Heroldartikel:Auf der Jagd. Die Waldsteiner Wölfe bewähren sich

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Die Waldsteiner Wölfe bewähren sich

Uslenried/Altgob/Silz. Der rote Schrecken ist zurückgekehrt, schneller, schrecklicher und grausamer denn je. Die Bruderschaft vom Almadinenen Auge, die bis vor zwei Jahren in der Reichsforster Baronie Waldfang ihr Unwesen trieb, ist seinerzeit allem Anschein nach mitnichten zerschlagen, sondern lediglich vertrieben worden.

Schon in den vergangenen Wochen machten immer wieder schlechte Nachrichten die Runde; Überfälle und andere Schandtaten häuften sich. Insbesondere die zeitweilige Besetzung von Hettfeld in den Landen Falkenwind ist den Waldsteinern in düsterer Erinnerung geblieben. Nunmehr besteht doch die Gewissheit, dass es sich bei den Überfällen tatsächlich um die Anhänger dieser Sekte handelt, die auch nach dem Tode des verfluchten Daimonenmeisters noch immer in dessen Namen dunkel wirkt. Ende des vergangenen Phexenmondes war sodann erstmals die Baronie Uslenried – und damit das Lehnsland eines der Anführer der Heerzuges wider die rote Brut – Ziel der Attacken der Bruderschaft (Der HEROLD berichtete in seiner Sonderausgabe 1 zum Konvent der garetischen und greifenfurt’schen Adligen). Doch leider sollten die Lande Uslenried trotz der Vertreibung der Schurken weiter unter der Knute der Daimonenknechte leiden. Kaum zwei Tage, nachdem Baron Wulf von Streitzig j.H. zur Greifenklaue seine Lande in Richtung Dergelstein im Greifenfurter Land verlassen hatte, um dem Konvente beizuwohnen, brachen in den frühen Abendstunden aus dem Reichsforst rotgewandete Söldner und Kultisten hervor, die sich über die Felder dem Dorf Hasenheide näherten. Bauersleute, die noch auf den Feldern ihrem Tagewerk nachgingen, wurden sogleich gefangen genommen und in Fesseln gelegt, und die Söldlinge machten kurzen Prozess mit jedem, der sich zu widersetzen: versuchte. Als die Rubinbrüder das Dorf schließlich erreichten, hatten sie bereits um die fünfzig Untertanen des Uslenrieders festgesetzt. In der Abenddämmerung umstellten sie die Siedlung, derweil schon manche Dorfbewohner nach. ihren Angehörigen Ausschau hielten, die eigentlich schon zur Abendspeise hätten zurück sein müssen. Jene, die sich bis vor das Dorf trauten, wurden ebenfalls von den Kultisten weggefangen. Just als schließlich der Dorfschulze auf den Plan trat, weleher von einer Magd vom Ausbleiben ihrer Familie informiert worden war, preschten wohl zwei Handvoll Söldlinge auf Pferden in das Dorf hinein und brachten den Schulzen in ihre Gewalt. Jenem gelang es jedoch, noch rechtzeitig um Hilfe zu rufen, so dass alsbald viele Neugierige auf den Platz hinausströmten und verwundert ihren Schulzen in der Hand der Kultisten sahen. Unvermittelt stürmten da die übrigen Söldner in das Dorf; scheuchten auch die letzten Bewohner aus ihren Häusern und trieben sie auf dem Dorfplatz zusammen.

Einer der Büttel des Barons, welcher just in diesem Moment im Begriff war, in das Dorf hineinzureiten, machte umgehend kehrt und gab seinem Pferd die Sporen, um auf Burg Greifenklaue Bericht zu erstatten. Noch inmitten der Nacht brach sodann ein Bote auf, der dem Baron gen Greifenfurt hinterhereilte, um ihm von den Vorfällen Meldung zu machen, denn Ihre Gnaden Schwertschwester Rondrina und Hauptmann Cern von Aschenfeld wussten die Gefahr sehr wohl recht zu deuten, so dass sie die Anwesenheit ihres Bruders respektive Schwagers in dieser Angelegenheit ob der prekären Situation für dienlich hielten. Dennoch ward nicht lange gezögert, und schon am nächsten Morgen brachen die beiden zusammen mit etlichen Rittern des jüngeren Streitziger Hauses und den Waldsteiner Wölfen unter ihrer Führerin Jessa al Tern gen Hasenheide auf, um die Besetzung des Dorfes zu beenden.

Waldsteiner Wölfe auf der Jagd

Baron Wulf ereilte die Nachricht vom Überfall auf seine Lande dann am Mittag des zweiten Konventtages, just als man zur Befreiung des Alriksmärker Heroldes aufbrechen wollte. Wohl oder übel gab der Baron daraufhin den versammelten Adligen bekannt. dass er aus besagten Gründen dringend abreisen musste, wiewohl ihm die ganze Situation reichlich unangenehm war. Kaum eine Stunde, nachdem der Bote die Nachricht überbracht hatte, befand sich seine Hochgeboren nebst Gemahlin und Leibgarde auf dem Wege in die heimatlichen Lande. Dennoch sollte es trotz scharfen Rittes einige Tage dauern, bis man Uslenried und Hasenheide im speziellen erreichte. Derweil waren die barönlichen Kämpfer selbstredend schon in Hasenheide eingetroffen, wo die Kultisten sich bereits unter Versklavung der Bauersleute wie schon seinerzeit zu Waldfang verschanzt hatten und etliche Barrikaden ausgehoben hatten. Eine offene . Konfrontation durch Einmarsch in das Dorf wollten Ihre Gnaden und der Hauptmann jedoch mit Rücksichtnahme auf die Bewohner nicht unternehmen, um keine Unschuldigen zu gefährden. Zwar kam es zuweilen zu Ausfällen auch seitens der Rubinbrüder, die in kleinen Scharmützeln endeten, die Fronten jedoch bewegten sich nicht. Trotz der energischen Widerrede seitens Ihrer Gnaden der Schwertschwester beschloss die Streitziger Ritterschaft schließlich, einem Vorschlag der Söldnerführerin Jessa al Tern Folge zu leisten und einen geheimen Kommandotrupp des nachts in das Dorf zu entsenden, um dort Verwirrung unter den Kultisten zu stiften und diese auf diesem Wege eine Möglichkeit herbeizuschaffen, die Dörfler doch aus den Klauen des Bösen zu befreien.

Inmitten der Nacht machte sich die Söldnerführerin – hartnäckige Gerüchte sprechen noch immer davon, dass sie in Wirklichkeit eine Geweihte des finsteren Rondrasohnes Kor ist – denn schließlich höchstselbst auf, um die Lage zu erkunden und nach Möglichkeit bereits erste Schritte gegen die Aufständischen einzuleiten.

Nach etwa einer Stunde ging dann nahe des Dorfplatzes ein Haus in Flammen auf, und im Feuerschein war auch in einigen hundert Schritt Entfernung noch deutlich das Chaos zu erkennen, welches der Brand anrichtete. Alsbald liefen Kultisten und wohl auch Dörfler eilig umher und versuchten, den Brand zu löschen, was ihnen aber nicht gelingen wollte. Gleichzeitig näherte sich den Rittern und Söldlingen aus den Schatten ein Trupp dunkler Gestalten, die sich jedoch eher zögerlich und furchtsam denn kämpferisch und kriegslustig vorwärts bewegte. Einer der Streitziger Rittersleut’, die Nahe herbeistanden, rief denn schließlich die schleichenden Gestalten an: »Erklärt Euch!« – »Gut Freund!«, erscholl es da zurück, und eine Frau in dunklen Gewändern trat aus der Masse hervor und näherte sich schnellen Schrittes. Der Rittersmann und einige umstehende Söldner zogen schon. die Klingen blank, da sprach die Frau: »Haltet ein! Oder wollt Ihr Eure Herrin erschlagen?« Wie staunten da die Kämpen, als die Sprecherin noch näher herantrat, die Kapuze ihres Umhanges zurückschlug und darunter ein von dunkelblonden Locken umrahmtes Gesicht zum Vorschein kam, das Ihnen allen nur zu bekannt war. Sinya Phexiane von Aschenfeld-Streitzig j.H. zur Greifenklaue, die Gemahlin des Barons, war es, welche die Dörfler da herausführte! Und als Ritter und Söldner zugleich begannen, wild durcheinander zu fragen, da erschien auch schon seine Hochgeboren höchstselbst inmitten seiner Getreuen. Schnell verstummte da das Gemurmel, als der Baron neue Befehle gab und lediglich noch einmal unterbrochen wurde, als Jessa al Tern zurückkehrte und zwei Gefangene Kultisten mit sich führte, sich allerdings wenig erstaunt über die Anwesenheit Ihres Soldherrn zeigten.

Baron Wulf hieß seine Kämpfer sodann, allen Gefahren zum Trotze, das Dorf einzunehmen, was sich jedoch schwieriger gestaltete, als zunächst gedacht: Die Kultisten hatten wohl erkannt, wie ihnen die Stunde geschlagen hatte und unversehens eine Handvoll niedere Daimonen aus den Untiefen der Niederhöllen heraufbeschworen, die den wackeren Kämpfern zusetzten. In den Kämpfen gelang dem größten Teil der Gefangenen Bäuerlein, aber auch etlichen der verderbten Rubinbrüder die Flucht in die nahe gelegenen Wälder, in welchen sie gegenüber den schwergerüsteten Rittern an Geschwindigkeit doch sehr im Vorteil waren So gab denn Seine Hochgeboren den Befehl, dass die Waldsteiner Wölfe, welche als leichtgerüstete weniger behindert waren, die Verfolgung aufnehmen und Brut nunmehr endgültig vernichten sollten. So geschah es denn auch. Die Ritterschaft sicherte derweil den Ort und setzte die übrigen Mitglieder der Bruderschaft gefangen.

Der größte Trupp der flüchtigen Rubinbrüder hatte sich gen Westen orientiert und marschierte geradewegs durch die als verwunschen geltenden Wälder in Richtung der Lande Schwanenbruch. Die Jagd – denn eine solche war es zweifelsfrei – gestaltete sich ob mannigfaltiger Unbill und Ränke des Waldes wie auch Hinterhalten der Verfolgten als schwierig, so dass es den Flüchtigen schließlich gelang, nach einigen Tagen die Gobelsümpfe zu erreichen und sich in Richtung des befestigten Örtchens Altgob durchzuschlagen, in welchem sie untertauchten. Während dieser Tage der Verfolgung war es den Wölfen jedoch ein ums andere Mal gelungen, einige Kultisten im wahrsten Sinne des Wortes zur Strecke zu bringen. Unter Mithilfe der Schwanenbrucher Büttel wurden schließlich auch etliche der Verbliebenen festgesetzt, die sich in Kellern und auf Speichern verborgen hatten. Jene wurden, wie es recht ist, der Baronin Maline von Hohentann zu Schwanenbruch zur Aburteilung vorgeführt.

Die zu Hasenheide gefangengenommenen Kultisten wurden bereits am nächsten Tage, während die Söldner des Baron sich noch auf der Jagd befanden, an Ort und Stelle abgeurteilt und gerichtet. Seine Hochgeboren empfand keinerlei Gnade, und bei den Verurteilten zeigte sich weder eine Spur von Reue noch ein Gnadengewinsel. Die Leichen der Gerichteten wurden auf Geheiß seiner Hochgeboren den Flammen übergeben, um weiteres Unheil zu verhindern.

Die Waldsteiner Wölfe hingegen kehrten nach gut zwei Wochen in Ihre Unterkunft in Uslenried zurück, und Baron Wulf zeigte sich nach dem Bericht Jessa al Terns sehr erfreut über den Erfolg seiner Söldlinge; lediglich der Umstand, dass nicht alle der Schergen in seine Gerichtsbarkeit gefallen waren, schien ihn ein wenig zu bedrücken. Aus Schwanenbruch war indes zu hören, dass dorten eine Aburteilung noch nicht vorgenommen worden sei und Frau Maline es vorziehe, die Gefangenen vorerst im Kerker schmoren zu lassen, und die Entscheidung einem eigens aus Gareth herbestellten Inquisitor überlassen wolle. Aus der Grafenburg Silz hingegen ward durch den Grafschaftsrat Ritter Lubomir von Storchenhain verlautbart, dass der Einsatz der barönlichen Söldlinge mitnichten eine hinzunehmende Dreistigkeit, sondern vielmehr ein eklatanter Verstoß gegen die Adelsrechte der Schwanenbrucherin gewesen sei. Allerdings, und so soll auch Baron Wulf angemerkt haben, stellt sich hier wohl die Frage, inwiefern ein rechtzeitiges Eingreifen der Schwanenbrucherin mit eigenen Truppen möglich gewesen wäre. Zudem steht der Waldsteiner Adel den Anmerkungen des Grafschaftsrates ohnehin von je her skeptisch gegenüber und schert sich zumeist wenig um dessen Äußerungen. Auch die Waldsteiner Wölfe, die sicheren Quellen zufolge dem Grafschaftsrat ein Dorn im Auge sind, werden von den meisten Waldsteiner Adligen eher alles andere denn missbilligend betrachtet, und nach diesem ersten Einsatz, bei welchem sich die Wölfe trefflich bewährten, werden sich wohl kaum weitere Stimmen finden, welche dem Grafschaftsrat in seinem Ansinnen unterstützen werden, dem »Söldnerunwesen« ein Ende zu bereiten.



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Texte der Hauptreihe:
1. Phe 1022 BF
Auf der Jagd. Die Waldsteiner Wölfe bewähren sich
Auf der Jagd. Die Waldsteiner Wölfe bewähren sich


Kapitel 51

Auf der Jagd. Die Waldsteiner Wölfe bewähren sich
Autor: CD