Geschichten:Mersinger Familienrat 1033 BF - Geheimnisse: Unterschied zwischen den Versionen
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„Es ist mir eine Freude, einmal mehr Gast in der altehrwürdigen Weidleth zu sein, Hochwohlgeboren – liebe Base! - und liebe Verwandte unseres noblen Hauses. In Rosenhain ist alles wie gehabt. Der Vogt von Rodaschquell macht mir noch immer ein altes Zollrecht streitig. Doch will ich euch nicht mit mit solchen Details langweilen. Rechtlich ist dem alten Fuchs momentan nicht beizukommen, damit soll es genügen. Was euch interessieren dürfte ist vielmehr, dass die Liebschaft des Barons zu Oberangbar mit der Baronin von Rodaschquell zuende zu sein scheint. Ihr erinnert euch: Auf der großen Herzogenturnei stritt er für ihre Farben, und viele Monate war er mit ihr zusammen. Pikanterweise ist der Baron, wie ihr wisst, vermählt. Ich weiß aus erster Hand, dass der Baron mehrere Briefe empfangen hat, die ihn vermutlich wieder auf den rechten Weg gebracht haben. Dennoch bleibt ein Makel auf dem Schild des Herrn von der Wiesen zurück.“ | „Es ist mir eine Freude, einmal mehr Gast in der altehrwürdigen [[Handlungsort ist::Herzogtum Nordmarken|Weidleth]] zu sein, Hochwohlgeboren – liebe Base! - und liebe Verwandte unseres noblen Hauses. In Rosenhain ist alles wie gehabt. Der Vogt von Rodaschquell macht mir noch immer ein altes Zollrecht streitig. Doch will ich euch nicht mit mit solchen Details langweilen. Rechtlich ist dem alten Fuchs momentan nicht beizukommen, damit soll es genügen. Was euch interessieren dürfte ist vielmehr, dass die Liebschaft des Barons zu Oberangbar mit der Baronin von Rodaschquell zuende zu sein scheint. Ihr erinnert euch: Auf der großen Herzogenturnei stritt er für ihre Farben, und viele Monate war er mit ihr zusammen. Pikanterweise ist der Baron, wie ihr wisst, vermählt. Ich weiß aus erster Hand, dass der Baron mehrere Briefe empfangen hat, die ihn vermutlich wieder auf den rechten Weg gebracht haben. Dennoch bleibt ein Makel auf dem Schild des Herrn von der Wiesen zurück.“ | ||
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Aktuelle Version vom 21. Dezember 2022, 15:05 Uhr
Mit einem bedächtigen Räuspern machte das neuste Familienmitglied auf sich Aufmerksam. Yolande blickte zu ihm hinüber und sah neben Glyrana, ihrer Nichte und Tochter ihres Bruders Gisborn, Storko von Gernatsborn-Mersingen ä.H. der das Wort erhob. „Euer Hochwohlgeboren, meine Gattin und ich reisten aus dem Herzen der Wildermark, der Baronie Schlotz, an – und nicht umsonst haben wir so viel Mann Bedeckung mit auf die Reise genommen. Kein Soldat der Kaiserin hat bisher seinen Fuß in die Lande meiner Baronie gesetzt um uns von finsteren Kriegsherren und Goblins die aus der Sichel strömen zu befreien. Allein der Eigeninitiative und des Zusammenhalts der Landadligen ist es zu verdanken, dass eine gewisse Ordnung wieder Einzug gehalten hat.“
„Habt Dank für Eure Ausführungen, Wohlgeboren, doch bezog ich mich auf Dinge, die nicht allgemein bekannt sind. Die Macht unseres Hauses beruht nicht nur auf Landbesitz oder Titeln, sondern auf den Geheimnissen der anderen Familien, die wir alleine kennen. Dies verschafft uns einen Vorteil, der sich mit Gold nicht aufwiegen ließe“, bekundete Yolande freimütig.
Welfert von Mersingen, verzog gelangweilt das Gesicht und rutschte unruhig auf seinem Polstersessel hin und her. Der Rabenmärker Heermeister wusste eh nicht zu sagen, was seine Base dazu veranlasst hatte, diesen Bauern in ihrer Mitte auszunehmen. Beiläufig winkte er Lares herbei und ließ sich von diesem den silbernen Kelch mit Wein füllen. Wenn er schon mit Nebensächlichkeiten gelangweilt wurde, dann zumindest nicht nüchtern. Erst der eisige Blick Yolandes, den sie ihm aus den Augenwinkeln zu warf, ließ ihn widerwillig Haltung annehmen. Auch wenn sie ihrem ehemaligen Knappen sein fast schon unflätig zu nennendes Verhalten meist mütterlich nachsah, erwartete sie in dieser Runde doch ein angemessenes Verhalten.
Neben dem Gernatsborner saß Glyranas Schwester, Syrenia, deren schwarzes, ebenholzfarbenes, sorgfältig gekämmtes Haar ihr bis auf die Schultern fiel – und auf dem Scheitel von einem Perlendiadem gebändigt wurde. Zur Baronin von (Ober-)Friedwang war ihre andere Nichte unlängst aufgestiegen, durch ein geschicktes hausmachtspolitisches Arrangement der Mersingens in der darpatischen Wildermark. Ihr Dekolleté erschien atemberaubend, um den weißen, zarten Hals lag ein Anhänger mit einem kleinen Jettstein. Ein Stein des Trostes, der vor Trauer um einen geliebten Menschen und schwarzer Magie schützen sollte, aber auch für den Neuanfang stand. Syrenias schwarz gefärbte „Rabenkrallen“ strichen sich eine Strähne zurück, sie schnaubte aus ihrem hübschen Näschen und zog, kaum sichtbar, einen Schmollmund. Mit lebhaft glänzenden Augen musterte sie ihre Umgebung, und auch wenn die junge Adelige in dieser Runde keine Widerworte wagte, wirkte sie dennoch temperamentvoll und aufgebracht. Yolande konnte nur vermuten, was der Grund ihres Unmuts war. Ach ja, dieser Baron Bishdarielon von Friedwang, ihr Gemahl – der Golgarit war anders als sein Schwager Storko nicht auf die Pfalz eingeladen worden. Die Pfalzgräfin glaubte beiläufig gehört zu haben, dass der Friedwanger sie mitsamt Waffenknechten an den Großen Fluß begleitet, sich dann aber zu Albenhus einquartiert hatte. Nun, dieser Edelmann war, obschon ein borongefälliger Ritter, weiland nicht bereit gewesen, mit der Hochzeit ins Hause Mersingen einzutreten, insofern hatte das alles schon seine Richtigkeit. Syrenia nickte knapp in Richtung des Familienoberhauptes, ihre Augen suchten dann ihren Vater.
Gisborn, dessen edler, aus schwarzem Brokat gefertigter Gehrock feine Wappenstickereien aufwies, sah die Aufregung seiner Tochter. Sie kam ganz nach ihrer Mutter. Stürmisch und voller Leidenschaft, wie die Streitzigs nun mal sind. Kaum merklich nickte er ihr zu, um sie zu ermuntern, ihre Gedanken zu offenbaren. Dies war nicht der Ort für vornehme Zurückhaltung.
Glyrana schenkte ihrem Vater ein Lächeln und ihrer Schwester danach ein neckisches Schmunzeln während sie ihre Augenbrauen hochzog. Sie wusste warum Syrenia wieder einmal verstimmt war. Die neue Baronin von (Ober-)Friedwang ignorierte ihre Schwester, wunderte sich aber als sie diese aus den Augenwinkeln musterte. Ihre langen schwarzen Haare waren offen wie immer und bedeckten ihr Dekolleté, aber ihre mit langen schwarzen Fingernägel geschmückten Hände verschränkten sich seltsam schützend um ihren Bauch. Und im Allgemeinen war sie in den letzten Monden seitdem sie ihre Schwester das letzte Mal gesehen hatte recht gut beleibt geworden. Syrenia lachte innerlich - man aß wohl fett am Wutzenwald bei diesem Krautjunker. Storko war es peinlich in dieser Runde der hohen Edlen unüberlegt geredet zu haben. Er hatte fast vergessen gehabt in was für einer Runde er sich nun bewegte. Hier wurden die Mersinger Meisterpläne geschmiedet und besprochen von denen er schon so viel gehört hatte. Er straffte etwas nervös seine Jacke, nickte seinem Schwiegervater und Schwager Merovahn nochmals freundlich zu und musterte mit kühlem Blicke die weiteren Anwesenden.
Sein Blick streifte dabei die in orangener Tracht der Travia gekleidete Hesine von Mersingen. Kaum ein Familienmitglied hatte die Mittfünfzigerin je gesehen, die wenigsten Mersinger waren sich ihrer Existenz überhaupt bewusst gewesen, bis die Weidlether Pfalzgräfin diesen Familienrat einberufen hatte.
Nahezu von unbemerkt beachtet blickte die Geweihte in die Runde der ihr fremden Verwandtschaft. Einst war sie wohl mit dem derzeitigen Oberhaupt der urgaretischen Familie Hartsteen, dem pochend die Grafenwürde seiner Vorfahren einfordernden Luidor von Hartsteen, im Traviabund verbunden gewesen, bis der Bund gelöst wurde und die damals junge Frau sich hinter Klostermauern der Gütigen Herrin zurückzog. Über zwanzig Götterläufe war es her. Nun stand sie hier, und lauschte den Berichten der Familienmitglieder mit dem weichen Lächeln einer Traviageweihten.
Aufmerksam beobachtete Ernbrecht abwechselnd seinen Sohn und seine Base. Ein Mann Mitte vierzig, in dessen dunkles Haar sich an den Schläfen dichtes Grau zeigte. Gekleidet in schwarz und silber, und von mittlerem Wuchs und normaler Statur, war Ernbrecht alles andere als ein großer Kriegsmann, und in der Familie eher als kluger Taktierer bekannt.
Ernbrecht war sich sicher, dass Lares diese erste Prüfung bestehen würde. Du bleibst und schenkst ein, wo es nötig ist - die Anweisung der Pfalzgräfin schien klar. Doch dahinter verbarg sich noch etwas anderes. Ganz sicher würde sie den Jungen im Verlaufe des Abends im Auge behalten, ihn einschätzen und schauen, ob er selbst zu beobachten imstande war und dabei schwieg. Ernbrecht lächelte. Das Ansehen seiner eigenen Familie wuchs durch die Ehre, die Yolande ihm zuteil werden ließ durch das Angebot, seinen Sohn als Knappen am Hofe der Pfalz aufzunehmen. Doch wie alles, was Yolande tat, war auch dies ein Schachzug. So, wie er seine Base kannte, würde sie Lares an sich binden, wie das bereits mit vielen anderen Sprösslingen des weitverzweigten Hauses getan hatte. Und natürlich würde sie von ihm, Ernbrecht, erwarten, dass auch er ihr „den ein oder anderen kleineren Gefallen“ dafür erwies. Er wusste es, und sie wusste freilich, dass ihm dies alles bewusst war. Sie waren eine wissende Familie... Ernbrecht lächelte. Es sollte ihm Recht sein. Er schätze Base Yolande. Sie war ihm in mehrfacher Hinsicht nicht unähnlich. Er bewunderte ihr außerordentliches Gespür für den jeweils richtigen Zeitpunkt. Und er wusste, dass sie so wie er das Haus Mersingen voranbringen wollte. Und immerhin war sein Sohn sein Sohn. Wer weiß, welch nützliche Dinge er alles am pfalzgräfischen Hof erfahren würde?
Schließlich erhob der Junker die Stimme, blickte abwechselnd der Pfalzgräfin in die Augen, dann den anderen anwesenden Mersingern. Es tat gut zu wissen, unter den seinigen zu sein... „Es ist mir eine Freude, einmal mehr Gast in der altehrwürdigen Weidleth zu sein, Hochwohlgeboren – liebe Base! - und liebe Verwandte unseres noblen Hauses. In Rosenhain ist alles wie gehabt. Der Vogt von Rodaschquell macht mir noch immer ein altes Zollrecht streitig. Doch will ich euch nicht mit mit solchen Details langweilen. Rechtlich ist dem alten Fuchs momentan nicht beizukommen, damit soll es genügen. Was euch interessieren dürfte ist vielmehr, dass die Liebschaft des Barons zu Oberangbar mit der Baronin von Rodaschquell zuende zu sein scheint. Ihr erinnert euch: Auf der großen Herzogenturnei stritt er für ihre Farben, und viele Monate war er mit ihr zusammen. Pikanterweise ist der Baron, wie ihr wisst, vermählt. Ich weiß aus erster Hand, dass der Baron mehrere Briefe empfangen hat, die ihn vermutlich wieder auf den rechten Weg gebracht haben. Dennoch bleibt ein Makel auf dem Schild des Herrn von der Wiesen zurück.“