Geschichten:Ein zugeschlagenes Buch: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Hauptdarsteller ist::Perricum:Rimon von Salicum|Rimon von Salicum]] schlug die [[Geschichten:Herdentrieb - Der Helm Kashgars|Postille]] zu und fuhr sich nachdenklich durch die langen, nun schon vor einigen Götterläufen ergrauten, Haare. Er faltete das Papier zusammen und mit zwei Handbewegungen glatt. Langsam lehnte er sich in seinem Ohrensessel aus rotem Samt zurück und runzelte die Stirn. Der alte Marktvogt hatte sich schon immer besonders viel Zeit gelassen, Dinge im Geist vollständig zu erfassen und zu durchdringen, ehe er reagierte. Eine Eigenschaft die ihn nicht bei jedem seiner Gesprächspartner beliebt gemacht hatte. | |||
Einzig seine Frau [[Briefspieltext mit::Perricum:Maira von Alxertis|Maira]] hatte gefallen an den langen Gedankengängen ihres Mannes gefunden. Tatsächlich hatte sie sich früh diese langen Pausen in einem Gespräch zu nutze gemacht und entweder selbst etwas Produktives erledigt oder - wenn sie ihn ärgern wollte - einfach weiter im Text gesprochen. Das ein oder andere Mal - das musste Rimon zugestehen - war er wegen der Diametralität ihres Gesprächs aus dem Konzept gekommen und hatte sich vollständig in - mochten sie auch noch so sinnhaft oder, wie er grundsätzlich empfand, angebracht gewesen sein - seinen Gedanken verhaspelt und verfangen. | |||
Ein tiefes Seufzen entwich der schmalen Brust des Gelehrten. An solchen Tagen - wie es sie zuletzt häufiger gab, das war ihm bereits aufgefallen und hatte er in seinen Tagebüchern auch festgehalten - beschlich ihn eine sanfte - weil nicht jede Faser seines Seins durchdringende und doch zumindest spürbare - Melancholie, ob des Gedankens an den - sowohl objektiv als auch definitiv subjektiven - frühen Tod seiner, bis heute ungebrochen bestehenden, Geliebten. Bis heute war ihr frühes Dahinscheiden, wie der Gelehrte sich immerzu erinnerte, ungeklärt geblieben. Sein Blick schweifte in die Ferne und er schien für einen Moment zu vergessen, worüber er eigentlich gegrübelt hatte. | |||
Ein Rabe, der an das Fenster, mit feinen Blumenornamenten, seines Salons geflogen kam, riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn aufschauen. Langsam schob sich ein Gedanke in den Vordergrund: bedrucktes Papier, reißerische Texte, viel geschrieben, doch wenig ausgesagt… Sein Blick wanderte herab, zur zusammengefalteten Postille. Symbole… Der Herrschaft? Des Landes! Vergangenes in neuer Gestalt, mit neuem Leben und alter Geschichte! Der Helm Kashgars! Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen; in der Tat hatte er vom Helme des Helden Kashgars gelesen und von der Standarte des Caralus. | |||
Zwei Helden aus der Vergangenheit der Lande, welche man nun als Markgrafschaft Perricum kannte. Beides große Persönlichkeiten der Vergangenheit, deren Strahlkraft heute durch ihre Artefakte in das Jetzt getragen wurde. Die sich gleichten und doch unterschiedlicher nicht sein konnten. Rimon nickte langsam, er kannte sich mit der Sage des Caralus und Kashgars aus, die bosparanische Vergangenheit seiner Heimat war das Steckenpferd des Marktvogtes, der seine Passion viel mehr in der Historie und ihrem Studium gefunden hatte als in der Verwaltung eines Ortes. | |||
Sie hatten sich gefunden, verloren, waren aufeinander gestürmt, um sich abermals zu verlieren. Eine Heldengeschichte oder, doch dies waren Gedanken die der Alte wohlweislich - zu verbohrt und voreingenommen war dann doch auch seine Welt - für sich behielt, eine Liebesgeschichte. Zwei Seelen, die zusammengehörten, doch nicht zusammen sein konnten. Jetzt sollten ihre Andenken zueinanderfinden, welch wunderbar verzückender Gedanke, wie er befand. | |||
Das ruckartige Losfliegen des Raben vor seinem Fenster mit Blumenornamentik riss ihn abermals aus den tiefen Gedanken. Er stockte und hielt inne, wie lange hatte er verharrt und war seinen Gedanken nachgehangen? Er konnte es nicht sagen, die Zeit schien still zu stehen. Kein Geräusch war in dem großen Haus zu vernehmen. Nichts störte seine Gedanken, die sich wie Kreise ausdehnten, die sich langsam ordneten, sich formten und ihn vorantrieben. Seine Schritte fielen ihm nicht schwer, sein Gang hatte beinahe etwas federndes. | |||
Entschlossen ging Rimon in seine Hausbibliothek, eine beachtliche Sammlung an Werken, welche sich über all die Götterläufe hier eingefunden hatten und sicherlich die ein oder andere Begehrlichkeit geweckt hätte. Zielstrebig führte er die Leiter an eben jene Stelle, an der er das gesuchte Werk vermutete. Er flog beinahe die Sprossen hoch, als er den Buchrücken ausmachte und gar gierig die Hände danach ausstreckte. Sicheren Tritts stieg er herab, legte das Buch auf das Lesepult und fing an, in den Seiten zu blättern. | |||
Dann fand er die Seiten, die er gesucht hatte. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Marktvogts aus. Sein Blick hob sich und ging unwillkürlich zum Fenster mit den feinen Verzierungen aus Blumenornamenten. Zu seiner Überraschung saß dort wieder der Rabe, der ihn schon im Salon beobachtet hatte. Rimon stutzte, blickte dann herab und sah statt des Buchs die aufgeschlagene Postille. Sein Lächeln wurde breiter, als er verstand, zum Raben blickte und nickte. Erschöpfung machte sich breit und der Alte lehnte sich in seinem Ohrensessel entspannt zurück. | |||
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|Titel=Ein zugeschlagenes Buch | |||
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|Teil= | |||
|Datum=15.03.1046 | |||
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|Autor={{Briefspieler|Benutzer:Vlad|Vlad}} | |||
|Logo=Wappen Familie Quittenstein.svg | |||
|Alternativreihen= | |||
|Postille= | |||
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|Anderswo= | |||
|Zusammenfassung=Ein weiteres Buch wird zugeschlagen | |||
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Aktuelle Version vom 30. November 2024, 11:40 Uhr
Markt Quittenstein, Markgräflich Perrinmarsch, 15. Efferd 1046 BF
Rimon von Salicum schlug die Postille zu und fuhr sich nachdenklich durch die langen, nun schon vor einigen Götterläufen ergrauten, Haare. Er faltete das Papier zusammen und mit zwei Handbewegungen glatt. Langsam lehnte er sich in seinem Ohrensessel aus rotem Samt zurück und runzelte die Stirn. Der alte Marktvogt hatte sich schon immer besonders viel Zeit gelassen, Dinge im Geist vollständig zu erfassen und zu durchdringen, ehe er reagierte. Eine Eigenschaft die ihn nicht bei jedem seiner Gesprächspartner beliebt gemacht hatte.
Einzig seine Frau Maira hatte gefallen an den langen Gedankengängen ihres Mannes gefunden. Tatsächlich hatte sie sich früh diese langen Pausen in einem Gespräch zu nutze gemacht und entweder selbst etwas Produktives erledigt oder - wenn sie ihn ärgern wollte - einfach weiter im Text gesprochen. Das ein oder andere Mal - das musste Rimon zugestehen - war er wegen der Diametralität ihres Gesprächs aus dem Konzept gekommen und hatte sich vollständig in - mochten sie auch noch so sinnhaft oder, wie er grundsätzlich empfand, angebracht gewesen sein - seinen Gedanken verhaspelt und verfangen.
Ein tiefes Seufzen entwich der schmalen Brust des Gelehrten. An solchen Tagen - wie es sie zuletzt häufiger gab, das war ihm bereits aufgefallen und hatte er in seinen Tagebüchern auch festgehalten - beschlich ihn eine sanfte - weil nicht jede Faser seines Seins durchdringende und doch zumindest spürbare - Melancholie, ob des Gedankens an den - sowohl objektiv als auch definitiv subjektiven - frühen Tod seiner, bis heute ungebrochen bestehenden, Geliebten. Bis heute war ihr frühes Dahinscheiden, wie der Gelehrte sich immerzu erinnerte, ungeklärt geblieben. Sein Blick schweifte in die Ferne und er schien für einen Moment zu vergessen, worüber er eigentlich gegrübelt hatte.
Ein Rabe, der an das Fenster, mit feinen Blumenornamenten, seines Salons geflogen kam, riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn aufschauen. Langsam schob sich ein Gedanke in den Vordergrund: bedrucktes Papier, reißerische Texte, viel geschrieben, doch wenig ausgesagt… Sein Blick wanderte herab, zur zusammengefalteten Postille. Symbole… Der Herrschaft? Des Landes! Vergangenes in neuer Gestalt, mit neuem Leben und alter Geschichte! Der Helm Kashgars! Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen; in der Tat hatte er vom Helme des Helden Kashgars gelesen und von der Standarte des Caralus.
Zwei Helden aus der Vergangenheit der Lande, welche man nun als Markgrafschaft Perricum kannte. Beides große Persönlichkeiten der Vergangenheit, deren Strahlkraft heute durch ihre Artefakte in das Jetzt getragen wurde. Die sich gleichten und doch unterschiedlicher nicht sein konnten. Rimon nickte langsam, er kannte sich mit der Sage des Caralus und Kashgars aus, die bosparanische Vergangenheit seiner Heimat war das Steckenpferd des Marktvogtes, der seine Passion viel mehr in der Historie und ihrem Studium gefunden hatte als in der Verwaltung eines Ortes.
Sie hatten sich gefunden, verloren, waren aufeinander gestürmt, um sich abermals zu verlieren. Eine Heldengeschichte oder, doch dies waren Gedanken die der Alte wohlweislich - zu verbohrt und voreingenommen war dann doch auch seine Welt - für sich behielt, eine Liebesgeschichte. Zwei Seelen, die zusammengehörten, doch nicht zusammen sein konnten. Jetzt sollten ihre Andenken zueinanderfinden, welch wunderbar verzückender Gedanke, wie er befand.
Das ruckartige Losfliegen des Raben vor seinem Fenster mit Blumenornamentik riss ihn abermals aus den tiefen Gedanken. Er stockte und hielt inne, wie lange hatte er verharrt und war seinen Gedanken nachgehangen? Er konnte es nicht sagen, die Zeit schien still zu stehen. Kein Geräusch war in dem großen Haus zu vernehmen. Nichts störte seine Gedanken, die sich wie Kreise ausdehnten, die sich langsam ordneten, sich formten und ihn vorantrieben. Seine Schritte fielen ihm nicht schwer, sein Gang hatte beinahe etwas federndes.
Entschlossen ging Rimon in seine Hausbibliothek, eine beachtliche Sammlung an Werken, welche sich über all die Götterläufe hier eingefunden hatten und sicherlich die ein oder andere Begehrlichkeit geweckt hätte. Zielstrebig führte er die Leiter an eben jene Stelle, an der er das gesuchte Werk vermutete. Er flog beinahe die Sprossen hoch, als er den Buchrücken ausmachte und gar gierig die Hände danach ausstreckte. Sicheren Tritts stieg er herab, legte das Buch auf das Lesepult und fing an, in den Seiten zu blättern.
Dann fand er die Seiten, die er gesucht hatte. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Marktvogts aus. Sein Blick hob sich und ging unwillkürlich zum Fenster mit den feinen Verzierungen aus Blumenornamenten. Zu seiner Überraschung saß dort wieder der Rabe, der ihn schon im Salon beobachtet hatte. Rimon stutzte, blickte dann herab und sah statt des Buchs die aufgeschlagene Postille. Sein Lächeln wurde breiter, als er verstand, zum Raben blickte und nickte. Erschöpfung machte sich breit und der Alte lehnte sich in seinem Ohrensessel entspannt zurück.
◅ | Das Vermächtnis einer Edeldame |
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Bericht der Garethischen Criminal-Cammer über den Einbruch in die Villa Ox | ▻ |