Geschichten:Eine Braut für Bennain - Geliebte Mutter: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Januar 2014, 22:01 Uhr
Die einen beschweren sich, ein albernischer Spion am reisenden Kaiserhof habe den folgenden Brief an Isoras Tochter Emeralda von Elenvina aus der Feder ihres Sohne Trisdhan abgefangen und seinen Inhalt allgemein bekannt gemacht. Andere dagegen behaupten, dass der junge Neffe des neuen Grafen von Hartsteen, der sich selber vor aller Welt mit "Seine prinzliche Durchlaucht" titulieren lässt, selbst dafür gesorgt haben soll...
Hofdame Ihrer Kaiserlichen Majestät
Hochteure und geliebte Mutter!
Untertänigst und in höchster Achtung entbiete ich Euch meinen Gruß als Euer demütiger Sohn im Namen der Zwölfe, welche über die Geschicke der Menschen walten und deren Wege wir unwürdige Sterbliche zu durchschauen unmöglich in der Lage sind, und hoffe Euch durch Traviens Gunst bei guter Stimmung und Peraines Segen bei starker Gesundheit!
Wie glücklich waren doch jene heftigen Tage des Jahresbeginns, als Ihre Kaiserliche Majestät ihren Kaiserlichen Hof gen Elenvina lenkte, um den Streit der beiden Herzogssöhne um ihr Erbe und die Nachfolge des ruchlos dahingemeuchelten Jast Gorsam zu schlichten. Denn es brachte dieses brisante politische Geschäft dem sehnsuchtsvollen Sohn seine geliebte Mutter nahe, ihr geliebtes Angesicht in die Reichweite seiner tränenbenetzten Augen, und erlaubte so durch der Götter Fügung Euch im Stadtpalast der Familie meines gestrengen Vaters und seines in der Natterndorner Fehde erfolgreichen Bruders Luidor nach allen Gesetzen Mutter Traviens zu beherbergen und so die von den Göttern befohlene Pflicht des Kindes an seinen Eltern freudenvoll und selig durchführen zu können. Doch Eure Abreise gen Osten im Herbst trübte meine Seele gar sehr und hinterließ in meiner Brust eine dunkle Leere, die kaum durch eine Freuden Deres gefüllt werden kann.
Wie herrlich war es doch, wieder dem mütterlichen Rat zu lauschen, Euren aufregenden Geschichten und Aventuren vom reisenden Kaiserhof zu folgen und gemeinsam mit Euch die neuen Hallen der jungen Reichsverwaltung zu besichtigen, wo mit ruhiger und geschickter Hand der neue Herzog Hartuwal von den Nordmarken die Geschicke des Reiches leitet. Auch bin ich froh, dass Ihr über meine Gefährten, die mir zum Teil schon seit Jahren die Treue halten, freundliche Worte fandet. Einige von ihnen sind Euch ja bereits seit langer Zeit wohlbekannt, etwa die tapfere Ysilt von Wysberg und der weise Angrond von Flussfels, welche beide schon Eurer Mutter treue und wertvolle Dienste leisteten. Und wie wertvoll und bereichernd war die hesindegefällige Diskussion mit Euch über die jüngsten Vorgänge im Reich und ihre Folgen. Wie stets konnte ich von Eurer weisen Meinung, welche sich im Umfeld der kaiserlichen Majestät selbst zu bilden erfreute, als Euer unwissender Sohn nur profitieren und meine beschränkte Weltsicht um so viele wichtige und interessante Facetten erweitern.
Nur in einem Punkte möchte Euer Sohn der Meinung seiner von Hesinde so gesegneten Mutter vehement und erhobenen Hauptes widersprechen. Denn natürlich erklingen noch heute die Worte in meinem Inneren, die Ihr bei einem unserer zahlreichen Gespräche über meine Großmutter und ihre Schwester äußertet. Und ich wage es mir herauszunehmen, auch Euch an die gleiche Pflicht als Kind einer Mutter zu gemahnen, die Ihr stets von Euren Kindern einfordertet, nämlich nur in größter Achtung, Liebe und Bewunderung von den Taten und Idealen zu sprechen, die das elterliche Herz bewegt haben. So wertet meine erneute Replik auf Eure mahnenden Worte nicht als Verletzung meiner heiligen Sohnespflicht, sondern als brennende Verteidigung der Ehre jener Frau, deren Leben von den Verleumdungen und Missbilligungen gerade jener Menschen entstellt wurde, denen ihre gesamte aufopferungsvolle Liebe und unverbrüchliche Treue galten. Und die schließlich, verraten und beschimpft von allen, in die sie Vertrauen setzte, wie ein gemeiner Verbrecher auf dem Schafott ihr Ende fand. Lasst mich der Fürsprecher Isorens ni Ulaman sein, der ihr als Tochter den gleichen Respekt und die gleiche Liebe schuldet, wie ich sie gegen Euch empfinde.
Ihr seufztet an jenem Abend nach dem Besuch des Elenviner Theaters, unser Los und Schicksal sei zu hart, um von Sterblichen ertragen zu werden, und dass es die verdiente Strafe der Götter ob des unnachgiebigen Strebens Eurer Mutter nach der Krone Alberniens, welche nicht für sie bestimmt gewesen sei. Weil Ihr den Beschluss schon vor Jahren getroffen hattet, allen Ambitionen auf die Fürstenkrone unserer Vorfahren zu entsagen und Euch demütig und freiwillig als Geisel an den Hof der Kaiserin, immerhin eine Bennain von Geburt!, zu begeben, fordertet Ihr eben jenes auch von mir, damit endlich der Friede in die Herzen aller vom unseligen Krieg Eurer Mutter gegen ihre Nichte Invher gebeutelten einziehe und der Westen des Reiches sich beruhige, um wieder zu erstarken und die feste Bastion des Reiches wider den Süden und den Osten zu werden.
Oh, teure Mutter, wenn Ihr doch nur Recht hättet mit Euren frommen Wünschen und Eurer ehrlichen Sehnsucht nach dem Frieden! Doch die Wirklichkeit siehet ganz anders aus. Wie arrogante und selbstverliebte Gecken voller Hass und Niedertracht schauen jene Schergen, die sich mit den Lippen zwar, aber niemals mit dem Herzen von der Reichsverräterin Invher ni Bennain losgesagt haben, auf unser stolzes Haus herab, schmähen und bespucken unsere Ehre, beleidigen unsere Herkunft und gefallen sich darin, wie berauschte Söldlinge ohne Ehre ihren vermeintlichen Sieg vor aller Welt zu feiern.
Während man ihnen die Hand zur Freundschaft reicht, eine Hand gar, an der keinerlei Blut eines Alberniers klebt und welche niemals das Schwert gegen einen der ihren erhoben hat, und ihnen mit offenem Herz und dem ehrlichen Wunsch, die Fehler der Vergangenheit zu begraben und einen der Herrin Tsa gefälligen Neuanfang zu wagen, ohne Vorbehalte und ohne Groll als einer der ihren anerkannt zu werden, zeigen diese Menschen ihr wahres Antlitz, verstellt von einem Hass und einer Selbstgerechtigkeit aus der Sphäre des unheiligen Widersachers des Götterfürsten. Es liegt ihnen, jenen Parteigängern der Verräterin Invher, nichts und wieder nichts daran einen Ulaman als einen der ihren zurück in ihre Gemeinschaft zu führen. Stattdessen schmähen, beschimpfen und bespucken sie die Kinder und Kindeskinder ihrer früheren Gegnerin Isora, suchen jedwede Gelegenheit, sie in aller Öffentlichkeit zu demütigen und sie wie räudige Hunde mit dem Hohn eines überheblichen Siegers aus ihren Landen zu vertreiben.
Darin besteht Ritterlichkeit, von der mein Schwertvater Danos nur mit einem Beben in der Stimme und Ergriffenheit in seinen Augen, aber niemals mit lauter Stimme zu sprechen wagte, dass man seinem Gegner, ohne Vorbehalt und ohne den Kampf der Vergangenheit zu erwähnen, die Hand reiche, um den Niedergeschlagenen und Besiegten als gleichwertigen und ebenbürtigen Gegner zu ehren. Ein Ritter beurteile einen anderen Ritter nicht nach niederen Gefühlen, sondern erweise ihm den von Rondra gebotenen Respekt und die Anerkennung, auch oder gerade, wenn er ihm auf der Wallstatt gegenüber stehen sollte.
Bei allem, was man meiner Großmutter vorwerfen mag, dass nämlich sie mit aller ihrer Härte und mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln ihr Lebensziel zu erreichen suchte, niemals hat sie ihr albernisches Blut verraten und stets einen albernischen Ritter als einen Ehrenmann behandelt. Man mag ihr unnötige Gräueltaten vorwerfen, als sie mit Hilfe des verstorbenen Herzogs der Nordmarken versuchte, die abtrünnige Invher ni Bennain mit dem Schwert an ihren Lehenseid zu erinnern, den sie in der dunkelsten Stunde des Reiches voller Berechnung und mit der Absicht, das Reich zu vernichten, brach. Aber kann man tatsächlich Milde fordern gegen eine, die dem Reich den vergifteten Dolch in den wehrlosen Rücken stach, während in der Hauptstadt die finsteren Horden wankender Untoter unter der Führung des schwarzen Drachens das ehrwürdige Zedernkabinett und den sich tapfer wehrenden garetischen Adel niedermetzelten?
In einem Punkt, geliebte Mutter, jedoch habt Ihr wohl Recht, auch wenn mein heißes Herz dies nur mit Widerwillen anerkennen mag. Die Herrschaft in Havena über das westliche Fürstentum liegt nach wie vor in den Händen des Hauses Bennain und nach der schmachvollen Niederlage von Isora ni Ulaman liegt es wohl für ihre Kinder außerhalb jeder Reichweite. Demütig und traurig sehe ich die schiere Unmöglichkeit ein, dass mir mein durch meine Geburt gerechtfertigter Titel des Prinzen von Albernia von jenen verräterischen Alberniern in aller Form zugestanden wird. Es mögen sich dereinst meine Kinder und Nachfahren zu einem geeigneten Zeitpunkt als würdig erweisen, die Unfähigkeit ihres Ahnen vergessen zu machen und als Herrscher auf den Fürstenthron zurückkehren, von dem einst die Priesterkaiser ihren Vorfahren Egtor ohne jedes Recht vertrieben haben. Ich glaube an die Weitsicht und die Weisheit der Götter, denen es beliebt, in die Geschicke der Menschen nach ihren unergründlichen Absichten einzugreifen.
So werde ich mich in diesem Jahr in Begleitung meiner treuen Freunde und Berater in der herzöglichen Gesandtschaft der Nordmarken auf den Weg gen Havena machen, um der Brautwerbung meines Vetters Finnian beizuwohnen. Ich werde erhobenen Hauptes in die Stadt meiner Ahnen, die ich bis zu diesem Tag noch nie betreten habe, einreiten und meine Herkunft nicht verleugnen. Denn neben dem Herz eines Garetiers aus der ehrwürdigen Grafschaft Hartsteen fließt in meinen Adern das feurige Blut eines albernischen Adligen, dessen älteste Wurzeln bis weit hinein in die Zeiten vor Bosparans Fall reichen. Ich werde meiner Großtante Idra Bennain von Elenvina meine Grüße als ihr ergebener Großneffe überbringen, wie ich es bereits im Rondramond auf Burg Draustein wünschte und von den Stepahans unwürdig daran gehindert wurde, und sie auf Knien darum bitten, ihrer verstorbenen Schwester Isora zu verzeihen und deren Kindern jenes rechtmäßige Erbe zu überlassen, das ihnen nach der Primogenitur als Barone von Elenvina zusteht.
Und schließlich werde ich meinen Vetter Finnian auffordern, sich seiner eigenen Wurzeln zu besinnen und, wie ich selber, den würdigen Namen seiner Ahnen Ulaman zu führen, deren Blut durch seine Großmutter und Mutter auch in seinen Adern fließt, und den Namen der Flusspiraten Bennain abzulegen, deren Wirken so oft Verrat war und deren zahlreiche Sünden es waren, welche die grimmigen Zwölfe im Jahre 702 nach dem Fall Bosparans mit ihrer vernichtenden Flut bestraften.
In tiefster Ergebenheit Euer Sohn
Trisdhan Ulaman von Hartsteen