Geschichten:Mersinger Familienrat 1033 BF - Verlobung: Unterschied zwischen den Versionen
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„Kommen wir nun zu einer weiteren Angelegenheit.“ Ein schneller Blick streifte ihre Schwester, ehe sie weitersprach. „Von Hartsteen hat im Namen seines [[Briefspieltext mit::Garetien:Hilbert von Hartsteen|Vetters Hilbert]] um die Hand [[Briefspieltext mit::Garetien:Isa von Mersingen|Isas]] angehalten. Auch wenn die Sippschaft eine Mitschuld an den Ereignissen trägt, so bin ich geneigt, dem Ersuchen statt zu geben. So schrecklich die Tat auch war, sie fand im Rahmen einer ordentlichen Fehde statt. [[Briefspieltext mit::Garetien:Geismar II. von Quintian-Quandt|Geismars]] Verhalten dagegen ist schmählich und inakzeptabel. Es verlangt nach einer angemessenen Antwort.“ | „Kommen wir nun zu einer weiteren Angelegenheit.“ Ein schneller Blick streifte ihre Schwester, ehe sie weitersprach. „Von Hartsteen hat im Namen seines [[Briefspieltext mit::Garetien:Hilbert von Hartsteen|Vetters Hilbert]] um die Hand [[Briefspieltext mit::Garetien:Isa von Mersingen|Isas]] angehalten. Auch wenn die Sippschaft eine Mitschuld an den Ereignissen trägt, so bin ich geneigt, dem Ersuchen statt zu geben. So schrecklich die Tat auch war, sie fand im Rahmen einer ordentlichen Fehde statt. [[Briefspieltext mit::Garetien:Geismar II. von Quintian-Quandt|Geismars]] Verhalten dagegen ist schmählich und inakzeptabel. Es verlangt nach einer angemessenen Antwort.“ | ||
[[ | [[wikav:Welfert von Mersingen|Welfert]] schäumte vor Wut. Nicht nur das er sich um das Duell betrogen sah, jetzt sollte seine Base auch noch den verdammten Sertiser ehelichen. Das war zu viel. „Nein, nein und nochmals NEIN. Nicht auch noch mit diesem arroganten Hundsfott. Das kannst du nicht machen.“ | ||
„Mäßige deinen Ton, Welfert. Du redest nicht mit einen deiner Dirnen,“ schoss [[nor:YolandeVonMersingen|Yolande]] wütend zurück. Auch wenn sie seinen Widerstand erwartet hatte, gedachte sie nicht daran sich diese Anmaßung gefallen zu lassen. Es reichte vollauf, was er sich herausnahm, wenn sie alleine waren. Doch dies hier ging zu weit. | „Mäßige deinen Ton, Welfert. Du redest nicht mit einen deiner Dirnen,“ schoss [[nor:YolandeVonMersingen|Yolande]] wütend zurück. Auch wenn sie seinen Widerstand erwartet hatte, gedachte sie nicht daran sich diese Anmaßung gefallen zu lassen. Es reichte vollauf, was er sich herausnahm, wenn sie alleine waren. Doch dies hier ging zu weit. | ||
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[[nor:MerovahnVonMersingen|Merovahn]] bot für einen Moment Maulaffen feil, ehe er sich wieder im Griff hatte. „Ihr könnt Isa doch nicht einfach verschachern, nach all dem was Ihr wiederfahren ist. Das könnt Ihr nicht ernsthaft erwägen.“ Hilfesuchend sah er sich nach seinem Vater um. | [[nor:MerovahnVonMersingen|Merovahn]] bot für einen Moment Maulaffen feil, ehe er sich wieder im Griff hatte. „Ihr könnt Isa doch nicht einfach verschachern, nach all dem was Ihr wiederfahren ist. Das könnt Ihr nicht ernsthaft erwägen.“ Hilfesuchend sah er sich nach seinem Vater um. | ||
„Bei allem Respekt, Schwester…ich bin auch dagegen,“ begann | „Bei allem Respekt, Schwester…ich bin auch dagegen,“ begann Gisborn stockend. „Das Haus Hartsteen mag den Angriff vielleicht nicht Höchstselbst befohlen haben, aber sie haben ihn billigend in Kauf genommen. Sie für dieses schändliche Betragen gar noch zu belohnen entbehrt jeder Logik. | ||
„Ist das so, Gisborn? Ich bin sicher, dass Luidor in nicht allzu ferner Zukunft zum rechtmäßigen Grafen zu Hartsteen ausgerufen wird. Eine solche Verbindung, wie es sie auch in der Vergangenheit zwischen unseren Häusern gab, ist also von Vorteil.“ | „Ist das so, Gisborn? Ich bin sicher, dass Luidor in nicht allzu ferner Zukunft zum rechtmäßigen Grafen zu Hartsteen ausgerufen wird. Eine solche Verbindung, wie es sie auch in der Vergangenheit zwischen unseren Häusern gab, ist also von Vorteil.“ | ||
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Gisborn atmete hörbar aus, während sein Blick in die Ferne ging. Eher widerwillig begann er geschlagen zu nicken. Voller Mitleid glitt sein Blick zu seiner Schwester, die entsetzt in die Runde schaute. | Gisborn atmete hörbar aus, während sein Blick in die Ferne ging. Eher widerwillig begann er geschlagen zu nicken. Voller Mitleid glitt sein Blick zu seiner Schwester, die entsetzt in die Runde schaute. | ||
Syrenia blickte ihren zerknirschten Vater (und Isora) voll Mitgefühl an. Dieses Gefühl war echt. Ebenso ihr Ehrgeiz, wenigstens selbst vor Yolandes strengen Augen zu glänzen, wenn schon ihr Gemahl nicht mit auf der Weidleth anwesend sein durfte (eigentlich hatte sie die Tauben nur mitgeführt, um ihm beizeiten Nachricht zu kommen zu lassen, falls es sich Yolande doch noch anders überlegen sollte. Was natürlich nicht der Fall gewesen war). Heirat aus Liebe – das war doch nur ein sentimentales bürgerliches Ideal. Endete allzu oft in Streit, hysterischen Szenen, ja, regelrechtem Hass. Eben wieder in bloßen Gefühlen. Was gab es denn gegen eine gute arrangierte Ehe einzuwenden? Pfalzgraf! Nach so einer hervorragenden Verbindung hätte sie sich die Finger geleckt, mit ihrem halben Baron. Von „Oberfriedwang“. | |||
Ihr missversteht meine Motive, sagte der Meuchler, und stach zu. Bei dem Gedanken an diesen phexischen Spruch ihres Schwagers Alrik musste sie sich beherrschen, nicht loszugrinsen. Sie setzte ein möglichst ernstes, bedeutungsvolles Gesicht auf und nickte der Pfalzgräfin feierlich zu: „Wenn diese Ehe dem Frieden im Reich dient, können wir uns ihr schwerlich verweigern. Leider …“ Syrenia bemühte sich, mit Rücksicht auf Isa möglichst naiv zu klingen | Ihr missversteht meine Motive, sagte der Meuchler, und stach zu. Bei dem Gedanken an diesen phexischen Spruch ihres Schwagers Alrik musste sie sich beherrschen, nicht loszugrinsen. Sie setzte ein möglichst ernstes, bedeutungsvolles Gesicht auf und nickte der Pfalzgräfin feierlich zu: „Wenn diese Ehe dem Frieden im Reich dient, können wir uns ihr schwerlich verweigern. Leider …“ Syrenia bemühte sich, mit Rücksicht auf Isa möglichst naiv zu klingen | ||
Marbian stand langsam auf. Sein Gesicht zeugte wieder von einer unheimlichen Finsternis, als er in die Runde schaute und mit ruhiger, bedrohlicher Stimme sprach: „Werte Verwandte, ich stimme der werten Hochwohlgeboren Yolande zu und verneige mich vor Ihrem politischen Geschick, dass dem Hause Mersingen wieder mal zu weiterem Glanz und Glorie verhilft. Diese Verbindung wird dem Hause Mersingen große Vorteile bringen. Und das Haus Mersingen hätte nicht eine so lange Tradition und auch bestimmt nicht solch eine Machtfülle, wenn wir nicht die Fähigkeit hätten weit in die Zukunft zu planen. Mut und Zorn haben Hunde auch, doch es ist die Fähigkeit im rechten Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen, die unser Haus groß und stark gemacht hat.“ Selbstbewusst und auch brutalst mitleidlos schaute der dickliche Knappe mit seinen schwarzen Augen in die Runde. „Also sparen wir uns diese heuchlerische Diskussion.“ | |||
Ein nur leicht angedeutetes, aber trotzdem boshaftes Lächeln umspielte kurz Marbians Lippen bis er bemerkte, dass er mit einer Handbewegung just seinen Weinpokal umgeschmissen hatte. Der Rotwein begann bereits, auf seinen Wappenrock zu tropfen. Mit einer ruckartigen Bewegung versuchte er nach hinten auszuweichen und stieß dabei den Stuhl von sich. Zu spät, ein großer Fleck war bereits auf dem Wappenrock zu sehen. Marbian begutachtete zornig den Fleck und dann fiel ihm erst auf das sein Weinpokal gerade dabei war vom Tisch zu rollen. Mit einer schnellen Bewegung, die man dem Dicken eigentlich nicht zutraute, versuchte Marbian den Weinpokal noch zu fangen. Aber wie er nun einmal war, hatte der Knappe in seiner Bewegung die Tischkante nicht einberechnet und knallte volles Pfund mit dem Kopf gegen die Kante. Schon beim zusehen bekam man Kopfschmerzen von dem Vorfall. Marbian hielt sich die Stirn und wollte sich auf seinen Stuhl abstützen, doch diesen hatte er ja gerade zwei Meter von sich befördert. Dies merkte der Tollpatsch aber wiederum zu spät und er stützte sich ins Leere ab. Den Fall versuchte er nun mit einem Ausfallschritt zu verhindern und stolperte ein, zwei Schritte Richtung Stuhl, in den er dann schließlich auch hinein taumelte. Mit einem lauten Krachen prallte der beleibte Golgariten-Knappe gegen die Stuhllehne und stürzte vorne über auf die Erde. | Ein nur leicht angedeutetes, aber trotzdem boshaftes Lächeln umspielte kurz Marbians Lippen bis er bemerkte, dass er mit einer Handbewegung just seinen Weinpokal umgeschmissen hatte. Der Rotwein begann bereits, auf seinen Wappenrock zu tropfen. Mit einer ruckartigen Bewegung versuchte er nach hinten auszuweichen und stieß dabei den Stuhl von sich. Zu spät, ein großer Fleck war bereits auf dem Wappenrock zu sehen. Marbian begutachtete zornig den Fleck und dann fiel ihm erst auf das sein Weinpokal gerade dabei war vom Tisch zu rollen. Mit einer schnellen Bewegung, die man dem Dicken eigentlich nicht zutraute, versuchte Marbian den Weinpokal noch zu fangen. Aber wie er nun einmal war, hatte der Knappe in seiner Bewegung die Tischkante nicht einberechnet und knallte volles Pfund mit dem Kopf gegen die Kante. Schon beim zusehen bekam man Kopfschmerzen von dem Vorfall. Marbian hielt sich die Stirn und wollte sich auf seinen Stuhl abstützen, doch diesen hatte er ja gerade zwei Meter von sich befördert. Dies merkte der Tollpatsch aber wiederum zu spät und er stützte sich ins Leere ab. Den Fall versuchte er nun mit einem Ausfallschritt zu verhindern und stolperte ein, zwei Schritte Richtung Stuhl, in den er dann schließlich auch hinein taumelte. Mit einem lauten Krachen prallte der beleibte Golgariten-Knappe gegen die Stuhllehne und stürzte vorne über auf die Erde. | ||
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Zur Not würde sogar ich mich adoptieren lassen, dachte sie und sah dann ihre Schwester Glyrana an, die gerade wieder so typisch wie tückisch aufgebraust war. Sie avisierte mit Schlangenblick deren rechte Gesichtshälfte und ließ ihre schönen, weißen und scharfen Zähne zusammenklacken. Hoffentlich erinnerte sich Schwesterlein daran, wie sie, die Ältere, ihr einmal übelst in die Wange gebissen hatte, damals, als sie sich als Mädchen, auf Papas Gut, um einen Apfelkuchen gezankt hatten. „Was hast denn ausgerechnet Du eigentlich gegen Hexen?“, giftete sie kaum hörbar in Glyranas Richtung, nun wieder fünfzehn Götterläufe jünger. | Zur Not würde sogar ich mich adoptieren lassen, dachte sie und sah dann ihre Schwester Glyrana an, die gerade wieder so typisch wie tückisch aufgebraust war. Sie avisierte mit Schlangenblick deren rechte Gesichtshälfte und ließ ihre schönen, weißen und scharfen Zähne zusammenklacken. Hoffentlich erinnerte sich Schwesterlein daran, wie sie, die Ältere, ihr einmal übelst in die Wange gebissen hatte, damals, als sie sich als Mädchen, auf Papas Gut, um einen Apfelkuchen gezankt hatten. „Was hast denn ausgerechnet Du eigentlich gegen Hexen?“, giftete sie kaum hörbar in Glyranas Richtung, nun wieder fünfzehn Götterläufe jünger. | ||
Glyrana rollte leicht genervt mit den Augen. „Du hast schon, das mit der Adoption eines Kindes aus unserem Hause wäre keine schlechte Idee“ - sie strich sanft über ihren eigenen Mutterbauch, nicht dass jemand auf die Idee kommen würde ihr eigenes Erstgeborenes zur Adoption zu benützen - “aber niemand sprach vorher, dass wir Isora eine Entscheidung aufbürden würden. Wir wollen sie doch nur einmal anhören. Läge es in deinem Sinne mit jemanden vermählt zu werden, den du selbst möglicherweise in keiner Weise schätzt, und dann wirst du nicht einmal nach deiner Meinung gefragt. Das ist das Mindeste was wir Jungfer Isora zugestehen müssen.“ | |||
Die beiden Schwestern waren ja den heiratspolitischen Überlegungen des Vaters und des Hauses ausgewichen oder zumindest zuvorgekommen und hatten sich durchaus ihre Gatten aussuchen können. Glyrana lächelte ihrem Gatten Storko – der sich im Moment in dieser Runde seltsam passiv verhielt - sanft zu und nahm seine Hand mit ihren Fingern, die mit langen dunkel lackierten Nägeln geschmückt waren. | Die beiden Schwestern waren ja den heiratspolitischen Überlegungen des Vaters und des Hauses ausgewichen oder zumindest zuvorgekommen und hatten sich durchaus ihre Gatten aussuchen können. Glyrana lächelte ihrem Gatten Storko – der sich im Moment in dieser Runde seltsam passiv verhielt - sanft zu und nahm seine Hand mit ihren Fingern, die mit langen dunkel lackierten Nägeln geschmückt waren. | ||
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„Wollen wir sehen, was der morgige Tag bringt“, beendete Yolande die Beratung mit Hinblick auf die anstehende Zeremonie. | „Wollen wir sehen, was der morgige Tag bringt“, beendete Yolande die Beratung mit Hinblick auf die anstehende Zeremonie. | ||
Die Rechte ihren Anhänger umfassend, murmelte Yolande unter Anrufung des Schweigsamen die rituellen Worte, mit denen der Familienrat traditionell endete, und alle Anwesenden zur Verschwiegenheit gemahnte. | Die Rechte ihren Anhänger umfassend, murmelte Yolande unter Anrufung des Schweigsamen die rituellen Worte, mit denen der Familienrat traditionell endete, und alle Anwesenden zur Verschwiegenheit gemahnte[[Handlungsort ist::Herzogtum Nordmarken|.]] | ||
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Aktuelle Version vom 21. Dezember 2022, 15:14 Uhr
„Kommen wir nun zu einer weiteren Angelegenheit.“ Ein schneller Blick streifte ihre Schwester, ehe sie weitersprach. „Von Hartsteen hat im Namen seines Vetters Hilbert um die Hand Isas angehalten. Auch wenn die Sippschaft eine Mitschuld an den Ereignissen trägt, so bin ich geneigt, dem Ersuchen statt zu geben. So schrecklich die Tat auch war, sie fand im Rahmen einer ordentlichen Fehde statt. Geismars Verhalten dagegen ist schmählich und inakzeptabel. Es verlangt nach einer angemessenen Antwort.“
Welfert schäumte vor Wut. Nicht nur das er sich um das Duell betrogen sah, jetzt sollte seine Base auch noch den verdammten Sertiser ehelichen. Das war zu viel. „Nein, nein und nochmals NEIN. Nicht auch noch mit diesem arroganten Hundsfott. Das kannst du nicht machen.“
„Mäßige deinen Ton, Welfert. Du redest nicht mit einen deiner Dirnen,“ schoss Yolande wütend zurück. Auch wenn sie seinen Widerstand erwartet hatte, gedachte sie nicht daran sich diese Anmaßung gefallen zu lassen. Es reichte vollauf, was er sich herausnahm, wenn sie alleine waren. Doch dies hier ging zu weit.
Merovahn bot für einen Moment Maulaffen feil, ehe er sich wieder im Griff hatte. „Ihr könnt Isa doch nicht einfach verschachern, nach all dem was Ihr wiederfahren ist. Das könnt Ihr nicht ernsthaft erwägen.“ Hilfesuchend sah er sich nach seinem Vater um.
„Bei allem Respekt, Schwester…ich bin auch dagegen,“ begann Gisborn stockend. „Das Haus Hartsteen mag den Angriff vielleicht nicht Höchstselbst befohlen haben, aber sie haben ihn billigend in Kauf genommen. Sie für dieses schändliche Betragen gar noch zu belohnen entbehrt jeder Logik.
„Ist das so, Gisborn? Ich bin sicher, dass Luidor in nicht allzu ferner Zukunft zum rechtmäßigen Grafen zu Hartsteen ausgerufen wird. Eine solche Verbindung, wie es sie auch in der Vergangenheit zwischen unseren Häusern gab, ist also von Vorteil.“
Gisborn atmete hörbar aus, während sein Blick in die Ferne ging. Eher widerwillig begann er geschlagen zu nicken. Voller Mitleid glitt sein Blick zu seiner Schwester, die entsetzt in die Runde schaute.
Syrenia blickte ihren zerknirschten Vater (und Isora) voll Mitgefühl an. Dieses Gefühl war echt. Ebenso ihr Ehrgeiz, wenigstens selbst vor Yolandes strengen Augen zu glänzen, wenn schon ihr Gemahl nicht mit auf der Weidleth anwesend sein durfte (eigentlich hatte sie die Tauben nur mitgeführt, um ihm beizeiten Nachricht zu kommen zu lassen, falls es sich Yolande doch noch anders überlegen sollte. Was natürlich nicht der Fall gewesen war). Heirat aus Liebe – das war doch nur ein sentimentales bürgerliches Ideal. Endete allzu oft in Streit, hysterischen Szenen, ja, regelrechtem Hass. Eben wieder in bloßen Gefühlen. Was gab es denn gegen eine gute arrangierte Ehe einzuwenden? Pfalzgraf! Nach so einer hervorragenden Verbindung hätte sie sich die Finger geleckt, mit ihrem halben Baron. Von „Oberfriedwang“.
Ihr missversteht meine Motive, sagte der Meuchler, und stach zu. Bei dem Gedanken an diesen phexischen Spruch ihres Schwagers Alrik musste sie sich beherrschen, nicht loszugrinsen. Sie setzte ein möglichst ernstes, bedeutungsvolles Gesicht auf und nickte der Pfalzgräfin feierlich zu: „Wenn diese Ehe dem Frieden im Reich dient, können wir uns ihr schwerlich verweigern. Leider …“ Syrenia bemühte sich, mit Rücksicht auf Isa möglichst naiv zu klingen
Marbian stand langsam auf. Sein Gesicht zeugte wieder von einer unheimlichen Finsternis, als er in die Runde schaute und mit ruhiger, bedrohlicher Stimme sprach: „Werte Verwandte, ich stimme der werten Hochwohlgeboren Yolande zu und verneige mich vor Ihrem politischen Geschick, dass dem Hause Mersingen wieder mal zu weiterem Glanz und Glorie verhilft. Diese Verbindung wird dem Hause Mersingen große Vorteile bringen. Und das Haus Mersingen hätte nicht eine so lange Tradition und auch bestimmt nicht solch eine Machtfülle, wenn wir nicht die Fähigkeit hätten weit in die Zukunft zu planen. Mut und Zorn haben Hunde auch, doch es ist die Fähigkeit im rechten Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen, die unser Haus groß und stark gemacht hat.“ Selbstbewusst und auch brutalst mitleidlos schaute der dickliche Knappe mit seinen schwarzen Augen in die Runde. „Also sparen wir uns diese heuchlerische Diskussion.“
Ein nur leicht angedeutetes, aber trotzdem boshaftes Lächeln umspielte kurz Marbians Lippen bis er bemerkte, dass er mit einer Handbewegung just seinen Weinpokal umgeschmissen hatte. Der Rotwein begann bereits, auf seinen Wappenrock zu tropfen. Mit einer ruckartigen Bewegung versuchte er nach hinten auszuweichen und stieß dabei den Stuhl von sich. Zu spät, ein großer Fleck war bereits auf dem Wappenrock zu sehen. Marbian begutachtete zornig den Fleck und dann fiel ihm erst auf das sein Weinpokal gerade dabei war vom Tisch zu rollen. Mit einer schnellen Bewegung, die man dem Dicken eigentlich nicht zutraute, versuchte Marbian den Weinpokal noch zu fangen. Aber wie er nun einmal war, hatte der Knappe in seiner Bewegung die Tischkante nicht einberechnet und knallte volles Pfund mit dem Kopf gegen die Kante. Schon beim zusehen bekam man Kopfschmerzen von dem Vorfall. Marbian hielt sich die Stirn und wollte sich auf seinen Stuhl abstützen, doch diesen hatte er ja gerade zwei Meter von sich befördert. Dies merkte der Tollpatsch aber wiederum zu spät und er stützte sich ins Leere ab. Den Fall versuchte er nun mit einem Ausfallschritt zu verhindern und stolperte ein, zwei Schritte Richtung Stuhl, in den er dann schließlich auch hinein taumelte. Mit einem lauten Krachen prallte der beleibte Golgariten-Knappe gegen die Stuhllehne und stürzte vorne über auf die Erde. Stille.
Von draußen war nur das abfällige Gekrächze einer Krähe zu hören.
Dann kam eine Hand zum Vorschein und Marbian sprach mit heller und unsicherer Stimme: „Nichts passiert! Alles in Ordnung!“ Hektisch aber mit einigen Mühen erhob sich der Knappe. Die linke Hand immer noch an der Stirn haltend schaute er mit unsicherem Blick in die Runde. Blut quoll durch seine Finger. Er versuchte zu lächeln. „Sowas Dummes, aber auch. Äh … wo waren wir noch? Wollten wir nicht noch den Herrn von Knisterdorf…ich meine Gnisterstadt…äh pardon von Gnisterholm sprechen? Oder gibt es jetzt das Dessert?“ Fragend schaute Marbian in die Runde. Sein Blick blieb bei Isora hängen. Dann schien er sich zu erinnern, worum es gerade ging.
Einen langen Moment verharrte der Golgarit schweigend. Das Blut ignorierend, verlor sich der Blick seiner weichen braunen Augen. Er schien seine Umgebung zu vergessen, ganz so als ob er gerade in Erinnerungen schwelgte. Dachte er vielleicht noch an die früheren Familienfeste, wo er als Halbwüchsiger für die Kinder Erdbeertörtchen aus der Küche geklaut hatte. Auch wenn Marbian noch nie sehr mutig war, musste man anerkennen, etwas aus der Küche Jandholds zu klauen, sicherlich gefährlicher war, als einem Drachen eine Kiste Gold aus dem Hort zu stehlen. Auch Isora gehörte zu den Kindern, um die sich der dickliche Knappe früher rührend gekümmert hat. Marbian hatte auf sie aufgepasst, mit ihnen Fangen und Verstecken gespielt. Er hatte immer versucht, den Kindern die doch sehr langweiligen Feste so kurzweilig wie möglich zu gestalten. Marbian hatte die Verantwortung für die Kinder übernommen.
Die Verantwortung.
Und Verantwortung ließ sich nun mal nicht einfach an der Garderobe abgeben.
Der Knappe wandte seinen Blick von Isora ab. Er schloss kurz die Augen und schaute zu Boden.
Marbian von Mersingen ä. H. traf eine Entscheidung.
Der Hauptmann a. D. straffte sich und zog seinen befleckten und lädierten Wappenrock gerade. Entschlossenheit war nun in seinem Gesicht zu sehen. Er nickte Isora nochmal kurz mitfühlend zu, dann wandte er sich Yolande und den anderen Gästen zu. Er verschränkte seine Armee, ganz Offizier, hinter seinem Rücken.
„Werte Hochwohlgeboren Yolande, das Haus Mersingen, unsere Familie, ist stark, weil wir alle samt zusammenhalten. Wir sind stark, weil jedes Mitglied dieses überaus ehrenwerten Hauses seinen Platz kennt und seine Pflicht für das Haus, vor seine persönlichen Interessen stellt.“ Marbians sanfter Blick verharrte auf Yolande. Seine braunen Augen zeugten dennoch von einer ungewöhnlichen Entschlossenheit, die für Außenstehende sicher putzig wirkte, aber alle die Marbian kannten, wussten dass er an solch einem Punkt sehr überzeugend sein konnte. „Doch Familie heißt nicht nur seine Pflicht zu erfüllen, sondern auch Geborgenheit und Schutz zu bekommen. Nicht nur geben, sondern auch etwas erhalten. Das werte Fräulein Isora hat ohne zu zögern Ihre Pflicht getan. Das tapfere Fräulein Isora hat für die Familie einen hohen Preis bezahlt und zahlt ihn noch. Sie hat für die Familie eine demütigende Abweisung mit stolzem Haupte ertragen. Sie hat den Verlust der Gabe Tsas für UNS ertragen und erträgt dies noch.“ Marbian vermied den Augenkontakt zu Isora. Er wusste, seine Rede würde sicher Erinnerungen wieder wach rütteln, doch es war notwendig. „Sie hat all das bisher ohne zu murren oder in Ihrem Pflichtbewusstsein zu straucheln hingenommen.“ Wieder verharrte der Knappe kurz, um seine Worte sacken zu lassen. „Verehrte Hochwohlgeboren Yolande, Ihr sagtet Eingangs, dass unsere Familie stark ist, weil wir füreinander da sind und zusammenhalten. Also lasst uns dies genauso nun auch leben und dem tapferen Fräulein Isora nun Ihre Aufopferung vergüten. Lassen wir Sie selbst entscheiden, wie Sie Ihre Zukunft gestalten will. Breiten wir unsere schützenden Flügel über sie aus und lassen sie am Herdfeuer der Familie wieder Ruhe, Frieden und Ihr Glück finden.“
Marbian straffte sich nun wieder und ging nervös auf Yolande zu. Er ignorierte das Blut, das an seiner Wange herunterlief und beugte sein Knie vor dem Familienoberhaupt. Er schaute mit einem mitfühlenden aber ernsten Blick zu Yolande hinauf.
„Welchen persönlichen Dienst, verehrte Hochwohlgeboren Yolande, kann ein ehemaliger Offizier und Knappe Golgaris leisten, um Euch davon zu überzeugen, dass diese Hochzeit nicht der richtige Weg ist?“
Man sah Marbian seine Entschlossenheit, aber auch Unsicherheit an. Denn dieses Mal würde das Backen eines bornländischen Zupfkuchens nicht ausreichen…
Yolande hob beschwichtigend die Hände. „Wenn ihr euren Zorn, so berechtigt er auch sein mag, für einen Moment außer Acht lasst, werdet ihr erkennen, dass diese Verbindung unseren Einfluss im Garetien erweitern wird. Hilbert mag ein verschlagenes Wiesel sein, aber er ist nicht nur Pfalzgraf von Sertis und Vetter des zukünftigen Grafen, sondern auch Mitglied der Pfortenritter und mithin eine gute Partie. Das Haus Hartsteen hat für den Schutz von Isa gebürgt. Ihr wird also kein Leid geschehen. Zudem kann sie so oft wie es ihr beliebt gen Weidleth reisen. In Anbetracht der Umstände ist dies die beste Möglichkeit.“
“Es kommt darauf an”, erhob Saginta nun völlig unerwartet das Wort, “wie rein ihr die Hartsteener von jeglicher Schuld waschen wollt. Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie haben die Tat zum Nachteil unserer Base in Auftrag gegeben, genehmigt oder wenigstens gutgeheißen. Oder sie haben ihre Gefolgsleute nicht im Griff. Wie es wirklich steht, ist schwer zu beurteilen, denn scheinbar ist das Haus zu feig’, um Stellung zu den Vorfällen zu beziehen. Ich habe von ihnen jedenfalls noch kein Wort vernommen, was tief blicken lässt. Ordentliche Fehde hin oder her: Man lässt solcherlei nicht unkommentiert, es sei denn man will sich mit eingezogenem Schwanz aus der Verantwortung stehlen.” Ihre Augen funkelten kalt. “Ab davon ... ist Hilbert nach allem, was man hört, nicht gerade von Rondra und Hesinde gesegnet, Luidor opfert also nur einen Bauern, was man von uns nicht behaupten kann. Und wie gedenkt der Hartsteener mit dem Erbe umzugehen, das uns durch seine Schergen hinterlassen wurde? Wenn mich nicht alles täuscht, sind Hilberts Kinder jüngst verstorben, er steht also ohne Nachkommen da. Soll das so bleiben?”
„Nun, der Gnisterholmer selbst hat uns bereits einen Wink zur Lösung des Problems gegeben, scheint mir.“ Syrenia wusste nicht zu sagen, ob es grimmer Ernst oder finsterer Spott war, der ihre Zunge beflügelte, während sie den Ritter voller Kälte und Verachtung in Augenschein nahm.
„Da seine Familie mit derartiger Manneskraft gesegnet ist, wie er protzt, wird doch sicher bald wieder eines ihrer Weibchen trächtig werden. Nehmen wir uns das Balg einfach als Entschädigung und geben es Isora, um es dann in Sertis zu einem göttergefälligen Menschen aufzuziehen.“ Sie tupfte mit einem Tüchlein etwas Wein vom Becherrand ab, der als dünner Faden herunter geflossen war. „Das dürfte auch unserem künftigen Hausritter beständige Treue und Gehorsam gegenüber dem Namen Mersingen lehren. Doch halt, vielleicht sollte man das Gnisterholmer Blut zuvor noch ein wenig veredeln.“ Sie blickte, die Augen leicht glasig vom purpurfarbenen Wein, hinüber zu Welfert. „Eine Aufgabe für Euch, werter Onkel?“ fragte sie spitz und prostete amüsiert dem Kronleuchter zu. „Dünkt euch das unschicklich? Bedenkt, auch die göttliche Rahja hat sich einst mit Khabla einen Rangniederen, einen ganz gewöhnlichen Sterblichen, auserkoren, um für sie ihre Leibesfrucht Levthan auszutragen.“ Die Baronin von Friedwang lachte sinister, verwedelte letztere, lästerliche Worte mit der Hand vor dem Mund, auf dass sie nicht gen Alveran, zu den Ohren der Götter, aufzusteigen vermochten, und nippte an ihrem Trunk.
Welfert ließ seinen Blick abschätzig über den Leib seiner Nichte gleiten. „Der Wein scheint euch zu munden, meine Liebe, wenngleich er Euch nicht zu bekommen scheint. Folgt also lieber der Familientradition und schweigt, wenn Ihr nichts Sinnvolles zu sagen habt.“ Zufrieden nahm er zur Kenntnis, dass Yolande bei seinen Worten zustimmend nickte.
Zwar noch immer etwas von Marbians teils seltsamen Verhaltens durcheinander entgegnete Glyrana ihrer älteren Schwester Syrenia. „Und was ist aus der Verbindung der göttlichen Rahja mit Khabla herausgekommen? Nichts Gutes würde ich sagen – lass deine Gedanken doch einmal bei dir uns plappere nicht so leichtsinnig drauf los.“ Sie rügte sie mit einem Gesichtsausdruck als wäre sie selbst die ältere - oder die zumindest reifere - der beiden.
Ihr Blick wanderte zu Tante Isa hinüber. Sie war nicht mehr die Jüngste und nach dem tragischen Zwischenfall standen ihre Chancen auf einen guten Ehemann tatsächlich schlecht. Vielleicht war dieser Hilbert ja doch keine schlechte Wahl? Sie wurde traurig, dass ihre Tante nie selbst ein Kindlein in ihrem Leibe wird heranwachsen lassen können. Ein sanfter Stoß ihrer eigenen heranwachsenden Leibesfrucht weckte sie aus der sekündlichen Gedankenpause. „Ja ich stimme Marbian zu, nach allem was Isora aufopferungsvoll zugestoßen war sollten wir sie zumindest anhören wie sie selbst dazu steht und ihr zukünftiges Leben gestalten würde.“
Sie blickte in die Runde der Verwandten und dann Yolande gnadevoll an.
Aus Syrenias Ecke zischte es schon wieder: Es war die Baronin, die sich (auch aus Nervosität) beim Wein doch etwas verschätzt hatte und bereits leicht in ihrem Sessel schwankte. „Ach ja? Schon Baronin Serwa von Niederfriedwang würde das anders sehen, was den Hexengott Levthan angeht“, ätzte sie. „Nun gut, ich gebe zu, meine Worte geziemten sich nicht in dieser edlen Runde. Doch bei Praios, seien wir ehrlich: Ist es denn wirklich in Isoras Sinne, wenn wir nun Ihr allein die Entscheidung aufbürden? Eine Entscheidung von solcher Tragweite, nachdem wir hier als Familienrat zusammen gerufen wurden? Das wäre vielleicht keine Heuchelei, aber Feigheit. Ein Bärendienst. Sollen wir nach den Bruch mit den elenden Quintian-Quandts nun auch noch die Hartsteens verprellen – und am Ende als die endgültig Betrogenen dastehen, ohne den geringsten Vorteil aus dieser unglückseligen Situation gezogen zu haben? Es wäre fast schon Verrat an Yolande, die, Ihr habt es doch gehört, mühsam eine Lösung ausgehandelt hat. Ich stimme Saginta zu, das Problem der Nachfolge muss gelöst werden, und nach Lage der Dinge kann dies nur durch Adoption geschehen. Gewiss, auf traviagefällige, ehrsame Weise, schon Recht…Wenn es uns irgendwie gelänge, die Nachfolge in der Pfalzgrafschaft Sertis dem Hause Mersingen zu zu schanzen, würde sich die Sache endgültig lohnen und auch die Hartsteens wären in die Schranken gewiesen. Haben wir denn kein Waisenkind in unserer Familie, das in Isoras Obhut gut aufgehoben wäre, als künftiger Pfalzgraf von Sertis?“
Zur Not würde sogar ich mich adoptieren lassen, dachte sie und sah dann ihre Schwester Glyrana an, die gerade wieder so typisch wie tückisch aufgebraust war. Sie avisierte mit Schlangenblick deren rechte Gesichtshälfte und ließ ihre schönen, weißen und scharfen Zähne zusammenklacken. Hoffentlich erinnerte sich Schwesterlein daran, wie sie, die Ältere, ihr einmal übelst in die Wange gebissen hatte, damals, als sie sich als Mädchen, auf Papas Gut, um einen Apfelkuchen gezankt hatten. „Was hast denn ausgerechnet Du eigentlich gegen Hexen?“, giftete sie kaum hörbar in Glyranas Richtung, nun wieder fünfzehn Götterläufe jünger.
Glyrana rollte leicht genervt mit den Augen. „Du hast schon, das mit der Adoption eines Kindes aus unserem Hause wäre keine schlechte Idee“ - sie strich sanft über ihren eigenen Mutterbauch, nicht dass jemand auf die Idee kommen würde ihr eigenes Erstgeborenes zur Adoption zu benützen - “aber niemand sprach vorher, dass wir Isora eine Entscheidung aufbürden würden. Wir wollen sie doch nur einmal anhören. Läge es in deinem Sinne mit jemanden vermählt zu werden, den du selbst möglicherweise in keiner Weise schätzt, und dann wirst du nicht einmal nach deiner Meinung gefragt. Das ist das Mindeste was wir Jungfer Isora zugestehen müssen.“ Die beiden Schwestern waren ja den heiratspolitischen Überlegungen des Vaters und des Hauses ausgewichen oder zumindest zuvorgekommen und hatten sich durchaus ihre Gatten aussuchen können. Glyrana lächelte ihrem Gatten Storko – der sich im Moment in dieser Runde seltsam passiv verhielt - sanft zu und nahm seine Hand mit ihren Fingern, die mit langen dunkel lackierten Nägeln geschmückt waren.
Dann raunte sie der Schwester an der Seite noch zu: „Aber bei dir kommt es bei einem Gemahl wohl eher mehr auf eine hohe Stellung und schöne Wasserschlösser an...“
Die Hand mahnend erhoben, zischte Yolande sichtbar gereizt: „Schluss mit dem kindischen Gezänke, ihr beiden. Wenn Ihr Euch der Bedeutung dieser Treffen nicht bewusst seid, bleibt fürderhin daheim.“ Yolande fragte sich, was den Zwist schürte, der diese Runde an diesem Tag erfüllte und schüttelte verärgert das Haupt. So hatte sie die Familie selten erlebt und konnte auch eine Widerholung verzichten. Vorwurfsvoll schaute sie ihren Bruder an, der zerknirscht mit den Schultern zuckte, als wollte er sagen Sie sind halt jung…Doch sein Ausdruck versprach seinen Töchtern harsche Worte, sobald diese Runde sich aufgelöst hatte.
Yolandes Blick suchte den ihrer Schwester, die sich bisher schweigend im Hintergrund gehalten hatte. „Wärst du bereit, der Familie den Dienst zu leisten, und den Tsabund mit Hilbert einzugehen. Ich bin sicher, du wirst Gelegenheit erhalten, ein Kind aufzunehmen und aufzuziehen, um darin deine Bestimmung zu finden.“
Lange herrschte gespannte Stille im Rittersaal zu Weidleth, während die zarte Isora mit glasigem Blick über ihre Situation sinnierte. Die Aussicht auf Kinderlachen und ein Leben als Mutter war es schließlich, die den Ausschlag gab. „Wenn dies Euer Wunsch ist, Schwester, dann werde ich ihn erfüllen, sofern das Haus Hartsteen einer sofortigen Adoption zustimmt“ begann Isora schließlich mit zittriger Stimme, die kaum dazu gereichte den Raum auszufüllen.
Auch wenn Yolande es nicht zeigte, war sie doch erleichtert. Lediglich in ihren dunklen Augen spiegelte sich die Dankbarkeit ob der Einwilligung wieder, die es ihr erlaubte, die Familienräson nicht erzwingen zu müssen. Denn auch wenn sie sich ihrer Verantwortung als Familienoberhaupt stets bewusst war, hätte sie diese Verbindung nur sehr widerwillig angeordnet. „So will ich denn Luidor Nachricht schicken, um die Rahmenbedingungen auszuhandeln, auf dass die Hochzeit in Bälde begangen werden kann.“
„Wollen wir sehen, was der morgige Tag bringt“, beendete Yolande die Beratung mit Hinblick auf die anstehende Zeremonie. Die Rechte ihren Anhänger umfassend, murmelte Yolande unter Anrufung des Schweigsamen die rituellen Worte, mit denen der Familienrat traditionell endete, und alle Anwesenden zur Verschwiegenheit gemahnte.