Geschichten:Zwingsteiner Brachenhatz - Zwölf Lehen, zwölf Herren, zwölf Götter
Burg Zwingstein, 24. Boron 1042 BF, später am Abend
„An keinen“, Ailsa ni Rian erhob sich und ergriff eilig das Wort, bevor es ein anderer tun konnte, „Und das aus drei ganz plausiblen Gründen.“
Einen Moment hielt sie inne.
„Zwölf Lehen.“
Sie zeigte einen Finger.
„Zwölf Herren.“
Nun zeigte sie zwei, wobei sie ihren Blick schweifen ließ und den Brachenwächterinnen ein vielsagendes Lächeln schenkte. Natürlich waren auch Herrinnen gemeint.
„Zwölf Götter.“
Nun zeigte sie drei.
„Um zu Bestehen, um unsere vielfältigen Aufgaben zu erfüllen, werden wir den Schutz und Zuspruch von ihnen allen benötigen und damit kann der Bund der Brachenwächter gar nicht unter einem einzigen Heiligen - Welcher sollte das denn sein? - und seiner mit ihm verbundenen Gottheit stehen. Er muss unter ihnen allen stehen! Denn wir brauchen sie alle. Alle. Jeden einzelnen von ihnen. Das, was uns bevorsteht, werden wir nur bewältigen können, wenn sie uns alle zur Seite stehen - ganz gleich wer es denn nun sein mag, ob der Götterfürst...“ Ihr Blick ruhte für einen Moment auf Korwin von Orkenwall, dem sie ein warmes Lächeln schenkte, und wanderte anschließend zu den Eichsteinern. „... oder der Listige...“ Dabei blickte sie zu Praiosmar von Hinn. „... oder der Weiße Jäger...“ Nun galt ihre Aufmerksamkeit Hane von der Aue, dem sie freundlich zunickte. „... oder eines ihrer anderen zwölfgöttlichen Geschwister.“
Sie holte Atem.
„Und weil wir den Beistand aller brauchen, wird meine Schwester, ihro Gnaden Nurinai...“, sie deutete auf die Geweihte, die bei der Erwähnung ihres Namens ruckartig zusammenzuckte. Nurinai hatte ordentlich dem Wein zugesprochen, nicht das sie betrunken war, aber sie war einfach so unglaublich müde und konnte kaum noch ihre Augen offen halten. „... am Morgen einen Götterdienst...“ Da trat die Geweihte ihrer Schwester ordentlich gegen da Schienbein. Scanlail kicherte leise. Ailsa ging ein bisschen in die Knie, was vermutlich so aussah, als hätte sie etwas zu sehr dem Bier oder Wein zugesagt, dabei mochte sie keinen Wein und das Bier war einfach nur grauenhaft, dass so etwas überhaupt Bier genannt werden durfte. Die Ritterin versuchte diesen Umstand mit einem Lächeln zu überdecken. „... abhalten, um den Beistand aller Zwölfe zu erbitten. Jeder Geweihte ist eingeladen, sich daran zu beteiligen und jeder - ganz gleich ob er nun in die Brache zu ziehen gedenkt oder nicht - ist eingeladen, diesem beizuwohnen.“
Und während sie sich setzt schob sie noch hinterher: „Zwölf Lehen. Zwölf Herren. Zwölf Götter.“
Nurinai machte gute Miene zum bösen Spiel und nickte lächelnd, während sie ihrer Schwester zuraunte: „Wie schön von Dir Orknase, dass Du mir diese Ehre zuteil werden lässt. Damit ist mein ganzer Morgen für den...“
„Ich habe einfach mitgedacht. Es war - sozusagen - die logische Konsequenz.“
„Logisch“, lachte Scanlail leise, „Du hattest doch einfach nur keine Lust mehr, dass der nächste mit noch einem anderen Gott oder einem anderen Heiligen um die Ecke kommt...“
„Stimmt, denn wer sollte dieser Heilige denn auch sein?“, wollte Ailsa da schulterzuckend wissen.
„Wieso Heiliger?“, warf da Nurinai ein, „Warum nicht einE HeiligE?“
„Und an wen hattest Du da gedacht?“, wollte nun Scanlail wissen.
„Welche Heilige spendet Trost und Zuversicht, auch wenn die Not noch so groß ist? Welche Heilige nimmt einem die Angst und lässt einen vergessen? Welche Heilige schenkt einem auch dann noch Lebensmut, wenn das Ende absehbar und bitter ist?“, Nurinai hielt einen Moment inne, „Nur eine einzige: Die Heilige Etilia.“
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