Geschichten:Zunge wie ein Säbel - Die Hohen Säbel
Dorf Vorposten, Gut Schwarzfächerheim, Mitte/Ende Rahja 1042 BF
"Erhebe dich Ran Yulan, Meister der Saba'Ran, im Namen des Bundes der Säbel, sollst du dich emporschwingen als erster unter den deinen."
Der Angesproche, angetan in fein gearbeiteter, schwarzer Brigantina und schwarz-güldenem Helm, welcher düster-geheimnisvoll sein Gesicht verbarg, erhob sich würdevoll und bedeutungsschwanger und tat wie ihm geheissen, in dem er sich in die Mitte der anderen sieben, völlig unterschiedlich dunkel gerüsteten und behelmten Gestalten, stellte.
"Ihr seid die Saba'Ran, die Hohen Säbel, ihr werdet all das sein, was mir meine Wiege, mein Gatte und mein Name bisher verweigerten. So reckt auf eure Waffen, auf dass ein jedes Aug sie bezeugen und ein jedes Ohr klirrend-schneidend erhören kann."
Ein Surren ertönte als die vielgestaltigen Klingen und Spitzen der Saba'Ran in die Höhe schnellten, allen voran die rote, leicht gebogene und geflammte Klinge des ersten unter ihnen.
"Doch viel mehr als nur bloße Gewalt seid ihr, ihr seid ein Paradestück eines neuen Haselhains, eines neuen Perricums. Ein jeder geschult und belehrt in einer gelehrten Kunst, dies ist der Ursprung meiner Wahl, dies ist der Grund auf dem wir stehen und er soll stets euer Handeln leiten, mir zum Wohlgefallen und zum Rat."
Sie hatte diesen Ort, das Gut ihres Bruders, sehr bewusst für die vorangegangene Zeremonie und die nun kommenden Tage gewählt. Zu allererst wäre ihr Bruder sehr wohl Teil der Saba'Ran gewesen, wenn er denn nicht an der Seite ihres Gatten verschwendet würde. Zum anderen wollte sie die nächsten Schritte in Ruhe begehen und den Hof auf Festung Haselhain vor vollendete Tatsachen stellen, der auch nicht wissen sollte wie viele Hohe Säbel es tatsächlich gab und wer sich hinter deren Helmen verbarg, wenn diese ohne Wehr am Hofe ihren allgemeinen Dienste taten.
Dabei galten ihr die Schwarzgerüsteten auch als Instrument der Durchsetzung, aber vorallem als Verlass. Denn viele versuchten noch immer gegen sie hinter ihrem Rücken am Hofe zu intrigieren und das würde sich mit dem Kommenden sicher nicht bessern, zumal sie die Schwarzen Wölfe und die Goldsäbelgarde geringfügig würde beschneiden müssen um die Saba'Ran zu finanzieren, das würde diesen nicht gefallen, aber auch dafür hatte sie vorgesorgt. Sie brauchte, ab von den wenigen Vertrauten am Hof, klare loyale Anhänger und die hatte sie in diesen hier gefunden.
Das war - zusammen mit der Personalreform - ein erster Teil ihrer eigenständigen Bündnispolitik, der zweite würde in diesen Tagen folgen. Denn seit Monaten schon knüpfte sie Kontakte zu bisher unbedachten, potentiellen Freunden. Dazu gehörten ihre alte Kontakte in der Reichsstadt, wie töricht war sie gewesen nicht eher daran zu denken. Und wenn Herdentor, Sebarin und Dürsten-Darrenfurt ihr schon das Gehör versagten oder zumindest den Kontakt auf formelles reduzierten, dann blieben ja noch die Perrinmarschen und Gnitzenkuhl. Wobei sie auch hier - wie in der Reichsstadt und in Haselhain selbst - nicht auf die offensichtlich einflussreichen, sondern auf die zweite Garde setzte. In den Perrinmarschen konnten dies ganz eindeutig, die Verwandten ihres Gatten sein, die er verprellt hatte, die ihr charakterlich aber recht nahe standen. Und - das war das geniale daran - einigen Verbündeten in Gnitzenkuhl recht nahe bzw. in gutem Kontakt zu ihnen standen. Die nebachotische Familie Eisensitz und noch viel wichtiger die in Gnitzenkuhl und der Reichsstadt vertretenen Alxertiser, die sich im Schatten der Großen in den letzten Jahren gemacht hatten. Alles fügte sich, fast unheimlich zufällig.
Dazu hatte sie begonnen ihre Kontakte zu Rosalinde von Schurr am Hof von Gerbenwald zu intensivieren, kein einfaches Unterfangen sich dort in ein gutes Licht zu rücken doch ihre besonnene Art vor den Gesandten der Kaiserin im Vorspiel um die Einigung von Morganabad hatte die kaiserlichen dort aufhören lassen, gleich ob sie Nebachotin war oder nicht.
Und zuguter letzt hatten die Bündnisse und eine pfiffenstocker Anverwandten in Wasserburg auch zu den Saba'Ran geführt und umgekehrt. Wie gesagt, alles fügte sich. Und in den nächsten Tage würde sie diese Fügungen von ihrer Zufälligkeit befreien und auf die Festung Haselhain zurückkehren mit einem gestärkten Rückrat und den Hohen Säbeln als einem schlagkräftigen Instrument - in jeder Hinsicht.
Sie blickte auf die drei Hohen Säbel an ihrer Seite, welche stolze Eleganz und Eloquenz. Dann wurde die Tür geöffnet und ihre erste Gesprächspartner - Rondrara von Alxertis - wurde angekündigt, sie sollte einen gebührlichen Empfang bekommen.