Heroldartikel:Überraschungssieg bei Bärenauer Turnei

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Alle paar Jahre tut sich Baron Brander von Bärenau damit hervor, eine Turnei in seinen Landen auszurichten. So war es schließlich auch unlängst am 30. Rondra wieder einmal soweit, dass sich Rittersleut – vornehmlich aus den Grafschaften Hartsteen und Waldstein – zu Bärenau einfanden, um in der Tjoste zu streiten. Es war das erste Bärenauer Turnier seit der Gründung der Bünde von Pfortenrittern und Pulethanern, und jedermann harrte gespannt des Aufscheinens der Kombattanten, welches die blauen Armbinden knapp gewannen: Lediglich Baron Nimmgalf von Hirschfurten reiste aus dem benachbarten Leihenbutt an. Der „Pfortenritter aus Leidenschaft“ und Gesamtsieger der letztjährigen Turniersaison ließ es sich nicht nehmen, mit wehendem Banner – auch dieses an der Spitze mit himmelblauem Bande geschmückt – auf den Tjostplatz zu preschen und sich vom Volke bejubeln zu lassen.

Nicht weniger umjubelt war auch Fredegast von Gauternburg, dessen Leidenschaft für das Turnier noch größer als die des Barons von Leihenbutt ist. Der „Grüne Ritter“, wie er allenthalben genannt wird, hatte bei der letzten großen Bärenauer Turnei den Sieg davongetragen, so dass ihm schon die ritterliche Ehre gebot, den seinerzeitigen Sieg zu verteidigen. Neben dem Veranstalter selbst, der sich auch in der Tjoste zu messen gedachte, war auch die just wieder von schwerer Krankheit (siehe an anderer Stelle in dieser Ausgabe) genesene Baronin Maline von Natzungen angereist, die sich bereits wieder einer erstaunlichen Gesundheit erfreute. Ihre Miene verfinsterte sich jedoch zusehendes, als sie das Banner eines äußerst seltenen Tjosters gewahrte, denn auch ihr Erzfeind Wulf von Streitzig jüngeren Hauses zur Greifenklaue hatte den Weg nach Bärenau gefunden. Das dies letztlich Baron Brander in eine kleine Zwickmühle brachte, gab dem ganzen eine besonders pikante Note – schließlich ist er mit der Natzungerin gut befreundet, derweil ihm Baron Uslenried auf dem Convent zu Nacia im Jahre 27 Hal das Leben gerettet hatte – und wem sollte er nun mehr Aufmerksamkeit schenken?

Die ungerade Anzahl von Kombattanten brachte es mit sich, dass die stets rotgewandete fahrende Ritterin Rahjalieb von Treuen vom Bund der Gemmenritter ein Freilos erhielt. Den Lanzengang zur Eröffnung durfte denn als Verteidiger Fredegast von Gauternburg bestreiten, der den jungen Rittersmann Simond von Schennich-Muchsen mühelos aus dem Sattel beförderte; was wenig wundert, hat letzterer doch erst vor wenigen Wochen den Ritterschlag erhalten und trat hier erstmals zur Tjoste an.

So nahm denn die Turnei ihren Lauf. Gastgeber Baron Brander schied bereits im zweiten Durchgang gegen Aromir von Trutzen aus, welchselbiger in der dritten Runde von Maline von Natzungen in den Staub geworfen wurde. Besonders spannend sollte sich schließlich in der fünften Runde der Ritt Baron Uslenried gegen die Natzungerin erweisen, denn erst beim vierten Anritt gab es einen Sieger aus jener Paarung – Baron Wulf hatte seine Erzfeindin dorthin befördert, wo er sie schon immer am liebsten gesehen: am Boden!

Als letzte Kontrahenten standen am Ende der Turnei die Paarungen Fredegast von Gauternburg versus Nimmgalf von Hirschfurten und Wulf von Streitzig j.H. versus Geldrion Drakan von Sichelaue fest; letzterer gehört ebenfalls den Gemmenrittern an. Erst im fünften Anritt gelang es dem leidenschaftlichen Pfortenritter, den grünen Ritter aus dem Sattel zu stoßen. Von Sichelaue hingegen trug bereits im zweiten Durchgang den Sieg über Baron Uslenried davon. Nicht genug, dass schon seit langer Zeit kaum ein Gemmenritter so erfolgreich in der Tjoste gewesen war, stand nun ein solcher gar im finalen Lanzengang. Zur Überraschung aller anwesenden gelang es Ritter Sichelaue denn gar noch, Baron Leihenbutt gleich im ersten Anritt derart geschickt zu treffen, dass der Pfortenritter aus Leidenschaft im hohen Bogen auf den festgestampften Erdboden stürzte – ein Sturz, der so gefährlich aussah, dass etliche Zuschauer laut aufriefen und Comtessa Simiona gar erschrocken zusammenzuckte, als ihr Gemahl hinab fiel. Glücklicherweise trug seine Hochgeboren keine nennenswerten Verletzungen davon und war ganz nach ritterlicher Manier auch der erste, der dem strahlenden Sieger gratulierte. Auch Baron Uslenried nahm’s gelassen; dafür, dass er seit geraumer Zeit keine Turnei bestritten habe, sei er mit seinem Abschneiden durchaus zufrieden.

Die Handvoll anwesender Gemmenritter hingegen feierten den Sieg ihres Bundesbruders bis in die frühen Morgenstunden und waren nach langem Schlaf schließlich die letzten, die ihre Zelte abbrachen und vom Turnierplatz abreisten.



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Texte der Hauptreihe:
Autor: CD