Heroldartikel:Tilldan Greifentreu, Baron von Nebelstein

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Du fragst, was ich über den Baron von Nebelstein weiß? Viel und zugleich wenig. So viel, wie mich mein Knappenherr, der alte Weihenhorster, lehrte und so wenig, wie ein Mann des Schwertes so weiß.

Das Geschlecht derer von Greifentreu wurde, wie so viele Adlige dieser Provinz, in der Príesterkaiserzeit belehnt. Wie der Name bereits andeutet, so hatten sich die Mitglieder des Hauses Greifentreu als Ministeriale der Praioskirche ausgezeichnet und so verwundert es nicht, dass dieses Geschlecht mit einer der im Finsterkamm gelegenen Baronien belehnt wurde, welche zu dieser Zeit urbar gemacht und bewehrt wurden.

Tilldan Greifentreu von Nebelstein

Den Namen der Baronie steuerten sie ebenfalls bei, hatte doch der Stammvater der Familie, Baldur, den Ehrentitel Greifentreu für seine Verdienste zum Schutz eines Illuminaten auf dem Schattenpass errungen, gerade unterhalb des höchsten Gipfels der Baronie Hesindelburg, des Nebelstein. Ihm zur Ehre bestimmte der greise Illumina, in beständiger Erinnerung an die Gefahren des Finsterkamms, aber auch im Verweis auf immer wieder aufscheinenden praiosgefälligen Heldenmut, die Baronie nach dem Berg zu benennen.

Wurde Baldur Greifentreu auch in der Familienhistorie bist fast an die Grenzen des Helden aus alten Geschichten verklärt, so scheint er doch in dem derzeitig amtierenden Baron einen würdigen Nachfolger erhalten zu haben.

Tilldan Greifentreu genießt bei uns im Finsterkamm hohes Ansehen. Sein Wort ist hier sprichwörtlich und seine Untertanen sagen mitunter, „eher regne es Rösser, als dass der Baron sein Wort nicht halte.“. Es mag wohl sein, dass er nicht der beste Kämpfer ist, aber als Zweitgeborener hatte ihn sein Vater ans Rechtsseminar in Rommilys geschickt, bevor sein älterer Bruder mit siebzehn Götterläufen auf einer Jagd vom Pferd stürzte und verschied. So musste der damals fünfzehnjährige jüngere Bruder die Bürde der Baronie übernehmen. Man gab ihn dem Vater des alten Markgrafen Shazar in Knappenschaft und obschon der Knabe doch eigentlich eher zum Gelehrten taugte, soll er sich doch die Hochachtung seines Herrn erdient haben.

Letztlich bat er nach dem Ritterschlag um Urlaub und ging für einen Götterlauf zurück nach Rommilys, um seine Studien zu einem Abschluss zu bringen. Am Tag der letzten Prüfung kam die Nachricht vom Tode des Vaters und der Bestallung als neuer Baron von Nebelstein. Von Rommilys brachte der Baron dann auch seine Frau mit, eine bildhübsche Darpatin, von Geburt an stumm. Nun, man sagt, die zwei verstanden sich auch ohne Worte. Und wenn, dann sprach sie mit ihrer Harfe. Ich durfte ein einziges Mal dort oben auf der Lichtkuppe, in der Burg der Greifentreu, ihrer Musik lauschen und ich sage dir, ich habe nie wieder so etwas gehört. Gleichwohl stumm sangen ihre Finger mit der Harfe von Dingen, die mich selbst vergessen machten. Nie wieder lauschte ich seitdem solcher Kunst.

Der Tilldan hat sich in Rommilys aber nicht nur mit den Rechten beschäftigt, er soll auch die Kriegskunst und die Taktik studiert haben. Er hat wohl so manche Schlacht geschlagen und auch in aussichtslosen Situationen immer wieder gezeigt, dass Kriegskunst weit mehr bedeutet als das Schwert gut zu schwingen. So führte er beim zweiten Orkenzug seine Leute mitten durch das Gebiet zweier Orkenstämme, ohne auch nur einen Mann zu verlieren. Er rettete seine Lehnsleute, indem er sie in den Höhen des Finsterkamms in einer Höhle versteckte, bevor er selbst mit seiner Frau und der persönlichen Leibwache zurückritt, um sich dem Baron von Orkenwall anzubieten und mit diesem und dessen Mannen die Baronie Reichsweg zurückzuerobern. Letztlich ist es wohl dem vereinten Kampf der beiden Männer zu verdanken, dass die Eroberung dieser Baronie erfolgreich war Der Nebelsteiner ersann im Hintergrund die taktischen Befehle, während der Orkenwaller mit seinem Mut und seinem Charisma die Männer in die Schlacht führte. Hier muss es auch gewesen sein, dass das Lager eines Abends, als die Offiziere gerade im Stabszelt die Taktiken des nächsten Tages durchgingen, von einer räuberischen Bande angegriffen wurde, wie es sie damals überall in Greifenfurt gab, Aasgeier, die sich auf die Überlebenden und Toten der Schlacht stürzten, fledderten und mitnahmen, was sie bekommen konnten.

Ein kleiner Trupp brach durch die Feldwachen und ritt geradewegs auf das Stabszelt zu, nach rechts und nach links Hiebe austeilend. Die durch den Lärm alarmierten Edlen gerieten mitten ins Kampfgemenge und nur das beherzte Eingreifen des Orkenwallers verhinderte, dass der Nebelsteiner tödlich getroffen wurde.

Die Frau Tilldan Greifentreus hatte nicht so viel Phex. Ein Berittener hieb ihr von hinten einen Knüttel auf den Rücken, dass sie umfiel und nicht wieder aufstehen konnte. Seitdem kann sie weder Arme noch Beine bewegen. Die Leute erzählen, sie läge oben auf der Lichtkuppe in einem riesigen, schmiedeeisernen Bett. Alles an ihrem Zimmer sei von strahlendem Weiß bis auf das Schmiedeeisen und die roten Rosen, die ihr ihr Mann jeden Morgen auf das Kopfkissen legen lässt. Sie soll, so heißt es, weder schlafen noch wachen. Immer wieder geht ihr Blick zu der großen Harfe, die am Fußende ihres Bettes steht. Dann, so sagt man, beben ihre Lippen und in ihren großen, dunklen Augen stehen Tränen, denn seit damals kann sie kein Glied mehr rühren.

Ihre Schönheit, so heißt es, schmerze den Baron bis ins Mark. Er soll gar einen Geweihten gebeten haben, sie Boron überantworten zu dürfen, trage sie doch unmenschliches Leid, da sie ihre geliebte Harfe nicht mehr streichen dürfe und sich nicht mehr rühren, noch verständlich machen könne. Doch der Geweihte habe abgelehnt. Sie müsse selbst den Wunsch äußern, soll er gesagt haben. Doch dies allein kann sie wohl nur noch mit Blicken.

Ein alter Veteran aus dem Greífenhorstchen  



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Texte der Hauptreihe:
Fir 1026 BF
Tilldan Greifentreu, Baron von Nebelstein
Der Heilige vom Schwarzensee


Kapitel 21

Tilldan Greifentreu, Baron von Nebelstein
Autor: VW