Heroldartikel:Ende der Wirrnisse in Schnayttach
Anspruch auf Baronie angemeldet
Ich, Elrigh von Bernstein, Ritter und Hauptmann des mittlerweile nicht mehr existierenden ”Greifenbanners”, übernehme nur zu gerne die Rolle des Berichterstatters, um zu beschreiben, was in der Baronie Schnayttach im Greifenfurt’schen in den letzten Monaten geschah.
Zuvorderst muss ich wohl Klage verkünden, dass Eidon Wischbart, Baron von Schnayttach, von der heiligen Leuin in die Halle der Helden geholt wurde. Er starb im Kampf gegen das Söldnerbanner ”Kampfhunde”, welches mein dreimal verfluchter Halbbruder, der Daimonenpaktierer Peleas Norderstein, unehelicher Sohn des vormaligen Barons Seinhach, angeheuert hat.
Doch ich greife voruas. Lasset mich mit einer kurzen Schilderung dessen beginnen, was sich in den letzten Wochen zugetragen hat: Nach einem Streit mit Baron Wischhart wurde der Praios-Geweihte von Schnayttach, der ehrwürdige Maelwys erschlagen aufgefunden. Mehrere Zeugen konnten bestätigen, dass der Baron und der Geweihte einen heftigen Disput hatten und der Baron der Letzte war, der den Tempel verließ. Tatsächlich wurde Maelwys vermutlich von einer dämonenhaften Wesenheit ermordet. Wie diese in den Tempel des Göttlichen Richters eindringen konnte, ist uns bisher noch schleierhaft.
In dem Streit ging es um zwei verbotene, ja geradezu gefährliche Bücher, welche sich mit dem Namenlosen und der Dämonenpaktiererei beschäftigen. Tatsächlich fand die aufgebrachte Menschenmenge, die nach der Entdeckung des Mordes die Burg erstürmte, die beiden Bücher in einem Geheimversteck in Baron Wischbarts Schlafgemach. (Der Baron war zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Flucht, da er sich außerstande sah, das Komplott aufzudecken.) Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den Büchern in Eidons Schlafgemach um Abschriften. Die Vorlagen dieser Abschriften fanden sich in einem Geheimraum in Peleas’ Anwesen, zusammen mit unwiderlegbaren Beweisen, dass es sich bei Peleas um den Dämonenpaktierer handelte, für den er Eidon hinstellen wollte.
In den vergangenen Wochen war Baron Wischbart auf dar Flucht von einem Versteck zum anderen, während eine Gruppe junger Abenteurer (denen ich höchsten Dank schulde) unerkannt nach Beweisen für Eidons Unschuld suchte und diese auch fand. Während der Flucht wurde ein weiteres Geheimnis aufgedeckt, das die Baronie in eine Reihe politischer Verwicklungen gestürzt hätte. Es stellte sich heraus, dass eine Kriegerin in Baron Wischbarts Gefolge – die junge Thalia Lonnert, deren Herz mit dem meinen verbunden ist, seit wir dem Kindesalter entwachsen sind – in Wirklichkeit die uneheliche Tochter des vormaligen Barons Seinhach ist.
Zur Aufklärung für all jene, die mit der Schnayttacher Geschichte nicht vertraut sind: Die Ritter von Pilzhain herrschten in Schnayttach his ins Jahr 969 BF, bis der letzte Ritter im Kampf gegen einen Dämonen starb. Die kaiserlichen Geschwister Bardo & Cella vergaben das Lehen 970 BF an Custodus von Auer und seine Familie. Custodus glaubte an eine Verbannung vom Hof und wurde in der Einsamkeit Schnayttachs wahnsinnig, er ließ wahllos Menschen als Hexen verbrennen und machte selbst vor Kindern nicht halt. Sein Bruder Seinhach wandte sich gegen ihn und mit Hilfe aufgebrachter Bauern gelang es, die Burg des Wahnsinnigen zu stürmen. Doch Custodus hatte sich bereits selbst gerichtet.
Seinhach wurde Baron und er verliebte sich in eine Bürgerliche aus der Familie Lonnert. Nach heftiger Liebelei wurde jene Bürgerliche auch schwanger, aber aus Angst, Seinhach könne seinem Bruder ähneln und einen Bastard einfach töten, wurde das Kind versteckt. Erst im Ork-Krieg, als auch ich als Knappe in Seinhachs Diensten verweilte, wurde offenbar, dass die Tochter des Barons (Thalia mit Namen) bereits in jungen Jahren eine hervorragende Kriegerin abgab.
Nachdem Seinhach bei der Einnahme von Warunk durch die Horden des finsteren Invasors verletzt wurde und tags darauf starb, wurde Eidon auf Wunsch Seinhachs zum Baron. Dies geschah im Hinblick darauf, dass Peleas, ein weiteres uneheliches Kind Seinhachs und mein Halbbruder, sich als zu intrigant und hinterhältig erwiesen hatte, um sich der Verantwortung als würdig zu erweisen. Eidon hingegen, der jahrelang als Burgoffizier in Schnayttach gedient hatte, war eine viel bessere Wahl, und der Wunsch eines Sterbenden ist uns Befehl.
Nun, da Eidon tot ist, stehen Thalia sowohl der Titel als auch die Ländereien von Schnayttach rechtmäßig zu. Es gibt auch keinen Peleas mehr, der Anspruch auf die Baronie erheben könnte, denn der Verräter an den Zwölfen fiel während unseres Zweikampfes von den Zinnen der Burg Schnayttach und ertrank im Rinn-See. Auch das Söldnerbanner ”Kampfhunde” existiert nicht mehr; es wurde in einem Scharmützel nahe der Ruinen von Burg Pilzhain zum größten Teil ausgelöscht. Ich selbst büßte bei diesem Kampf durch dämonisches Feuer mein linkes Augenlicht ein. Ein zu geringer Preis, im Vergleich zu den vielen Menschenleben, die der Kampf gegen Untote und Dämon forderte.
Ein Teil der Stadt Schnayttach und ein Teil der Burgmauer liegen nun in Trümmern. Besonders loben möchte ich den Mut und die Tapferkeit der tobrischen Flüchtlinge, die uns im Kampf gegen die unheiligen Kreaturen zu Hilfe eilten. Jeder von diesen Kämpfern, die nicht einmal richtige Waffen, geschweige denn Rüstung trugen, leistete die Arbeit von zwei ausgebildeten Rittern. Mit einer wahren Todesverachtung stürmten sie dem Feind entgegen und bewiesen einmal mehr, dass der Fall Tobriens keine Frage von Mut und Feigheit, sondern nur eine Frage von zahlenmäßiger Überlegenheit war.
Die angehende Baronin Thalia erwägt, die tobrischen Flüchtlinge in den Prozess des Wiederaufbaus einzubeziehen und fortan keinen Unterschied mehr zu machen, zwischen Schnayttach geborenen und Flüchtlingen. Ich halte dies für eine beispielgebende Idee, die für einige der hohen Herren und Damen Greifenfurts und Garetiens richtungsweisend sein sollte. Anzukündigen bleibt mir nur noch, dass die Liebe, die Baronin Thalia von Schnayttach und meine Person verbindet, durch die überlebten Schrecken tiefer und inniger ist als jemals zuvor und wir daher beschlossen haben, in naher Zeit das Gelöbnis der Travia abzulegen.
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