Geschichten:Zwischen Rondra und Hesinde - Ein Zusammentreffen der besonderen Art

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Schloss Auenwacht, Kaiserlich Gerbaldsmark, Anfang Travia 1046 BF

Salix von Hardenstatt schenkte sich und seinem Bruder etwas von dem guten Perricumer Roten, den er dem großfürstlichen Weinschenk abschwatzen konnte, ein und reichte ihm eines der Gläser. "Lass uns anstoßen, Ilmar hat ausrichten lassen, dass er sich verspätet.", er hob das Glas und stieß mit seinem älteren Bruder an. Nachdem beide einen Schluck vom Wein genommen hatten und ihn auf sich wirken liesen blickte Salix zu seinem Gegenüber und ein hintergründiges Lächeln stahl sich auf seine Gesichtszüge. "Jetzt wo wir unter uns sind muss ich doch fragen: konntest du deine dir selbstauferlegte Queste zu einem würdigen Abschluss bringen?". Gespannt lehnte sich der Jüngere der Brüder zurück und lies seinen Blick auf Bärfried ruhen.

Der atmete tief durch und begann breit zu grinsen, "wenn du auf die Sache mit der unbekannten Blauen Ritterin anspielst". Er machte eine kurze Pause und gönnte sich beinahe melodramatisch einen weiteren Schluck vom Wein ehe er fortfuhr. "Dann ist meine Antwort: Ja! Ich habe diese Aufgabe tatsächlich zu einem mich zufriedenstellenden Abschluss bringen können". Sein Blick wanderte zum Weinglas und er musste an die Begegnung mit der unbekannten Ritterin denken.

Wie er ihr aus den schweren Plattenhandschuhen half, damit sie ihrerseits sich den Gestechhelm abnehmen konnte. Er wusste noch, dass ihm kurz der Atem stockte, als er dachte nun endlich das Gesicht der Unbekannten sehen zu dürfen. Doch zu seiner Enttäuschung war dieses unter einer Haube versteckt. Nur die Augen und der Mund waren freigeblieben. Am liebsten hätten er ihr damals die Haube vom Kopf gerissen, doch er konnte sich beherrschen, hatte sogar gekonnt das Ulsenrieder in die Holzbecher geschenkt und mit ihr angestoßen.

"Dann weißt du wer sich unter der blauen Rüstung versteckt?", die Frage von Salix holte den Landvogt beinahe unsanft in das Hier und Jetzt zurück. Einige Augenblicke musste er sich sammeln, um zu verstehen dass er nicht mehr in dem Zelt der Unbekannten war. Dann nickte er langsam, "in der Tat, sie ist für mich kein Geheimnis mehr...", Bärfried blickte beinahe verträumt drein als er die Worte sprach. Abermals schweiften seine Gedanken zurück an den vergangene Tag, der Begegnung mit ihr.

Zuerst hatten sie sich angeschwiegen, doch Schweigen war noch nie Bärfrieds Stärke gewesen. Irgendwann hatte er es nicht mehr ausgehalten und begonnen auf die Ritterin einzureden. Zuerst mit unverfänglichen Themen, die Turnierleistung der einzelnen Teilnehmer. Dem Auftreten der Pulethaner und Pfortenritter, die Teilnahme der Almadanerin und ihres Landmannes. Die anderen Festlichkeiten, wie Bankette, Tänze oder anderen Unterhaltungen. Irgendwann taute sie auf, sprach erst wenig und mit leiser Stimme, dann aber immer gefasster. Sie verstanden sich großartig und die beiden Biere waren alsbald geleert, weshalb Bärfried tatsächlich noch mal loszog und Nachschub besorgte. Mit der zweiten Runde Bier fuhr man dort fort, wo man mit der ertsen aufgehört hatte und tatsächlich kam das Gespräch irgendwie auf Bärfried und seiner Person. Sie unterhielten sich über das vergangene Jahr und welche Veränderungen es gebracht hatte. Schließlich, nachdem sie die Rolle des Einäugigen im Fuchsaufstand erläutert hatten, kamen sie auch auf die Identität der Blauen Ritterin zu sprechen.

Salix klopfte auf den Tisch und zog abermals Bärfrieds Aufmerksamkeit aus der Vergangenheit zu sich. "Dann...? Sag schon, wer ist es? Wer steckt hinter der geheimnisvollen unbekannten Ritterin in Blau?", mit einem neugierigen Funkeln blickte er seinem Bruder entgegen. Der aber hob beinahe beschwichtigend die Hände, "das kann ich nicht. Ich musste bei der Sturmleuin und dem Land schwören dieses Geheimnis niemandem anzuvertrauen". Salix Augenbraue hob sich misstrauisch, doch Bärfrieds Gedanken schweiften bereits wieder ab.

Die Ritterin hatte tatsächlich daraufbestanden, dass Bärfried bei seiner Ehre, der göttlichen Sturmleuin und dem Land schwören sollte, dass er unter keinen Umständen ihre Persönlichkeit verraten würde. Er hatte einige Momente gebraucht, war dann ihrer Bitte aber tatsächlich nachgekommen. Erst dann hatte sie die Kopfhaube abgezogen. Er wusste noch genau wie perplex er schaute, als er das erste Mal in ihr Gesicht, das nicht mehr von einer Haube verborgen wurde, sah. Das Haar war zu einem Dutt zusammengebunden und ihre Augen schienen zu funkeln. Die Gesichtszüge waren fein und markant, doch er hätte bei den Zwölfen nicht sagen können wen er da vor sich gehabt hatte. Erst als sie sich ihm vorstellte verstand er den Grund ihrer Geheimhaltung, dieser Scharade.

Er wäre beinahe aus dem Zelt gestürmt, doch abermals beherrschte er seine Impulse. Zu seiner Überraschung gab es keinen Streit, keine Vorwürfe, nicht von ihr und nicht von ihm. Wahrscheinlich, das kam dem Einäugigen später, weil sie beide die Hoffnung verband, durch einen ritterlichen Turniersieg - oder zumindest durch ihre ehrenvolle Teilnahme - sich rehabilitieren zu können. Sie unterhielten sich einfach weiter und Bärfried fühlte sich geehrt, dass sie ihm soviel Vertrauen schenkte. Die Ritterlichkeit, welche sie auf dem Turnierfeld gezeigt hatte war aufrichtig. Mit der selben Ritterlichkeit saß sie ihm gegenüber, zeigte ihm wer sie war und unterhielt sich mit dem Landvogt vom Arvepass. Sie hatten sich tatsächlich viel zu erzählen und irgendwann bat sie ihn darum, ihr aus der schweren Gestechsrüstung herauszuhelfen. Immerhin war diese alles andere als bequem und bei einem solchen Zusammentreffen waren leichte Kleider der schweren Platte vorzuziehen.

Salix schnaubte gekünstelt und schüttelte den Kopf, "einen Schwur auf Rondra und dem Land kann man natürlich nicht brechen". Beide Brüder nickten, ganz so als würden sie diese Worte gesondern bestätigen müssen. Gerade wollte Salix ansetzen, da trat ein hochgewachsener, blonder Rittersmann ein. "Den Zwölfen zum Gruß verehrte Vetter! Wie ich sehe habt ihr bereits ohne mich angefangen?", polterte Ilmar los, zog einen Stuhl von der Seite zum Tisch und setzte sich. Bärfried, der abermals unsanft aus seinen Gedanken gerissen wurde, blickte seinen Verwandten kurz perplex an und hob dann die Hand zum Gruß. Salix hatte indess bereits das dritte Glas mit Wein gefüllt und schob es ihrem Vetter zu.

Dieser hob es zum Anstoßen an und nachdem alle drei ihre Kehle benetzt hatten wandte sich Ilmar dem Familienoberhaupt zu. Ein schelmisches Grinden breitete sich auf seinen Lippen aus, "sag Bärfried, was hast du mit der großfürstlichen Fuhrmeisterin zu tun? Oder war das nicht sie, mit der ich dich gestern auf dem Ball lange tanzen hab sehen? Es schien als ob ihr euch ganz gut verstehen würdet". Salix Blick wanderte mit Neugier zu seinem Bruder, der nun schwach lächelnd vom einen zum anderen blickte und abwehrend die Hände hob.