Heroldartikel:Fehden der letzten Jahrhunderte

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Die Reichsforster Fehde


Fehden erschüttern das Land. Die Natterndorner Fehde in der Grafschaft Hartsteen oder die Ritterbundfehde der Pfortenritter und Pulethaner sind hier nur ein Beispiel.

Doch solche Fehden sind kein modernes Phänomen. Auch in der Vergangenheit gab es sie und erst das Fehdeverbot des Reichsbehüters Brin von Gareth sorgte dafür, dass für einige Jahre keine Duelle und Kriege mehr innerhalb des Raul‘schen Reiches gefochten wurden.

In dieser und folgenden Ausgaben des Herolds wollen wir uns jeweils einer Fehde der letzten Jahrhunderte genauer widmen – und in dieser Ausgabe wollen wir mit einer Fehde beginnen, die vor knapp hundert Jahren in unserem geliebten Königreich stattfand: die Reichsforster Fehde.

Der Auslöser war der Tod des Erben des reichsforster Grafen Adhemar von Luring im Kaiserturnier zu Gareth im Jahre 943 BF. Denn kurz zuvor hatte Kaiser Perval die Turnierregeln verschärft, so dass nur noch mit scharfen Waffen gekämpft werden durfte. Graf Adhemar soll den Kaiser beschimpft und ihn für den Tod seines Sohnes verantwortlich gemacht haben; ja angeblich soll er ihn sogar zum Duell "nach kaiserlichen Reglement" gefordert haben, was dieser aber abgelehnt hatte. Dem Grafen blieb nichts anderes übrig, als in seine Stammlehen zurück zu reisen.

Kaiser Perval aber wollte sich vermutlich die Schmähungen des Grafen nicht gefallen lassen und schickte seinen Marschall Marbert von Mersingen, der noch als der "Eiserne Zwingvogt" in die Geschichte des Königreiches eingehen würde, mit mehreren hundert Soldaten gegen die Grafenlande. Doch der Graf hatte den Zorn des Kaisers wohl erwartet. Denn auch er rüstete zum Krieg und rief seine Untertanen zum Heerbann. Die Soldlisten sprechen heute von über zweitausend Soldaten, die rekrutiert oder ausgerüstet wurden!

In eben jenen ersten Monaten (am 10. Boron 943 BF) wurde auch der sogenannte "Rubrether Schwurbund" gegründet, der auch noch heute existiert. Bei diesem Bund war der Großteil der reichsforster Adelshäuser anwesend und bekräftigten somit dem Grafen gegenüber ihre Treue.

Im Laufe des folgenden Jahres (943 BF) wurden mehrere kleinere Scharmützel gefochten, wie Das Stechen von Samlor oder Die Schlacht im Vollen Mond. In diesen kleineren Schlachten gelang es den Rittern des Grafen den Einmarsch der kaiserlichen Soldaten in die ihre Grafschaft zu verhindern.

Doch ein erster großer Wendepunkt fand schließlich am 22. Rondra 944 BF statt. An diesem Tag trafen der Großteil der Heere des Grafen und des Zwingvogtes auf den Rallerswiesen, in der Nähe von Hirschpforten, aufeinander, das für die Reichsforster in einem Desaster endete: Sie verloren die Schlacht und Graf Adhemar wurde gefangen genommen und nach Rudes Schild gebracht.

Doch war damit die Fehde noch keineswegs beendet. Noch bevor die Grafenpartei und der Rubrether Schwurbund auseinander gehen konnten, ergriff die Gattin des Grafen, Wilmunde von Sturmfels-Luring, das Heft der Initiative und scharte die ritterlichen Gefolgsleute ihres Gatten unter dem Reichsforster Banner erneut. Sie stellte erneut ein Heer aus Rittern und Söldlingen zusammen, das angeblich weit über 800 Köpfe zählte! Die folgenden Monate sollten als "Wilmundes wilde Monde" in die Geschichte eingehen.

Ihre wichtigsten Heerführer waren Carolan von Cronenfurt, der ebenso an der Schlacht am 22. Rondra teilgenommen hatte, der aber den Häschern des Marschalls entkommen konnte, Baron Gishelm Rondrawin von Schwarztannen und Orelan von Luring, des Grafen Onkel. Aus der Grafschaft Hartsteen war Sigerain von Hartsteen zu den Reichsforstern gestoßen und führte zwanzig Ritter unter das Luringer Banner; aus dem Kosch ritt Irnfrede Wiliburga vom Berg heran.

Doch durften die Gräflichen keine offene Feldschlacht wagen, da der Marschall noch immer mehr als doppelte so viele Männer und Frauen unter Waffen gehabt haben soll.

Die Gräfin teilte ihr Heer in vier Haufen die die Grafschaft durchkämmten und Verbündete suchten, und jede Schlacht mit Kaiserlichen zu vermeiden trachteten.

Diese Taktik brachte einigen Erfolg: Man konnte die Belagerung von Burg Zankenblatt aufsprengen, die Familie der Junker von Nuzell auf die gräfliche Seite ziehen und eine enorme Waffenlieferung für Marschall Marbert in der Kaisermark abfangen, noch ehe sie auf Reichsforster Grund kam.

Doch dann wendete sich das Blatt. Marschall Marbert von Mersingen war mit seinen "Reitern Pervals" tief nach Reichsforst eingedrungen und schlug in der Schlacht bei Windfels in Schwarztannen den Heerhaufen des Barons Gishelm von Schwarztannen, der in Gefangenschaft geriet. Auch der Fall der Burg Rubreth, die durch List eingenommen worden war, bedeutete einen herben Rückschlag für die Reichsforster. Orelan von Luring und Sigerain von Hartsteen versuchen eine Rückeroberung, werden aber vor den Toren Rubreths in der Schlacht des grauenden Morgens geschlagen und fallen. Gräfin Wilmunde hatte nun die Hälfte ihrer Streiter eingebüßt und zog sich beim ersten Schneefall im Hesinde 944 BF auf Burg Luringen zurück.

Am 30. Tsa 944 BF, genau ein Jahr nach der Schlacht im Vollen Mond kam es zur Entscheidung vor den Toren Burg Luringens, zur Eisernen Schlacht, in der Marschall Marbert mit deutlicher Überlegenheit siegte. Scheitzig, Irnfreda vom Berg und zahlreiche Ritter und Soldaten der Grafschaft gerieten in Gefangenschaft. Laut einem Chronisten ließ Marbert sogar die Adligen in Ketten legen wie gemeine Verbrecher und man nannte ihn von diesem Tage an "den Eisernen".

Schließlich kapitulierte Burg Luringen, denn Gräfin Wilmunde hatte nach einem zehrenden Winter kaum noch Vorräte und wollte keine weiteren Toten. Es gelang ihr, mit dem Marschall ein Pardon auszuhandeln.

Nach der Kapitulation endete die Reichsforste Fehde offiziell. Die Familienmitglieder des Grafen wurden unter Hausarrest gestellt (und konnten sich somit relativ frei bewegen, solange sie in der Burg blieben) und Marbert von Mersingen übernahm im Auftrag des Kaisers die Herrschaft über die Grafschaft im Range eines Vogtes, später der Zwingvogt genannt.

Doch Getreue des Grafen fochten weiter gegen die Kaiserlichen und versteckten sich in den Wäldern. Informationen, Gold und gar Waffen erhielten sie von der späteren Gräfin Lechmin von Luring, die – damals 14jährig – ebenfalls unter Hausarrest stand und dafür einiges riskierte.

Marbert von Mersingen wurde seinem Ruf gerecht. In den folgenden Jahren – so heißt es – marterte und folterte er verdächtige Personen von denen er glaubte, sie stünden noch weiterhin für den Grafen. So musste er wohl auch von Lechmins doppeltem Spiel erfahren haben. Doch da er ihr kein Haar krümmen durfte, sperrte er sie in den tiefsten und dunkelsten Kerker. Es heißt, Marbert habe stattdessen ihren Liebsten zu Tode gefoltert, wobei sie hatte zusehen müssen.

Als schließlich Kaiser Perval im Jahre 948 BF starb, war Marbert von Mersingen vier Jahr lang im Reichsforst Zwingvogt gewesen. Pervals Nachfolger, Bardo und Cella hoben die Zwingvogtei auf und amnestierten Graf Adhemar, der aus den Verliesen von Burg Rudes Schild entlassen wurde. Doch erst im Tsa 948 BF konnte der Graf nach Reichsforst zurückkehren. Marbert von Mersingen bereitete hingegen alles für seine Abreise vor. Am 1. Tsa begann er seine Siegerpromenade mit blumengeschmückten Lanzen und Helmbüschen, während er von Luring aus gen Gareth zog. Er marschierte langsam und wie ein Eroberer durch ein unterworfenes Land. Damals war er wohl der meistgehasste Mann.

Am 10. Tsa zog Graf Adhemar auf Burg Luringen ein. Es folgte eine Versammlung der Reichsforster Stände, auf der einige fehlten: die Angerwildes, die Pfortensteins, die Hirschfurten. Doch allen, die fehlten, ließ Graf Adhemar einen grünen Zweig als Zeichen des Friedens überbringen. Denn in seiner Zeit im Kerker hatte er geschworen, dass er nur noch von Liebe und Ehre bestimmt sein wolle, wenn er seine Familie wiedersehen dürfte. Diesen Schwur setzte er um und wurde bald Graf Adhemar der Großherzige genannt.

Noch heute besteht ein großer Zusammenhalt der Reichsforster Ritterschaft, die wohl auf den Rubrether Schwurbund und auf den Kampf gegen den gemeinsamen verhassten kaiserlichen Marschall zurückgeht. Der Bund der Pfortenritter, in dem hauptsächlich Reichsforster Ritter zu finden sind, würde heute vielleicht nicht existieren, wenn damals sich die reichsforster Adelshäuser nicht zusammengetan hätten, um einen gemeinsamen und übermächtigen Feind zu bestehen.

Meisterinformationen:

Dieser Text stellt lediglich eine aventurische Sicht auf die Reichsforster Fehde dar, so dass einige Informationen in diesem Text falsch oder unvollständig sein können, da sie aus der subjektiven Sicht des Verfassers beziehungsweise des Chronisten stammen.



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Autor: VB