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Es war spät geworden, als sich Reiter den Stadttoren näherten und um Einlass baten. Nicht lange zögerten die Wachen und trotz der pechschwarzen Dunkelheit wurden die Tore weit geöffnet, als ein gutes Dutzend Pferde durchgewunken wurde. Zwei von ihnen, es schien sich im Grenzjäger zu handeln, ritten auf flinken Ponys voraus und bahnten dem Rest der Gruppe den Weg durch die Straßen der Stadt, während zwei Jungen, augenscheinlich Knappen der hohen Herrschaften bereits zur Burg vorauseilten, um ihre Ankunft anzukündigen und einige Vorkehrungen zu treffen. Denn in der Mitte der Gruppe wurde eine groß gewachsene Frau eskortiert, die mit zwei festen Seilen gebunden und von den Reitern rechts und links neben ihr gehalten wurde. Vor ihr ritten zwei Männer mit steinernen Mienen, [[Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|der hiesige Baron]] und der [[Greifenfurt:Urion von Reiffenberg|großgaretische Marschall]], die dafür sorgten, dass niemand sich dem Pferd dieser Reiterin näherte. Hinter ihnen schlossen sich weitere Reiter an: [[Greifenfurt:Wulfhart von Keilholtz|Wulfhart von Keilholtz]], Baron [[Greifenfurt:Felian Prutz von Quastenbroich|Felian von Quastenbroich]], [[Greifenfurt:Frankwart von Gallsteyn|der Gallsteyner]] und ihre jeweiligen Knappen, die nicht vorausgeeilt waren. | Es war spät geworden, als sich Reiter den Stadttoren näherten und um Einlass baten. Nicht lange zögerten die Wachen und trotz der pechschwarzen Dunkelheit wurden die Tore weit geöffnet, als ein gutes Dutzend Pferde durchgewunken wurde. Zwei von ihnen, es schien sich im Grenzjäger zu handeln, ritten auf flinken Ponys voraus und bahnten dem Rest der Gruppe den Weg durch die Straßen der Stadt, während zwei Jungen, augenscheinlich Knappen der hohen Herrschaften bereits zur Burg vorauseilten, um ihre Ankunft anzukündigen und einige Vorkehrungen zu treffen. Denn in der Mitte der Gruppe wurde eine [[Garetien:Horngram|groß gewachsene Frau]] eskortiert, die mit zwei festen Seilen gebunden und von den Reitern rechts und links neben ihr gehalten wurde. Vor ihr ritten zwei Männer mit steinernen Mienen, [[Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|der hiesige Baron]] und der [[Greifenfurt:Urion von Reiffenberg|großgaretische Marschall]], die dafür sorgten, dass niemand sich dem Pferd dieser Reiterin näherte. Hinter ihnen schlossen sich weitere Reiter an: [[Greifenfurt:Wulfhart von Keilholtz|Wulfhart von Keilholtz]], Baron [[Greifenfurt:Felian Prutz von Quastenbroich|Felian von Quastenbroich]], [[Greifenfurt:Frankwart von Gallsteyn|der Gallsteyner]] und ihre jeweiligen Knappen, die nicht vorausgeeilt waren. | ||
Kaum näherten sie sich den Mauern der Burg, erschienen mehrere Wachen und erwarteten die Ankömmlinge. Stallburschen eilten herbei und warteten darauf, mit den Pagen und Knappen die Tiere zu übernehmen. Immer standen mindestens zwei Wachen in Reichweite, während die Grenzjäger, die die Seile hielten, diese weitergaben, um von ihren Ponys zu steigen. Erst als alle anderen bereits abgesessen hatten und ihre Pferde fortgebracht waren, durfte auch die Gefangene von ihrem Tier gleiten, ohne dass eines der Seile auch nur locker gelassen wurde. Ein halb erstickter Schrei erklang aus einem der Fenster zum Hof, als eine Person das Treiben beobachtete und den Gesichtern im Fackelschein gewahr wurde, doch als Wulfhart aufschaute, war niemand mehr zu sehen. Beunruhigt trat er an Ardo heran. "Sohn, ihr seid hier genug Leute. Ich werde nach meiner Frau sehen." Der Baron blickte ebenfalls kurz zu dem Fenster, aus dem der Schrei erklungen war und nickte seinem Vater dann wortlos zu. | Kaum näherten sie sich den Mauern der Burg, erschienen mehrere Wachen und erwarteten die Ankömmlinge. Stallburschen eilten herbei und warteten darauf, mit den Pagen und Knappen die Tiere zu übernehmen. Immer standen mindestens zwei Wachen in Reichweite, während die Grenzjäger, die die Seile hielten, diese weitergaben, um von ihren Ponys zu steigen. Erst als alle anderen bereits abgesessen hatten und ihre Pferde fortgebracht waren, durfte auch die Gefangene von ihrem Tier gleiten, ohne dass eines der Seile auch nur locker gelassen wurde. Ein halb erstickter Schrei erklang aus einem der Fenster zum Hof, als eine Person das Treiben beobachtete und den Gesichtern im Fackelschein gewahr wurde, doch als Wulfhart aufschaute, war niemand mehr zu sehen. Beunruhigt trat er an Ardo heran. "Sohn, ihr seid hier genug Leute. Ich werde nach meiner Frau sehen." Der Baron blickte ebenfalls kurz zu dem Fenster, aus dem der Schrei erklungen war und nickte seinem Vater dann wortlos zu. |
Version vom 2. September 2015, 20:34 Uhr
Hochzeit auf Dreihügeln
Gästeliste
Brautleute:
- Wulfhart von Keilholtz, Bräutigam
- Rahjamunde Praioslieb von Schroffenstein-Grünfels, Braut
adlige Gäste (nach Rang):
- ggf. die Greifin nebst Gemahl
- Baron Ardo von Keilholtz zu Kressenburg, ältester Sohn des Bräutigams, mit seiner Gemahlin Praiadne Keilholtz
- Baron Greifwin Treuherz Keilholtz zu Eslamsroden
- Baron Adran von Schmalfurt zu Nardesfeld
- Baron Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl mit Familie
- Baron Gerbald von Reiffenberg zu Hexenhain, sein Sohn Urion nebst Gattin Renzi
- Baron Tyrian Gelfert von Schelentorf-Zalgo zu Zalgo
- Baron Cordoran von Beldenhag zu Beldenhag
- Baron Avrok von Bredenhag zu Donfanger
- Baronin Thargrîn von Arpitz zu Wehrfelde
- Baron Bernhelm Adersin von Dunkelsfarn
- Landvogt Frankwart von Gallsteyn zu Breitenbruck
- Junkerin Edelgunde Gramhild von Schroffenstein, Mutter der Braut
- JunkerinYadviga Keilholz zu Schroffenstein
- Edelgunda Dorothea Keilholtz, Erbin des Junkertums Schroffenstein einschließlich ihres Gemahls
- Sigane, Tsaiana und Sonnfried Keilholtz, Kinder von Edelgunda Keilholtz
- Edle Ingrimma Keilholtz, Verwalterin des Junktertums Weidensee
- Edle Gunelde von Zweifelfels, Mutter des Bräutigams
- Edler Seguld von Breitenquell zu Breitenquell
- Algrim und Yanis Keilholtz, zweiter und dritter Sohn von Ingrimma Keilholtz
- Firnward von Keilholtz, vierter Sohn des Bräutigams, Krieger in Ausbildung
- Lisande von Keilholtz, Tochter des Bräutigams, Pagin am Hof des Barons von Hundsgrab
- Rondraja Tsafreud von Schroffenstein-Grünfels, Schwester der Braut, Offizierin der Greifenfurter Garde
Geweihtenschaft:
- Roderich von Keilholtz, Peraine-Geweihter, Bruder des Bräutigams, Subprior des Peraine-Klosters Sankt Therbûn im Walde
- Kornibert Erntegut, Peraine-Geweihter aus dem Kloster Nardeshain
- Travhelm von Keilholtz, dritter Sohn des Bräutigams, Travia-Geweihter
- Trautmunde Traviatreu, Travia-Geweihte
- Rondrian von Reiffenberg, Rondrageweihter
- Perdan von Grevinghoff, Peraine-Geweihter
- Roderich von Goyern, Praios-Geweihter und Tempelvorsteher, Beichtvater der Baronin zu Wehrfelde
- Praan von Rieperngaum, junger Praios-Geweihter
- Bruder Peranor, Abt des Ordenshauses der Therbûniten[[Kategorie:Therbûniten|]] in Greifenfurt
Knappen, Pagen, Bürgerliche:
- Firnwulf von Hirschfurten, Page Ardos
- Mechthild von Kieselholm, Knappin Ardos
- Edelbrecht Roban zu Stippwitz, Page Wulfharts
- Leuthardt von Eslamsberge-Krolock, Wulfharts Knappe
- Sianka Madaela Falcomar di Rastino, (almadanische) Knappin Tyrians
- Thoralf von Breitenquell, Bernhelms Knappe
- Reto von Trollingen, Page Frankwarts
- Gerding von Karseitz, Knappe Edelbrechts
- Travholde von Grevinghoff, Pagin von Irmenella
- Prailinde von Keilholtz, Pagin Irmenellas
- verschiedene Kammerdiener und Zofen, Mägde und Knechte
- eine Faust Grenzreiter
- die Dörfler
- eine Hand voll Fahrender
Ankunft der ersten Gäste
siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Ankunft der ersten Gäste
Mehr Gäste und unerwartete Geschenke
siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Mehr Gäste und unerwartete Geschenke
Vor der Feier
siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Vor der Feier
Feierlichkeiten
siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Feierlichkeiten
Zwillinge auf Kressenburg
Hochzeit auf Dreihügeln - Zwillinge auf Kressenburg
Nardesfelder Landwehr
Dreihügeln, irgendwann im Herbst
Es war mal wieder an der Zeit: Die Ernte war vorrüber, die Abgaben sollten zum Baron gebracht werden, die jungen Burschen sollten auf Burg Schmalfurt vorstellig werden. Es war mal wieder Zeit, dass der Rondra-Geweihte, der den Burgschrein dort pflegte, die Burschen im Umgang mit den Waffen schulte. Also wurden die Halbstarken mit den Wagen die Straße rüber nach Schmalfurt geschickt. Ohne Murren gingen sie los und begleiteten hoch erhobenen Hauptes den Zehntzug zum Baron, jeder mit einem Speer, einem Spieß oder gar dem einen oder anderen Familienerbstück bewaffnet. Nicht wenige trugen zudem noch einen Kurzbogen mit sich, denn jeder hier wusste, dass ein guter Bogenschütze sich den einen oder anderen Feind mit einem gezielten Schuss vom Leibe halten konnte. Die Legenden um den Schmalfurter Vogt mussten nicht weit wandern, um hier zu Gehör zu gelangen.
Als die kleine Truppe gegen späten Nachmittag in Schmalfurt ankamen, sahen sie schon den einen oder anderen kleineren Trupp, die ebenfalls ihre Wagen in Richtung der Burg lenkten und aus überwiegend jungen Leuten bestand. Gut gelaunt schlossen sie sich den anderen an und reihten sich in die Kolonne. Doch lange warten brauchten sie nicht, denn der Burghof war gut sortiert und in der Zehntscheuer warteten bereits Leute, die genau wussten, wohin was zu lagern war. Nur das Säckchen mit den Perlen sollten die Burschen nicht selbst verräumen, sondern übergaben es einer alten Dame, die langsam und vorsichtig damit zum Palas wanderte. Das musste die Mutter des Barons sein.
Als sie fertig waren, wurde ihnen einer der Dörfler gewiesen, bei dem sie die Ochsenwagen unterstellen konnten. Am kommenden Morgen sollten sie sich dann zu Sonnenaufgang auf dem Burghof einfinden. Aufgeregt machten sich die Halbstarken von dannen und gingen ihrer Wege. Kaum einer von ihnen war jemals so weit von zuhause fort gewesen, und schon gar keiner ohne die Eltern! Neugierig machten sie sich auf die Stadt außerhalb der Burg zu erkunden und stellten beinahe enttäuscht fest, dass es auch nicht viel mehr war, als ein größerer Fluss und einige Häuser mehr als zuhause. Doch der Efferd-Tempel übte eine gewisse Faszination auf sie aus, wie der Fluss unter dem Gebäude hindurch floss. Schnell fanden sich auch einige Gleichaltrige, die ebenfalls zu den Wehrübungen scheinbar aus der ganzen Baronie zusammen gekommen waren. Einige Gruppen hatten aber wegen der längeren Reise dann doch noch den einen oder anderen Erwachsenen dabei.
Schnell verbreitete sich eine Stimmung ähnlich der eines Volksfestes und manche meinten, dass es in der Baronie das größte jährliche Treffen sei, um alte Bekannte mal wieder zu treffen, wie es schien. Jeder hatte hier irgendwelche Freunde und Verwandte, so dass niemand unter freiem Himmel schlafen musste, denn zumindest einen Platz im Stroh war immer noch irgendwo frei.
Am nächsten Morgen waren alle pünktlich auf dem Hof und der alte Rondrageweihte blickte aus funkelnden Augen über die jugendlichen Bauersleute. Alt war er geworden, hatte die Hoffnung fast aufgegeben, noch in der Schlacht zu fallen. Doch diese Burschen und Mädels waren der Grund, warum er nicht verzagte. Ihnen konnte er das Streiten für die rechte Sache lehren, und wenn es nur genug war, ein paar Hiebe länger durchzuhalten. Nach einer kurzen Ansprache und dem Segen der donnernden Leuin begannen sie mit Übungen. Nur wenige Pausen legte der Alte ein, und meist nur, um den Jüngeren den einen oder anderen Hieb oder eine Verteidigung zu zeigen. Drei Tage dauerten die Lehrstunden, von der Morgendämmerung bis zum Abendrot. Kaum einer der Angereisten blieb dann noch länger als bis zum Abendbrot wach, doch wanderten schließlich alle mit ihren leeren Wagen müde aber zufrieden und zuversichtlich nach Hause.
Bittstellung um einen Traviabund
Gwynna Olpurga von Eychgras saß in der Küche der kleinen Innocensier-Abtei zu Eychgras und putzte Gemüse. Neben ihr saß die jüngere Schwester im Glauben Barmhilde, die sich um die Entsteinung frischen Obstes zum Einkochen kümmerte. Die jüngere schaute immer wieder zur älteren Geweihten hinüber, sagte aber schon seit geraumer Zeit nichts. Über dieses Verhalten wunderte sich Gwynna schon lange nicht mehr, war das doch eine Angewohnheit, die Barmhilde schon als Kind eigen war. Wenn sie es nicht mehr aushielt, würde sie schon etwas sagen.
Diesmal dauerte es nur etwa 1 Stundenglas, bis die jüngere Geweihte unruhig auf ihrem Schemel hin und her rutschte und sich fast in den Finger schnitt, weil sie nicht mehr auf das schaute, was sie zu tun hatte. "Schwester Gwynna, darf ich um einen Rat bitten?" Mit anchsichtigem Schmunzeln schaute die ältere Geweihte auf, legte das Messer demonstrativ zur Seite, mit dem sie gerade Rüben geputzt hatte, und blickte die andere Frau direkt an. "Warum heute so förmlich Barmhild? Ich kenne dich, seit du mit sechs Jahren hierher gekommen bist. Sprich frei heraus!" Seufzend schaute Barmhild zu Boden, um ihre sich rötenden Wangen zu verbergen, die ihr Gesicht immer ein wenig runder wirken ließ.
"Mein Bruder, also den jüngeren meine ich, der hat mich bei seinem letzten Besuch auf dem Markt gefragt, ob ich nicht jemanden wüsste, mit dem er den Traviakreis beschreiten könne. Bulwarth möchte so gern endlich auf eigenen Füßen stehen und vom Hof meines älteren Bruders Owilmar fort. Aber er traut sich nicht recht, die Damenwelt auf seinen Heiratswillen anzusprechen. Er ist jetzt immerhin auch schon bald 30 Götterläufe und hatte noch nie ein rechtes Liebchen, dem er den Hof gemacht hätte. Alle haben sie Furcht, glaubt er, dass er eine Braut für seinen Bruder sucht. Wie kann ich denn dem jüngeren eine Braut anempfehlen, wenn Vater und ich doch vergeblich nach einer Braut für den älteren suchen?" Mit einem Seufzen schloss sie ihre Rede und schaute die Ältere Geweihte erwartungsfroh an. Sie wusste, dass sie bei anderen genau diesen Fragen stets souverän und bestimmt antworten konnte. Aber so sehr ihr die Erfahrung der letzten 30 Jahre in diesem Tempel half, den Bauern und Bürgern des Umlandes mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, so war sie wie verloren, wenn es um ihre eigene Familie ging.
Düstere Schatten
bisherige Kapitel befinden sich hier: Düstere Schatten — Briefspielreihe
Tiefer Wald
Irgendwio tief im Reichsforst, Hesinde 1038 BF
Die verängstigten Bauern stürmten zurück in Richtung des Weilers, während die Edlen die Verfolgung in den tieferen Reichsforst antraten. Immer wieder scheuten die Pferde, doch die Spur verlor sich bald, als das gefügelte Schlangenwesen über die Baumwipfel emporgestiegen war. Es blieb den Reitern also nichts anderes übrig, als die Flugrichtung des Dämons weiter zu verfolgen, ohne zu wissen, ob es möglicherweise zwischendurch eine andere eingeschlagen haben mochte. Rondraja blickte sich missmutig um, denn die Bäume standen immer dichter und das Licht kam oft schon nicht mehr bis auf den Waldboden. Mehrfach musste die Gesellschaft absteigen, weil die Tiere keinen vernünftigen Halt mehr fanden. Aber einen Vorteil hatte es: Hier lag weniger Schnee, auch wenn es noch genauso kalt war, und der Wind konnte ebenfalls nicht so stark angreifen. Doch der Nebel schien sich bei fast jedem Schritt zu verdichten und erschwerte es ihnen zusätzlich, einen gangbaren Weg durch das Unterholz zu finden.
Ein Schrei, unbändig und nur wenig abseits gar nicht weit entfernt, ließ sie aufhorchen. Das heftige Schlagen von Metall auf Holz und dumpfes Rufen ließ sie die Pferde zurücklassen. Die Grenzjäger spannten ihre Bögen, während Ardo, Rondraja und Carten ihre Schwerter zogen und voraus eilten. Trautmunde zückte ihr Nudelholz und schloss sich den mutigen Kriegern an. Nur etwa 50 Schritt von Nebel, dunklen Baumstämmen und dichten Brombeerhecken verbogen hatte eine weitere Gruppe Reiter eine Rast eingelegt gehabt, als ein großer Schatten über sie hinweggefegt war. Das Feuer brannte noch die Pferde standen etwas abseits, als die Gruppe den Platz passierte. Noch einige Dutzend Schritt weiter fochten die ehemals Lagernden mit einigen in geschwärztes Eisen gewandete Krieger, auf deren Wappenrock eine schwarze Vogelklaue auf violettem Grund abgebildet war.
Ohne lange zu überlegen griff die Gruppe in den Kampf ein. Ardo lenkte einen heftigen Schlag einer breitschultrigen Frau mit seinem Schild ab, während sein Vater seinen wuchtigen Angriff zu Ende führte und sie mit dem getroffenen Bein wegknickte. Rondraja eilte an ihnen vorbei, um dem Marschall den Rücken frei zu halten, weil neben ihm der Dunkelsfarner zusammengesunken am Boden lag und sein Knappe sich redlich mühte, diese Lücke zu füllen.
Mit Müh und Not konnten sie die finsteren Gesellen zurückschlagen, wobei ihnen die Pfeile der Grenzjäger den entscheidenden Vorteil einbrachten. Mehrere der dunklen Gestalten lagen nun tot am Boden, während die Greifenfurter sich sammelten und ihre Gefährten versorgten. Der Marschall indes kam zu Ardo und Rondraja. "Vielen Dank für Eure Hilfe. Doch was verschlägt Euch hier in den Reichsforst?" Die Furchen in seiner Stirn wurden noch tiefer als er Baron Ardo musterte. "Solltest du nicht auf dem Weg gen Perricum sein, mein Freund?" Der wiederum schaute den Marschall nun ebenso verwundert an. "Ich war in Perricum, Urion. Ich bin schon vor vielen Wochen zurückgekehrt. Ein kurzer Seitenblick fiel auf Rondraja und seinen Vater, der sich inzwischen zu dem Gespräch hinzugesellt hatte. "Im Gegenteil wunderten wir uns, was euch allen wohl geschehen sein mag, weil ihr nicht wieder nach Hause gekommen seid." Helmbrecht kam nun ebenfalls hinzu und blickte in die Runde. "Lasst uns das am warmen Feuer klären, wenn wir alle in großer Runde beisammen sitzen. Das scheint eine interessante Geschichte zu werden." Grinsend schaute er in die Runde, während Urion gedankenvoll nickte. "Gut, das gibt uns auch die Möglichkeit zur Wundversorgung." Rondraja blickte ebenfalls um sich. "Wenn es möglich ist, sollten wir auch die Gefangenen befragen. Irgendwer muss sie kommandieren und diesen Dämon geschickt haben." Allgemeines Staunen erfüllte die Gruppe des Marschalls. "Ein Dämon?"
Tatsächlich versammelten sich die Greifenfurter Adligen und Ritter um die Feuerstelle, wobei die Travia-Geweihte darauf bestand, alle auf Verletzungen zu untersuchen und Verbände anzulegen. Bisher waren sie glimpflich davon gekommen und niemand hatte bleibende Schäden abbekommen. Einzig der Dunkelsfarner humpelte etwas und hielt sich den schmerzenden Kopf, der von einer unschönen Platzwunde geziert wurde, die er allerdings als Kratzer abtat. In möglichst kurzen Worten erzählte die junge Ritterin, weswegen die Greifin sie losgeschickt hatte und wie sie die Spuren in den Reichsforst verfolgt hatten. Dass der Beginn dieser Reise in etwa zeitgleich mit dem Verschwinden des Marschalls und seinen Gefährten lag, war noch weniger beunruhigend als die Tatsache, dass dieser Aufbruch bereits viele Monate her war. Urion und seine Begleiter hätten Stein und Bein geschworen, nicht länger als eine Woche einen Weg aus dem Wald gesucht zu haben, wobei sie scheinbar immer wieder im Kreis geritten waren und nicht weiter kamen.
Eine Befragung von Gefangenen stellte sich dagegen als schwierig heraus, denn von dem Dutzend Angreifer waren fünf gefallen, drei schwer verwundet und der Rest geflohen. Doch die drei noch Überlebenden waren alles andere als bereit irgendwelche Informationen preiszugeben. Einer hatte sich bei dem Versuch ihn zu befragen sogar selbst die Zunge abgebissen, während eine andere sich noch bevor sie gefesselt werden konnte, ihren eigenen Dolch in die Brust rammte und starb. Der letzte verbliebene Gefangene schaute sich angsterfüllt um. "Tötet mich! Lasst nicht zu, dass sie mich findet. Ich habe versagt! Lasst mich schnell sterben, bitte!"
Mehr war aus dem Mann kaum herauszubringen, außer dass SIE einen Namen hatte, den er noch flüsterte, bevor er sich selbst mit seinen Fesseln strangulierte. Horngram war ihnen nicht wirklich ein Begriff, aber der Mann hatte sie gewarnt. Der Dämon, den sie hatten fliegen sehen, war offensichtlich ihr Karakil, den sie als Reittier nutzte. Sie ruhten sich aus, so gut sie konnten, denn ihre Vernutung war, dass diese rachsüchtige Frau mit ihren übrigen Leuten einen erneuten Angriff auf das Lager starten würde, sobald sie davon erführe. Doch bis zum frühen Einbruch der Dunkelheit blieb es ruhig.
Bitteres Ende
Ende Hesinde 1038 BF auf der Kressenburg
Es war spät geworden, als sich Reiter den Stadttoren näherten und um Einlass baten. Nicht lange zögerten die Wachen und trotz der pechschwarzen Dunkelheit wurden die Tore weit geöffnet, als ein gutes Dutzend Pferde durchgewunken wurde. Zwei von ihnen, es schien sich im Grenzjäger zu handeln, ritten auf flinken Ponys voraus und bahnten dem Rest der Gruppe den Weg durch die Straßen der Stadt, während zwei Jungen, augenscheinlich Knappen der hohen Herrschaften bereits zur Burg vorauseilten, um ihre Ankunft anzukündigen und einige Vorkehrungen zu treffen. Denn in der Mitte der Gruppe wurde eine groß gewachsene Frau eskortiert, die mit zwei festen Seilen gebunden und von den Reitern rechts und links neben ihr gehalten wurde. Vor ihr ritten zwei Männer mit steinernen Mienen, der hiesige Baron und der großgaretische Marschall, die dafür sorgten, dass niemand sich dem Pferd dieser Reiterin näherte. Hinter ihnen schlossen sich weitere Reiter an: Wulfhart von Keilholtz, Baron Felian von Quastenbroich, der Gallsteyner und ihre jeweiligen Knappen, die nicht vorausgeeilt waren.
Kaum näherten sie sich den Mauern der Burg, erschienen mehrere Wachen und erwarteten die Ankömmlinge. Stallburschen eilten herbei und warteten darauf, mit den Pagen und Knappen die Tiere zu übernehmen. Immer standen mindestens zwei Wachen in Reichweite, während die Grenzjäger, die die Seile hielten, diese weitergaben, um von ihren Ponys zu steigen. Erst als alle anderen bereits abgesessen hatten und ihre Pferde fortgebracht waren, durfte auch die Gefangene von ihrem Tier gleiten, ohne dass eines der Seile auch nur locker gelassen wurde. Ein halb erstickter Schrei erklang aus einem der Fenster zum Hof, als eine Person das Treiben beobachtete und den Gesichtern im Fackelschein gewahr wurde, doch als Wulfhart aufschaute, war niemand mehr zu sehen. Beunruhigt trat er an Ardo heran. "Sohn, ihr seid hier genug Leute. Ich werde nach meiner Frau sehen." Der Baron blickte ebenfalls kurz zu dem Fenster, aus dem der Schrei erklungen war und nickte seinem Vater dann wortlos zu.
Wenig später in einer Kammer der Burg
Die Augen voller Tränen blickte Rahjamunde ihrem Mann entgegen, schaffte es aber aufgrund der Schluchzer, die ihren angeschwollenen Leib schüttelten, ihm entgegen zu gehen. "Ich weiß, dass sie dich gefunden hat, Geliebter." Wulfhart trat seiner Frau entgegen und zog sie sanft auf die Beine, nur um sie dann mit seinen kräftigen Armen zu umfangen. "Ja, sie hat mich gefunden und mir dein Geschenk gegeben." Eine Kette, geformt wie eine Rosenranke, lag sicher unter seiner Kleidung um seinen Hals. "Habe ich nun sie verloren, um dich wiederzubekommen? Wieso bringt ihr ihr Pferd mit, aber nicht meine Schwester?" Wulfhart schaute Rahjamunde ernst an. "Diese Frau musste so schnell es irgend geht in Gewahrsam genommen werden. Sie und die Gruppe, die dieser Frau folgten, haben uns alle angegriffen und waren seit langer Zeit eine Gefahr für die ganze Mark. Deine Schwester hat alles gegeben und mir das Leben gerettet, damit wir diese Frau festsetzen konnten." Rahjamundes Lippen zitterten. "Sie ist also gefallen?" Sanft strich Wulfhart ihr über die Wange. "Nein, sie lebt. Sie und ihr Knappe haben schwere Verwundungen eingesteckt, genauso wie Helmbrecht und Frankwart. Trautmunde ist mit ein paar Grenzjägern bei ihnen geblieben. Sie folgen nach, sobald sie können."
Rahjamunde schaute nun auf und schlang ihrem Mann die Arme um den Hals, doch waren es nun Tränen der Erleichterung, die sie weinte. Wulfhart schaute dagegen an ihr hinab und strich ihr behutsam über den runden Leib. "Ich war viel zu lange fort." Rahjamunde lachte nun mit noch immer feuchten Augen. "Ja, aber du kommst noch zur rechten Zeit. Dein Bruder will in den nächsten Tagen kommen und sichergehen, dass alles gut läuft. Und zwei Enkel hast du auch bekommen..."