Heroldartikel:Brunis Bunter Bilderbogen Herold 27

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Brunis Bunter Bilderbogen


Wir sind noch mal davongekommen. Auf diese einfache Formel lassen sich die Ereignisse der letzten Tage zusammenfassen. Und wer glaubt, dass dies alles Konsequenzen nach sich gezogen hätte… bei Bardo, wo kämen wir denn da hin?

Seit einem halben Jahr steht das Reich Kopf. Nicht, dass die Zustände in diesem unseren Kaiserreich vorher rosiger gewesen wären. Gut, wir bilden die Grenze der zivilisierten, garetischen Welt und wenn irgendwann einmal jemand der Baronin von Dergelstein dies vorsichtig beibringt, dann könnte daraus auch wirklich Realität werden. Faktum ist, dass Greifenfurt eine Markgrafschaft ist, eben weil es seit Jahrhunderten die Grenze zu einem unwägbaren Gebiet bildet, aus welchem jederzeit mit Angriffen, Überfällen oder Schlimmerem zu rechnen ist. Wir schützen das Reich gegen die Orken der Messergrassteppe und des Finsterkammes und nicht weniger als zwei Kriege und ungezählte Übergriffe haben immer wieder gezeigt, wie wichtig diese Grenze ist. Doch in letzter Zeit scheinen die Götter ihre schützende Hand an einen anderen Ort gelegt zu haben und das Reich...

Der Tod der Meisterin der Mark, Faduhenna von Gluckenhagen, in Weihenhorst war nur der Anfang. Mit jedem Erfolg im Ausbau der Wacht am Finsterkamm war ein um so herberer Rückschlag verbunden und je besser befestigt die Grenze an einer Seite wurde, desto mehr Lücken traten an anderer Stelle zutage. Lange schon schützen wir Gareth nicht mehr nur gegen den Finsterkamm hin. Die Wacht hat sich ausgedehnt auf das märkische Ufer des Dergel gen Darpatien und jüngst sogar auf die Grenze hin zum Kosch.

Dies alles ist die eine Seite der Medaille, die andere bezeichnet die Frage: Für wen überhaupt? Während sich der Adel der Mark mittlerweile fragen muss, wo in all der Erhebung der Landwehrbanner zum Schutz der Grenzen Garetiens das Getreide herkommen soll, dass im Winter den Bauern ernähren wird, der seit Tsa an den Grenzen patrouilliert, sieht sich die Greifin mit den Forderungen der Krone nach Steuern und Abgaben konfrontiert. Abgaben zur Finanzierung der kaiserlichen Truppen, die der Mark fehlen. Abgaben zur Finanzierung von Verkehrswegen, die in der Mark zu Trampelpfaden verkommen sind, weil der kaiserliche Straßenbau Greifenfurt auf seinen Landkarten auszusparen scheint.

Aber dies alles ist leeres Gerede in des Reichsregentens Ohr, der Greifenfurt zur Zeit wahrstwörtlich den Rücken zukehrt. Sein Auge ruht auf Albernia, seine Hand auf den Reichsinsignien, der nordmärkische Sohnemann hat nach eigenem Votum bereits die Kronen ausprobiert…

Greifenfurt wurde am 12. Rondra von einer Übermacht der Orken angegriffen und fast gestürmt. Finstere Magie und namenloses Grauen wurden letztlich durch das Eingreifen einiger wackerer Helden und die rettende Kavallerie eines Mannes abgewendet, der, als er zuletzt den Anspruch des Kaisertitels proklamierte, von genau der Provinz fallen gelassen wurde, die er nun rettete. Nun steht die Mark in seiner Schuld und natürlich wird diese eingefordert werden, denn immerhin gilt es neue Ansprüche an alte anzuknüpfen.

Natürlich werden viele überlegen, dass ja da noch das Haus derer von Gareth ist. Aber im ernst: Rohaja von Gareth ist in Wehrheim verschwunden. Wer den Berichten derjenigen Glauben schenkt, die vom Schlachtfeld kamen, und dies sind verdammt wenige, der kann und darf die Augen nicht vor der Möglichkeit verschließen, dass die designierte Kaiserin nicht wieder kommen wird. Die Zwillingsschwester weilt im Exil nach einer Anklage wegen Reichsverrates und der jüngere Bruder? Da hält sich seit Götterläufen hartnäckig ein Gerücht, er sei von einem Fluch der Orken getroffen. Und so stabil im Geiste, mit Verlaub, erscheint er auch dem freundlichen Auge nicht zu sein. Die Mutter wurde im Übrigen von einem untoten Drachen verschlungen, nachdem sie diesen vehement herausforderte. Alles in allem auch kein wirkliches Ruhmesblatt.

Wie dem auch sei, Answin ist gen Darpatien gezogen und schickt, will man gut informierten Quellen trauen, Irmenella von Wertlingen als seine Botschafterin zum Adel Garetiens. Ein Mann also, der Greifenfurt mit gedungenen Orken von Orken befreit, schickt eine Frau, die in der Gefangenschaft dieser Kreaturen die Niederhöllen auf Erden erlebt hat. Und diese Frau ist sich nur zu gut der Tatsache bewusst, dass sie in der Schuld eines Mannes steht und letztlich gegen die Königin handeln muss, deren freundschaftliche Hand sie in all den Jahren gegen alle Unbill verteidigte. Und währenddessen schwingt sich ein Junker zum Besitzer einer Privatarmee auf, ein Baron verlangt Geld für seine Lehnspflicht, ein anderer Baron zieht ganze Grenzabschnitte neu, ohne dass dies irgendwem auffallen würde, das Fehdewesen, das seit Götterläufen verfemt war, erlebt eine neue Blüte…

Wir sind noch mal davongekommen?