Geschichten:Zunge wie ein Säbel - Nicht das was sie wollte
Nahe der Festung Haselhain, nach der Madasangturney, Ende Travia 1046 BF
Dana von Ruchin schlenderte alleine in Gedanken versunken zwischen den Ständen und Zelten umher. Sie hatte sich auch dem Zelt der Kadi zurück gezogen. Das was darin gerade beschlossen wurde war nicht das was sie gewollt hatte, als sie sich mit der Altmärker Junkerin zusammen getan hatte, um der Baronin ein Schnippchen zu schlagen. Und das was davor passiert war - die Tumulte - erst recht nicht, ein solches Chaos hatte sie nicht bezwecken wollen. Wohl aber ihre "Verbündete", welche sie mit ihrer harschen Unterstützung für die Aranier mehr als überrascht hatte. Natürlich wollte sie der Baronin und ihrer Sippschaft eins auswischen, aber so? Das störte die Ordnung und viel schlimmer kochte es die teilweise ohnehin schon schwierige Situation des Völkergemischs Südperricums noch weiter hoch. Das war nicht in ihrem Sinne, würde das doch nicht nur die Baronin treffen, sondern auch sie und auch die Leute hier.
Im Zelt hatte darauf aber niemand auch nur einen Gedanken verschwendet, es ging dort nur um juristische Floskeln und Erbsenzählerei. Und ihre "Verbündete" hatte dort auch nur schlicht die Rolle der Anheizerin übernommen, das war nicht hilfreich gewesen. Obendrein hatte sie bei ihrem letzten Besuch bei der Altmärkerin, einen kurzen Blick auf eine Korrespondenz dieser mit jemandem am Baronshof erhaschen können, dort ging es um die Zukunft des weißhäuptigen Sprosses der Baronin. Mit sowas wollte sie nichts zu tun haben.
Dana schüttelte sie nur den Kopf, was hatte sie sich dabei nur gedacht. Sie hatte sich einem Spiel hingegeben, das sie nicht gewillt und befähigt war zu spielen, sie müsste sich daraus zurückziehen und sich andere Verbündete suchen. Doch als Ruchin war sie allein hier in Haselhain, seit ihre Anverwandten am Baronshof verstorben waren und die Baronin sie übergangen hatte.
Vielleicht war es der Schlüssel sich an die Herdentorer Sturmfelser zu wenden, die wiederum in gutem Kontakt zu den Wasserburger Ochsen standen, welche durchaus gute Kontakte mit ihrer Familie aus dem Schlund unterhielten.
Sie nickte, die Sturmfelser in Herdentor, sie würde ihnen einen Besuch abstatten, dachte sie, warf noch einen letzten Blick auf das rote Zelt der Kadi und wandt diesem dann den Rücken zu, inkl. ihrer ehemaligen "Verbündeten".
Kurz darauf entstiegen die Konfliktparteien dem Eingang des Zeltes. Ihre Gesichter spiegelten die Neutralität des eben gefundenen Kompromiss, der letztlich eine große Leistung der Kadi und der Landrichterin war. Sie hatten die Meinungen gehört, die vorgebrachten Dokumente geprüft und mit solchen herangebrachten aus der Festung Haselhain verglichen. Natürlich müsste all dies in den nächsten Tagen noch einmal gegengeprüft werden, aber letztlich sah die Einschätzung der beiden Rechtsgelehrten so aus, dass tatsächlich noch ein berechtigter Titelanspruch Malai Bureschers bestand, allerdings dieser nicht zwingend mit Land verbunden war. So dass die Baronin ihr zwar den Titel und Namen "von Buresch" zugestehen musste, die damit verbundenen ehemaligen Ländereien aber durch historische Folgeereignisse der aranischen Segregation ihr nicht zwangsläufig zustünden.
Baronin und nunmehrig Malai von Buresch hatten dem zähneknirschend und doch zufrieden zugestimmt. Während die aranische Entourage und Altmärker Junkerin sich offensichtlich etwas mehr Schelte für die Baronin erhofft hatten.
Letztlich sollte dies ein guter Vorgeschmack auf die zukünftige Art und Weise werden, wie Perrica von Alxertis die Geschicke von Perricum mitbestimmen würde.
Die Altmärker Junkerin hingegen hatte danach ihre "Verbündete" Dana aufsuchen wollen, um ihr ihre Enttäuschung über deren Rückzug aus den Gesprächen im Zelt kundzutun, doch man brichtete ihr, dass die Ruchinerin bereits abgereist war. Vielleicht hatte sich Ailah von Altmark in der Entschlossenheit der Haselflurer Junkerin getäuscht, diese war vielleicht nicht die Verbündete die sie wollte bzw. bräuchte. Evtl. würde diese Rolle aber ihr Dürsten-Darrenfurter Verwandter und der dortige Hof für sie übernehmen.