansturm hatte Alexis seine Brüder aus den Augen verloren, denn um ihn tobte die Schlacht, Schwestern und Brüder gegen die Schwarze Horde – nein, keine Schlacht, es war eher der Kampf der Menschen gegen das Unheil. Seine Kettenrüstung hing an vielen Stellen nur noch herunter, die ehemals weiße Ordenstracht war zerschlissen – durchtränkt von Blut und anderem. Sein Schild war irgendwo da draußen – zerschlagen auf dem Feld, wo unzählige Gefallene und Versehrte lagen. Auch er hatte zahlreiche Wunden erlitten, doch spürte er sie kaum noch. Mit Gliedern so schwer wie Blei schleppte er sich weiter… Schritt für Schritt und ohne Ziel, den Soldaten der Schwarzen Horde stets die Stirn geboten. Es schien kein Ende zu nehmen. Da… er vernahm klar den Gerons-Segen – gesungen von Ihrer Erhabenheit Ayla und den Sennenmeistern. Sie standen im Warunker Torbogen. Dies war nun sein Ziel. Im unwirklichen Licht des Morgengrauens kämpfte er sich mit den Schwertern zur Bresche des Torbogens. Seine rechte Schulter wurde wie von einem mächtigen Schlag nach vorne gestoßen, doch verlor er nicht das Gleichgewicht. Wie in Trance kämpfte er sich weiter voran. Es war nicht mehr weit.

Ein Nirraven-Gardist versperrte ihm den Weg, das Gesicht glich einer Fratze und das Lächeln war nicht mehr menschlich. Die unheilige Klinge schlug auf ihn ein, doch konnte Alexis die mächtigen Hiebe parieren. Würde er nun bald seinen Vater und seine Freunde an der Tafel Rondras wiedersehen? Ein Donner grollte. Wohltuender kühler Regen brachte eine Pause von Augenblicken, in der Alexis spürte, wie sich das Feuer der Rondra in seinem Körper ausbreitete. „Für die Ehre… für Rondra!“ Waren es seine Worte gewesen? Er spürte das Medaillon um seinen Hals und atmete tief durch. Sein Blick traf den dämonisch grinsenden Gardist, der wieder ausholte. Ja…

Alexis machte einen Schritt nach vorne. „Für Aischa.“ Sein linkes Schwert schlug die Klinge von Gardisten zur Seite, wobei es zerbrach… es hatte gute Dienste geleistet. Nun folgte sein rechtes Schwert, doch der Gardist war mit seiner Parade nicht schnell genug. Tief grub es sich in die gegnerische Seite, weitere Hiebe ließ Alexis folgen… er hatte sein Versprechen gegeben. Er und sein Schwert „Ta’Nenoda“ kämpften seit seiner Weihe gemeinsam, zusammen überwanden sie auch diesen Gegner und den nächsten und den folgenden. Es waren zu viele um sie zu zählen.

Plötzlich ein Signal… die gegnerischen Soldaten flohen, die verwundeten streckten ihre Waffen. Jubelschreie konnte er hören und er sah, wie viele seiner Brüder und Schwestern ihre Waffen gen Himmel rissen… es war vorbei, die Schlacht war gewonnen. Alexis ließ sich auf die Knie fallen. Er dankte der Göttin und hielt sich erschöpft das Schwertheft an die Stirn. Er verweilte kurz, dann zog er sich mit letzter Kraft am Schwertheft hoch, das Schwert zuvor in den Boden gerammt. Schwer atmend schaute er sich um, wo waren seine beiden Brüder? Doch in der Menschenmenge konnte er sie nicht finden, er begab sich auf die Suche. Mit jedem weiteren Augenblick spürte Alexis nun die Folgen der Schlacht. Mit jedem Schritt fühlte er eine weitere Wunde. Ein stechender Schmerz machte sich an der rechten Schulter breit, sein Arm konnte er kaum noch heben – nur mit Mühe hielt er noch sein Schwert. Seine Glieder wurden immer schwerer, die Kehle wie ausgedörrt. Seine Brüder…

Mit seiner Linken griff er zum Medaillon an seinem Hals und schloss die Augen… das Versprechen. Er atmete tief durch, öffnete sie wieder und blickte umher. Wo waren…dort am Haus! War das nicht Alfred? Er musste es sein… Alexis mobilisierte seine letzten Kräfte und versuchte so schnell es ging auch zum Haus zu gelangen, da sah er Unswin am Haus liegen. Alfred war schon bei ihm, auch er war von der Schlacht gezeichnet. Er rief nach einem Medicus. Wenige Augenblicke später kam er bei seinen Brüdern an, zeitgleich mit einem Medicus, der nicht großartig fragte sondern sich gleich an seine Arbeit machte. Alfred warf Alexis einen besorgnisvollen Blick zu und dieser schaute zu Unswin herab. Der Medicus blickte auf und sprach etwas zu ihnen… Alexis schüttelte den Kopf. Nein, so wird es nicht enden. Er hatte sein Wort gegeben. Sein Bruder Unswin sollte mit Alfred und ihm heimkehren. Seine Beine knickten fast von alleine ein als er hinkniete, doch legte er noch seinem Bruder die Hand auf die Brust und sprach sein Gebet an Rondra, Peraine und ihre Geschwister, auf das sie seinem Bruder Heilung gewährten. Dann wurde ihm schwarz vor den Augen.

Ein paar Tage später konnte ihm Alfred – der wohl etwas mehr Glück gehabt hatte – erzählen, was danach passierte. Unswin war auf dem Weg der Besserung. Ihm selbst wurde ein Pfeil aus dem Rücken gezogen und viele Bandagen zierten seinen Körper. Zwar wollte er dem ungeachtet aufstehen, doch der Medicus verordnete ihm strikte Bettruhe – zumindest für wenige Tage noch. So lehnte er sich zurück, glücklich zu wissen, dass jemand auf ihn wartete.



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Texte der Hauptreihe:
K1. Unswin
K2. Alexis
K3. Alfred
5. Per 1032 BF
Alexis
Unswin


Kapitel 2

Alfred
Autor: A. Neumann