Geschichten:Zunge wie ein Säbel - Von Baburesch
Spätsommer/Frühherst 1046 BF, Dorf Barunest
Ein etwas hagerer, aber üppig geschmückter Mann mit wild-kunstfertiger Bartmode und eine kurvige, kämpferische Frau mit Kriegsfächer in einem feinen Gehänge am Gürtel näherten sich einer Person, deren androgynen Züge es dem einfachen Geist schwer machten deren Geschlecht zu bestimmen. Die Person war gekleidet in einer ordentlichen, fast feinen, tulamidisierten Kluft von Landwitschaftenden und löffelte mit einem Stück Flachbrot gerade einen Salat aus Süßgurke, Ziegenkäse und Dill. Die beiden nähertretenden, Kazar Al'Aran und Farima Dorsasunni, hatten eine andere Vorstellung von Malai(a/o) Burescher gehabt, aber man hatte ihnen gesagt Mail(a/o) würde sich hier aufhalten. Dabei waren sich die Hinweisgeber nicht immer einig gewesen, ob der Name Malai, Malaio oder Malaia war. Kazar trat als erster an den flachen Tisch heran, sein Schatten Farima dicht hinter ihm. Malai(a/o) schaute auf, schien etwas irritiert bis genervt. "Ja? Was kann ich den Herrschaften gutes tun? Wir ihr seht speise ich gerade." Begann Malai(a/o) zuerst auf Garethi, fuhr dann aber in fließendem aranischen Tulamidya fort, vmtl. weil der Aufzug der beiden Gäste dies wohl anbot. "Aber wenn Ihr Euch dazu setzt, dann mag ich Eurer sicherlich interessanten Geschichte lauschen."
"Ehrlich gesagt möchten wir Eurer Geschichte lauschen, Malai..., wie sollen wir Euch nennen?", der charismatische Kazar säuselte und setzte sein freundlichstes Lächeln auf.
"Meine Geschichte? Und nennt mich wie Ihr wollt, das machen hier alle so."
"Gut, dann nennen wir Euch Malai ay Baburesh.", raspelte der aranische Fürsprecher erneut, setzte sich behände und zog eine Tabakrolle aus einer kleinen Schatulle an seinem üppigen Gürtel. Auch die Fächerträgerin setzte sich.
"Wenn Euch danach ist. Und mit wem habe ich die Ehre?"
"Mein werter Name ist Farima Dorsasunni und das hier ist der ehrenwerte Tariq Kazar Al'Aran.", sprach die Frau etwas weniger seicht.
Malai hob eine Augenbraue. "Von euch habe ich schon gehört, ihr seid die die für die Aranier sprechen. Jetzt schwant mir euer Anliegen, ihr meint DIESE Geschichte."
"Ganz recht. Wie steht Ihr dazu, Euer Wohlgeboren?"
Malai lachte. "Das ist nicht meine Geschichte. Die hat jemand anders erzählt und sich einen Spaß daraus gemacht."
"Aber ist es nicht wahr?"
"Das ist so lange her, dass es schon kaum noch wahr ist."
"Und doch ist es Euer Recht."
"Das mag ja sein, aber das entscheiden andere."
"Nicht wenn wir Eure Geschichte gemeinsam erzählen. Die Aranijas verdienen jemanden der sie führt."
"Soweit ich weiß führt Ihr sie doch."
"Wir sind zwei starke, aber einfache Stimmen, aber Eure Stimme hätte so viel mehr Gewicht, wenn Ihr auf Eurer Recht pocht und uns unterstützt. Wir können uns gegenseitig helfen. Unsere Brüder und Schwestern brauchen uns jetzt, damit die Einigung von Morganabad sie nicht weiterhin zu Perricumern zweiter Klasse machen. Dort wurde man sich einig über uns, nicht einig mit uns."
"Dem pflichte ich bei, auch ich ärgere mich darüber, wie dort schlicht über uns entschieden wurde, aber ändern kann ich das nicht. Wie soll ich euch da schon helfen?"
"In dem ihr auf Euer Recht pocht und unser Sprachrohr im Adel werdet. So wie es die Aimar-Gors und Waraqis in Dürsten-Darrenfurt immer lauter tun."
"Tun sie das? Sind das nicht selber Aranier, die sich dafür entschieden Mittelreicher zu sein? Ab davon, sind das ganze Familien, ich bin eine Person."
"Und dennoch sehen sie die Notwendigkeit und den eigenen Vorteil, wenn sie für die Stimmenlosen sprechen. Ein Vorteil der Euch und uns im allgemeinen nicht mehr allein dastehen lässt."
"Warum wendet ihr euch dann nicht an sie?"
"Weil wir mehr solcher Stimmen hinter uns vereinen müssen und weil sie dies in Dürsten-Darrenfurst tun und wir eben hier. Außerdem hörten wir, dass es eurem Hof nicht mehr all zu gut geht, seit man sich über uns einig geworden ist."
"Ich verstehe, ihr wollt an meine Zwickmühle appellieren."
"Nein, wir wollen an Euren Ärger darüber appellieren. So wie euch geht es nicht wenigen und ihre Anliegen werden nur selten oder sehr spät gehört. Ihr könntet dies ändern."
"Und wie stellt ihr Euch vor dass ich mir Gehör verschaffen soll, soweit ich weiß, hören euren Predigten zwar einige zu, aber ob das reichen würde."
"Das ist ganz einfach wir planen einen Marsch."
"Einen Marsch?"
"Ganz recht, einen Marsch zur Madasang-Turney der Baronin. Dort wird halb Haselhain versammelt sein, dort wird man Euch und uns nicht überhören können."
"Das ist gewagt."
"Die Götter sind mit den Mutigen. Außerdem haben wir Unterstützung."
"Unterstützung? Die Dürsten-Darrenfurter?"
"Sagen wir es so, es gibt Interessen, die sich zwar nicht mit unseren decken, aber denen sie entgegenkommen. Und das reicht. Und helfen mit eurem Hof können sie Euch auch, zumindest so lange bis Ihr auf eigenen, edlen Beinen steht."
Malai seufzte, tatsächlich war nicht klar, die man den Hof noch länger halten sollte, wenn sich nicht bald etwas auftat. Und dies hier war etwas das sich auftat. Mal abgesehen davon, dass diese beiden, die alten Geschichten ihres Großvaters aus der Kindheit wiederbelebten, die Malai immer vorgekommen waren wie Märchen aus einer andere Zeit, aber Ihr Großvater hatte immer mit Stolz und leuchtenden Augen davon erzählt, bis zu seinem Tod. Ein Funke der Malai bis Heute nicht angesteckt hatte, schien es ihr doch so fern. Aber jetzt schien es näher als je zuvor. Das Gesicht des Großvaters kam Malai in den Sinn. Dieser Stolz war schon lange verloren gegangen in der Familie. Konnte es möglich sein?
"Gut, das ist keine Zusage, aber was schwebt euch vor?", Malais Stimme war so fest wie lange nicht mehr.
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