Geschichten:Freundschaft und Respekt: Unterschied zwischen den Versionen

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Die [[Hauptdarsteller ist::Perricum:Ginaya Merkerlich|Bittstellerin]] betrat vorsichtig das abgedunkelte Zimmer in dem ehemaligen Gutshof bei [[Handlungsort ist::Perricum:Stadt Wasserburg|Wasserburg]]. Es dauerte eine Weile bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
 
Zuerst erkannte sie den hünenhaften [[Nebendarsteller ist::Perricum:Klein-Emmeran Dreudwinder|Klein-Emmeran]], der durch einen Spalt im Vorhang zum Fenster auf die trauernde Gemeinde hinausschaute, dann erst sah sie [[Hauptdarsteller ist::Perricum:Gerwulf Dreudwinder|Gerwulf]] in einem Sessel im Schatten. Ginaya, oder Gin, wie die Bittstellerin gerufen wurde, ging zögerlich bis in die Mitte des Raumes. Dreudwinder hob stumm den Kopf und schaute sie mit seinen dunklen Augen eindringlich an.
 
Als ihr der stechende Blick unangenehm wurde, fasst Gin sich ein Herz und begann ihr Anliegen vorzubringen. Sie wusste, Gerwulf war nicht gut auf sie zu sprechen. Sie hatte diese Audienz nur bekommen, weil Jerodin ihr in jungen Jahren einmal zugetan war, als er noch nicht als „[[Nebendarsteller ist::Garetien:Korax|Korax]]“ die Kutte genommen hatte, um aus dieser verdammten Provinzstadt zu entkommen. Deshalb versuchte sie, den Sachverhalt möglichst vorsichtig einzufädeln.
 
„Es beschämt mich sehr, Dich in diesen schweren Stunden aufzusuchen, an denen Deine [[Nebendarsteller ist::Perricum:Silvana Dreudwinder|Frau]]…“
 
Klein-Emmeran schüttelte nahezu unmerklich den Kopf, so dass sie schnell das Thema wechselte: „Es mag sein, dass mein missratener [[Nebendarsteller ist::Perricum:Adran Merkerlich|Sohn]] den Würfeln mehr getraut hat als seinem Verstand und…“, sie versuchte den Ärger rechtzeitig herunterzuschlucken, aber er platzte nur so aus ihr raus, „… und unser phexverdammtes Häuschen verspielt hat.“
 
„Wir alle habe von dem bedauerlichen Unglück deines Sohnes gehört. Wenn ich ihm irgendwie helfen kann brauchst Du es nur zu sagen. Schließlich dürfte er mein Neffe sein, nach allem was ich weiß, ich habe diese Tatsache niemals vergessen.“ Das war eine Zurechtweisung, auch dafür, dass Gin den Hausherrn niemals „Dom“ genannt hatte, wie es üblich war.
 
„Warum aber bist Du dann damit zum [[Nebendarsteller ist::Perricum:Bendan Darpathaus|Vogtvikar]] gegangen?“, der Dom versuchte nicht einmal, die Kälte der gekränkten Würde aus seiner Stimme zu nehmen, „Warum bist du damit nicht gleich zu mir gekommen?“
 
„Bitte, hilf mir, nicht das Haus zu verlieren, denn dann verliere ich auch das Geschäft und ohne dieses werde ich meinen Sohn nicht zurück zur Tugend führen können,“ Gin hatte Tränen in den Augen.
 
Dom Gerwulf erhob sich mit ausdrucksloser Miene und todeskalter Stimme: „Wir beide kennen uns nun schon so lange. Aber bis heute hast du mich nie um Rat oder Hilfe gebeten. Du wolltest meine Hilfe nicht, als mein Bruder dich mit Tsas Segen sitzen ließ. Und Du hast mich auch nie eingeladen, den Jungen kennenzulernen, obwohl er doch mein Neffe ist. Du hast meine Freundschaft zurückgewiesen. Du hattest immer Angst, in meiner Schuld zu stehen.“
 
„Jetzt aber kommst du plötzlich zu mir und sagst: Gerwulf, hilf mir. Aber du zeigst mir keinen Respekt, du bietest mir noch immer nicht die Freundschaft an. Du kommst ans Sterbebett meiner lieben Frau und bittest mich, deinem Sohn zurückzugeben, was Phex ihm genommen hat. Was habe ich dir jemals getan, dass du mich so respektlos behandelst?“
 
„Was verlangst du von mir, um meinem Sohn vor sich selbst zu retten?“, Ginayas Frage klang wie ein verzweifeltes Stöhnen.
 
Gerwulf drehte sich abrupt zum Fenster, um anzuzeigen, dass die Audienz beendet ist, aber Ginaya blieb trotzig stehen.
 
Seufzend drehte sich der Dom nach einer ganzen Weile wieder um. Er trug nun die Maske eines gutmütigen Freunde: „Warum fürchtest du dich davor, mir die Treue zu schwören? Du gehst in den Tempel und spendest dem Vogtvikar. Du verhandelst mit den Spielern, alles ohne Erfolg. Wenn du nur gleich zu mir gekommen wärst, ich hätte dir das Haus zurückgekauft und dazu noch die Speisekammern gefüllt.“
 
Ginaya setzte mit erstickter Stimme an, musste noch einmal räuspern, bis sie leise sprach: „Dom Gerwulf, bitte nimm meine Freundschaft an.“
 
Gerwulf legte ihr liebevoll den Arm um die Schultern: „Dann werde ich dir und meinem Neffen helfen. Eines Tages, und dieser Tag wird vielleicht niemals kommen, werde ich dich bitten, mir dafür einen Gefallen zu tun. Bis dahin betrachte dein Haus als das Erbe meiner sterbenden Frau an ihren lieben Neffen.“
 
''(stark inspiriert von Mario Puzo)''
 
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Aktuelle Version vom 14. Oktober 2024, 13:30 Uhr

Die Bittstellerin betrat vorsichtig das abgedunkelte Zimmer in dem ehemaligen Gutshof bei Wasserburg. Es dauerte eine Weile bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Zuerst erkannte sie den hünenhaften Klein-Emmeran, der durch einen Spalt im Vorhang zum Fenster auf die trauernde Gemeinde hinausschaute, dann erst sah sie Gerwulf in einem Sessel im Schatten. Ginaya, oder Gin, wie die Bittstellerin gerufen wurde, ging zögerlich bis in die Mitte des Raumes. Dreudwinder hob stumm den Kopf und schaute sie mit seinen dunklen Augen eindringlich an.

Als ihr der stechende Blick unangenehm wurde, fasst Gin sich ein Herz und begann ihr Anliegen vorzubringen. Sie wusste, Gerwulf war nicht gut auf sie zu sprechen. Sie hatte diese Audienz nur bekommen, weil Jerodin ihr in jungen Jahren einmal zugetan war, als er noch nicht als „Korax“ die Kutte genommen hatte, um aus dieser verdammten Provinzstadt zu entkommen. Deshalb versuchte sie, den Sachverhalt möglichst vorsichtig einzufädeln.

„Es beschämt mich sehr, Dich in diesen schweren Stunden aufzusuchen, an denen Deine Frau…“

Klein-Emmeran schüttelte nahezu unmerklich den Kopf, so dass sie schnell das Thema wechselte: „Es mag sein, dass mein missratener Sohn den Würfeln mehr getraut hat als seinem Verstand und…“, sie versuchte den Ärger rechtzeitig herunterzuschlucken, aber er platzte nur so aus ihr raus, „… und unser phexverdammtes Häuschen verspielt hat.“

„Wir alle habe von dem bedauerlichen Unglück deines Sohnes gehört. Wenn ich ihm irgendwie helfen kann brauchst Du es nur zu sagen. Schließlich dürfte er mein Neffe sein, nach allem was ich weiß, ich habe diese Tatsache niemals vergessen.“ Das war eine Zurechtweisung, auch dafür, dass Gin den Hausherrn niemals „Dom“ genannt hatte, wie es üblich war.

„Warum aber bist Du dann damit zum Vogtvikar gegangen?“, der Dom versuchte nicht einmal, die Kälte der gekränkten Würde aus seiner Stimme zu nehmen, „Warum bist du damit nicht gleich zu mir gekommen?“

„Bitte, hilf mir, nicht das Haus zu verlieren, denn dann verliere ich auch das Geschäft und ohne dieses werde ich meinen Sohn nicht zurück zur Tugend führen können,“ Gin hatte Tränen in den Augen.

Dom Gerwulf erhob sich mit ausdrucksloser Miene und todeskalter Stimme: „Wir beide kennen uns nun schon so lange. Aber bis heute hast du mich nie um Rat oder Hilfe gebeten. Du wolltest meine Hilfe nicht, als mein Bruder dich mit Tsas Segen sitzen ließ. Und Du hast mich auch nie eingeladen, den Jungen kennenzulernen, obwohl er doch mein Neffe ist. Du hast meine Freundschaft zurückgewiesen. Du hattest immer Angst, in meiner Schuld zu stehen.“

„Jetzt aber kommst du plötzlich zu mir und sagst: Gerwulf, hilf mir. Aber du zeigst mir keinen Respekt, du bietest mir noch immer nicht die Freundschaft an. Du kommst ans Sterbebett meiner lieben Frau und bittest mich, deinem Sohn zurückzugeben, was Phex ihm genommen hat. Was habe ich dir jemals getan, dass du mich so respektlos behandelst?“

„Was verlangst du von mir, um meinem Sohn vor sich selbst zu retten?“, Ginayas Frage klang wie ein verzweifeltes Stöhnen.

Gerwulf drehte sich abrupt zum Fenster, um anzuzeigen, dass die Audienz beendet ist, aber Ginaya blieb trotzig stehen.

Seufzend drehte sich der Dom nach einer ganzen Weile wieder um. Er trug nun die Maske eines gutmütigen Freunde: „Warum fürchtest du dich davor, mir die Treue zu schwören? Du gehst in den Tempel und spendest dem Vogtvikar. Du verhandelst mit den Spielern, alles ohne Erfolg. Wenn du nur gleich zu mir gekommen wärst, ich hätte dir das Haus zurückgekauft und dazu noch die Speisekammern gefüllt.“

Ginaya setzte mit erstickter Stimme an, musste noch einmal räuspern, bis sie leise sprach: „Dom Gerwulf, bitte nimm meine Freundschaft an.“

Gerwulf legte ihr liebevoll den Arm um die Schultern: „Dann werde ich dir und meinem Neffen helfen. Eines Tages, und dieser Tag wird vielleicht niemals kommen, werde ich dich bitten, mir dafür einen Gefallen zu tun. Bis dahin betrachte dein Haus als das Erbe meiner sterbenden Frau an ihren lieben Neffen.“

(stark inspiriert von Mario Puzo)