Benutzerin:Gramhild/Briefspiel

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Hochzeit auf Dreihügeln

Gästeliste

Brautleute:

adlige Gäste (nach Rang):

Geweihtenschaft:


Knappen, Pagen, Bürgerliche:

  • verschiedene Kammerdiener und Zofen, Mägde und Knechte
  • eine Faust Grenzreiter
  • die Dörfler
  • eine Hand voll Fahrender

Ablauf

  • Ankunft der ersten Gäste
  • Gramhild beginnt das Ausmaß der Feier zu erkennen
  • Ausruf einer Jagd durch Adran
  • Trauung mit Feier & Überreichung der Geschenke

Die ersten Gäste

Dreihügeln, 05. Travia 1036 BF

Der erste Most war gekeltert und lagerte im kühlen Keller unter dem Gutshaus. Reisende Händler hatten diesen Sommer ein gutes Geschäft hier im Dorfe machen können, denn allerlei Gewürz und zusätzliche Töpfe und Pfannen wurden ihnen hier schier aus den Händen gerissen. Zwei bunte Planwagen standen etwas abseits des Dorfes nahe der Fallobstwiese, denn die wenigen Fahrenden, die durch diese Gegend reisten, wollten sich die Gelegenheit ebenfalls nicht entgehen lassen. Umsichtig, wie sie war, hatte die Junkerin angeordnet, dass immer zwei Burschen oder Mädel aus dem Dorfe dafür sorgten, dass es den Musikanten und Akrobaten an nichts mangelte, damit sie sich auf die Vorbereitung ihrer Darbietungen konzentrieren konnten. (Zudem konnte man so darauf achten, dass die Fremden nicht von der überreifen und reichlichen Tracht der Obstbäume zu sehr "abgelenkt" würden.) Rege Betriebsamkeit herrschte in dem Örtchen, denn jeder wollte sein Haus in den bestmöglichen Zustand bringen, bevor die ersten auswärtigen Adligen eintrafen. Zudem war ja noch die Ernte einzuholen. Der Baron hatte sich persönlich angemeldet, also wollte man sich in bestem Lichte zeigen. Unerwartet war ein Laienbruder des nahegelegenen Klosters Nardeshain erschienen, der seine Hilfe angeboten hatte und dankbar von den Dörflern aufgenommen worden war.

Trotz der emsigen Vorbereitungen schienen einige Ältere auch die Muße zum Angeln zu finden. Tatsächlich aber hatte Gramhild einen Wachdienst angeordnet, da sie die wertvollen Perlmuschel-Bestände ungetastet wissen wollte. In diesen turbulenten Tagen könnte man sonst leicht den Überblick verlieren.

Auch am Gutshof neben dem Dorfanger werkelten verschiedene Hände, um Dach und Läden auszubessern, die Wand neu zu weißen oder den Kamin zu putzen. Immer wieder kam es zu Zänkereien zwischen den Dörflern, weil etwas in der Eile zu Bruch ging. Doch meist halfen die Bauern sich gegenseitig, wie sie es sonst auch taten. Besonders hier wollte man möglichst bald fertig werden, denn jeden Tag konnten die ersten Gäste eintreffen. Man rechnete hier bereits fest damit, dass die ersten Kressenburger vielleicht schon in den nächsten Tagen eintreffen würden. Und überhaupt waren es ja nur noch 10 Tage bis zum Travia-Bund der Junkerstochter!

Keinen der Dörfler störte es, dass man die junge Dame bisher noch nicht mal kannte. Die Herrin hatte man ja auch nicht gekannt, bis sie vom Baron zur Junkerin ernannt worden war. Und die hatte sich ja in den letzten zwei Jahren als tüchtige Gutsfrau herausgestellt, die sich auch nicht zu schade war, einfach mal mit anzupacken, wenn es nötig war. Außerdem hatte sie ja ihre Hunde mitgebracht, die seitdem die Arbeit mit den Tieren deutlich erleichterten. So hatte man sich an die "Neue" gewöhnt, während sie sich beste Mühe gab, die Sorgen ihrer Leute zu verstehen und sich um sie zu kümmern.

Es gab zwar auch welche, die hinter vorgehaltener Hand munkelten, dass man auf diese Giftspritze von Mutter auf der Feier gern verzichten könnte, doch von der Herrin selbst kam nie auch nur ein böses oder abfälliges Wort über ihre Ziehmutter Yadviga. Die Junkerin konnte ohnehin schwerlich schlecht von ihr sprechen, da sie generell deren Erwähnung vermied.

Am Nachmittag diesen ungewöhnlich warmen TRAviatages nun kamem zwei Burschen von der Baumwache einen der Hügel hinabgerannt und riefen lauthalt: "Sie kommen, sie kommen!" Die Junkerin indes blickte sich nur in die von ihnen gestikulierte Richtung um. "Ja, wer denn überhaupt?"

Langsam näherte sich drei Reiter, von denen einer noch ein Maultier am Führstrick hielt. Hinten am Pferd des vordersten Reiters konnte man ein Schild erkennen, auf dem ein goldenes Mühlrad auf rotem Grund über einer blauen Spitze abgebildet war. Ein wenig runzelte Gramhild die Stirn, bevor sie eine Magd schickte, ein Gästezimmer zu richten. 'Was will denn der Zalgoer hier?' DOch weiter kam sie mit ihrem Gedanken erst einmal nicht, denn ein Reisender, der bereits seit zwei Tagen im Dorf weilte, sprach sie an. "Wohlgeboren, wenn ich kurz stören darf...?" Mit einem Seufzen drehte sich die Junkerin herum. "Was gibt es denn diesmal, Meister Idaijon?"

Während Gramhild sich ihrem Gast zuwandte und mit ihm schnell in ein all ihre Aufmerksamkeit beanspruchendes Gespräch vertieft zurück zum Gutshaus ging, zog Baron Tyrian auf der Hügelkuppe die Zügel an und ließ auch die Knappin, die das Packtier führte, Halt machen. Von der Anhöhe ließen sich Land und Weg gut überblicken. Die Vielzahl an Bäumen, Sträuchern, Wiesen, Äckern und Weiden ließ einen vergessen, daß man sich in den Ausläufern der Harschenheide bewegte. Aus Zalgo kommend befanden sich die Reisenden gerade auf den Ausläufern des südlichsten der drei Hügel, die dem Dorf Dreihügeln den Namen gegeben hatten. Gerade voraus lag das Dorf und man konnte auch das Wasser des Nardesbaches glitzern sehen. Tyrian blickte zurück, als er das vertraute Schnaufen vernahm. Sein alter Kammerherr kam näher und führte das Pferd am Zügel. Dem Schnaufen zufolge hätte der alte Odil mit hängendem Kopf und Zunge ankommen müssen. Trotz des dramatischen Lungenpumpens bewahrte Odil dennoch ein gewisses Maß an Würde, welches die lange Familientradition und das stolze Wissen darum geboten, und welches sein hohes Alter noch zuließ. Der oberste Kammerdiener bekam inzwischen vom Reiten schnell einen wunden Hintern und steife Knochen. Deshalb zog er es vor, dann und wann abzusteigen und sich zu bewegen. Der Baron von Zalgo seufzte. Das war ein notwendiges Übel, welches das Fortkommen bremste. Dann fiel sein Blick auf seine Knappin. Erst seit Kurzem in der Knappschaft war sie noch kein vollwertiger Ersatz für den armen Gerrick. Momentan saß sie im Sattel und blickte offenbar träumend zu den fernen Heidehügeln, die sich im Süden abzeichneten.

"Sianka, gib acht! Die Teppiche sind nicht mehr recht gezurrt!" Erschrocken blickte sich die Knappin um. Sie rutschte geschwind aus dem Sattel und eilte zum Packtier, um die Gurte nachzuziehen. Während das hagere Mädchen sich an den Gurten abmühte, beobachteten der Baron und sein würdevoll gebeugter Kammerdiener die Knappin.

Der alte Odil spie zu Boden und sagte dann: "Warum, Herr? Warum Teppiche?"

"Nicht das ich mich rechtfertigen müßte, Odil, aber die Sache ist denkbar einfach: Niemand sonst wird Teppiche bringen. Und die gute Gramhild wird viele Gäste haben. Sie weiß es noch nicht, aber meine Gewährsleute in Greifenfurt sagen, daß Prinz Edelbrecht kommen wird."

"Oh...", meinte Odil nur.

"Du wirst schweigen", sagte der Baron streng. "Und du auch, Sianka!", fuhr Tyrian die lauschende Knappin an. "Und vergiß nicht, daß das Packtier auf der anderen Seite auch Gurte hat." Beflissen huschte die Knappin ums Packtier.

Halb zu sich selbst sagte der Baron: "Und auch wenn der Prinz bislang noch nicht solche Pläne haben sollte: Sobald er die Gerüchte hört, wird er kommen wollen."

"Und dann, Odil", setze der Baron mit einem vielsagendem Blick seine Erläuterung fort, "werden die Brautmutter und die jungen Brautleute reichlich Mühe haben, die vielen hohen Gäste angemessen unterzubringen. Nur zu gern werden sie die neuen Teppich direkt als Raumschmuck auslegen. Und man wird wissen, wer sie ihnen zum Geschenk gemacht hat."

"Ach, Ihr und Eure merkwürdigen Pläne!", schnaufte Odil. "Eure Teppiche sind schön und gut. Aber warum müßt Ihr dicken Stoff aus dem fernen Punin herschaffen. So ein Ding kann auch eine hiesige tüchtige Weberfamilie machen. Viel billiger noch dazu!"

"Diese Teppiche sind geknüpft", entgegnete der Baron ruhig, während seine Geduld in Odils Wortschwall allmählich erodierte.

"Von mir aus verknüpft. Die drei kleineren sehen ja noch brauchbar aus, auch wenn ordentliche Jagdszenen schöner gewesen wären. Aber dieses große Ding. Große Stiere mit langen Schwänzen und dicken Klötzen! Was würde nur Euer Vater sagen?"

"Er schweigt aber jetzt und Boron wird seine Ruhe hüten. Und diese Stierdarstellungen sind in Almada jetzt Mode."

"Hä...? Wie...? Moder?" Odils ohnehin faltige Stirn furchte sich noch mehr.

"Nein, Mode. Also modern. Äh...", Tyrian suchte nun seinerseits nach Worten und Hesinde belohnte ihn nach einigen anstrengenden Sekunden. "Du kannst auch zeitgemäß sagen".

Odil würdigte die Geistesleistung seines Herrn nicht einen Augenblick und sprach gerade heraus, was ihn den ganzen Weg schon beschäftigt hatte: "Herr, es wäre an der Zeit gewesen, eine neue Kuh zu kaufen. Die schönen Silbertaler... " Der Baron hob kurz an, schwieg aber und ließ den Alten lieber in den Glauben, daß er die Teppiche nur in Silber bezahlt hatte.

Odil zeterte weiter: "Eine ordentliche Kuh, das wäre es gewesen. Statt dessen laßt Ihr Euer Geld mit Füßen treten. Jeder anständige Greifenfurter Baron wird Euch für ein Rindvieh halten." Die Knappin hinter dem Packtier schien sich an irgend etwas verschluckt zu haben.

"Nun, Odil", sagte Baron Tyrian mit grimmiger Stimme, "es darf sich ruhig herumsprechen, daß wir in Zalgo auf eine neue Kuh verzichten können. Vor allem dieser Beldenhager Halunke darf das hören."

Tyrians Miene verfinsterte sich weiter. "Mir ist bis heute ein Rätsel, wie dieser Kerl an das Lehen kommen konnte. Nun, den Stand mochte er sich kaufen können. Leider hat er sich den Anstand nicht mehr leisten können."

"Er mag ein Halunke sein", ereiferte sich der Alte, daß der Speichel spritze, "aber er kauft Kühe, wenn er kann!"

Tyrian bemerkte zu seinem Mißfallen, daß die Knappin inzwischen am Packtier vorbei das Gespräch zwischen dem alten Kammerdiener und seinem Herren beobachtete. Ihr offener Mund machte all ihre Bemühungen um Heimlichkeit deutlich zunichte. Tyrian entschied, daß es hohe Zeit für Strenge war.

"Nun Odil, Anstand wird nicht an der Zahl der Kühe gemessen, sondern vor allem daran, wie man mit der Familie und seinen Vasallen umzugehen pflegt. Die Familie hochhalten bedeutet auch, einige alte Rindviecher durchzufüttern, die manchmal vergessen, wann sie besser schweigen sollten. Der Beldenhager würde vorlauten Hornochsen die Zeit bis zum Verhungern durch Peitschenhiebe versüßen."

"Ha!" Trotzig schob Odil sein kantiges Kinn vor, so daß der letzte Schneidzahn einsam vorstand. "Ihr tut manchmal einen Menge, damit man euch nicht vom Beldenhager unterscheiden kann." "Mag sein, aber ich vergessen nie, wem ich mit Anstand und Treue zu dienen habe." Dies sagte der Baron mit Nachdruck und hing dann einen Augenblick seinen Gedanken nach, während sein Blick die Weite der Heidehügel suchten. "Na", grummelte Odil, "den Anstand solltet ihr auch besitzen, schließlich habt ihr ihn von eurer edlen Mutter mit der Muttermilch zu genüge aufsaugen können. Ein Jammer, daß euer Vater so wenig Zeit hatte, um euch Führung zu lehren. Zum Glück hatte er meine Frau, Boron laß sie ruhn, und mich gehabt. Was wäre wohl sonst aus euch geworden?"

"Baron, nehme ich an", meinte Tyrian lakonisch, blickte dann zum alten Knecht und meinte weiter: "Wollen wir hoffen, daß den Kindern, die aus dieser edlen Dreihügler Verbindung bald entstehen mögen, solch harte Kinderstube erspart bleibt." Dann wandte er grimmig sein Pferd und rief: "Genug der Worte und aufgesessen! Sianka, wenn die Teppiche fallen, werde ich sie mit dir bürsten lassen." Dann trieb er sein Pferd an und sorgte so dafür, daß Odil bis nach Dreihügeln keinen Atem mehr zum Sprechen hatte. Sianka zerrte sich ein wenig den rechten Arm, weil sie krampfhaft jede Bewegung der Teppichladung zu verhindern trachtete.


Die Keilholtzer

Am Morgen des 5. Tavia war die große Hochzeitsgesellschaft aus Kressenburg aufgebrochen. Neben Braut und Bräutigam, hatten sich rund zwei Dutzend weitere Edle und Geweihte auf den Weg nach Nardesfeld gemacht. Die Mutter des Bräutigams, Gunelde von Zweifelfels, hatte zum ersten Mal seit dem Tod ihres Gatten Bernhelm in der Schlacht am Stein das Rittergut verlassen, welches sie seither im Namen ihres Sohnes verwaltete. Baron Ardo begleitete seinen Vater ebenso wie seine Frau Praiadne und ihr erst vor wenigen Monden geborener Sohn und Erbe, welche auf der Reise von seiner Amme in einer der Kutschen umsorgt wurde. Zwei weitere Söhne Wulfharts begleiteten den Zug, der junge Travia-Geweihte Travhelm, der kurz nach seiner Weihe aus Weiden angereist war, und der großgewachsene Firnward, der zur Zeit an der Greifenfurter Kriegerschule seine Ausbildung erhielt. Der zweitgeborene Rondwin würde als einziger von Wulfharts Söhnen nicht an den Feierlichkeiten in Dreihügeln teilnehmen. Er war fünf Wochen zuvor mit seiner Frau und der Kressenburger Ritterschar gen Weihenhorst aufgebrochen, um ihr Lehen im Finsterkamm von einer Bande Schwarzpelze zu befreihen, welche dort ihr Unwesen trieb. Aus dem Kloster Sankt Therbûn war Subprior Roderich zu der Gesellschaft gestoßen, um seinen Bruder Wulfhart zu begleiten.

Neben den Keilholtzern hatten sich einige Freunde, Nachbarn und Vasallen Wulfharts und seines ältesten Sohnes mit auf den Weg gemacht. Für die Familie Kieselholm kam der Kressenburger Vogt Phexian, welcher für diese längere Reise ebenfalls mit einem Platz in der Kutsche Vorlieb nahm. Junker Braniborian hatte sich erst kurzfristig dem Zug angeschlossen, nachdem Gerüchte aufgetaucht waren, dass auch die Greifin und ihr Gatte der Hochzeit in Dreihügeln beiwohnen würden. Aus Immingen kam der alte Ritter Arnulf samt seiner Gattin, da seine Töchter, welche er sonst zu solchen Anlässen zu schicken pflegte, sämtlich zu jenen Kressenburger Rittern gehörten, welche in den Finsterkamm gezogen waren.

Ergänzt wurde die Reisegesellschaft von den Knappen Mechthild, Leuthardt, Giselda und Bardo, den Pagen Edelbrecht, Firnwulf und Gryffhold, die sich mit den Packpferden abmühten, sowie einer Hand voll Fuhrknechte für die mitgeführten Kutschen.

Die Gesellschaft wählte die südliche Route über Niemith und überquerte gegen Mittag die Breite beim Örtchen Klappweiler, bevor sie Abend im Marktflecken Feldharsch Rast machte. Am nächsten Tag brach man ebenso pünktlich wieder auf, versuchte ohne langen Aufenthalt die Baronie Zalgo zu durchqueren. Die ausnehmend schlechten Straßenverhältnisse machten den Kutschen jedoch schwer zu schaffen. Mehrmals mussten gebrochene Speichen notdürftig ausgebessert werden und gerade als man den letzten Zalgoer Weiler vor dem Grenzwald ins benachbarte Nardesfeld erreichte, brach bei einer der Transportkutschen gar eine Achse. So machte man notgedrungen einen ungeplanten Halt und ließ den hiesigen Schreiner über Nacht die Achse ersetzen, bevor man am Morgen mit vorsichtiger Fahrt zur Durchquerung des Waldes ansetzte. Am späten Vormittag des 7. Travia konnte man dann endlich von der Kuppe des westlichen Hügels auf das Dorf Dreihügeln hinabzublicken. Der kleine Ort war zu dieser Stunde mit so viel Leben erfüllt und die Neuankömmlinge erkannten an den hektischen Vorbereitungen, dass sie dieser Tage weder die ersten noch die letzten Gäste sein würden.

Der Dunkelsfarner

Bernhelm von Dunkelsfarn war am Rande seiner Kräfte. Das lag mitnichten daran, dass ihn der Ritt angestrengt hätte. Auch die Reiseverpflegung ließ nichts zu wünschen übrig und die Packpferde, die er und sein Knappe an der Handleine führten, waren willig und genügsam. Sie hatten sich Zeit gelassen, waren abends in Gasthöfen eingekehrt und morgens in Ruhe aufgestanden, immerhin war die Wegstrecke überschaubar und die Möglichkeit, dem heimischen Hof entkommen zu können, mehr als günstig. Was Bernhelm schier umkommen ließ, war… „Herr, habt Ihr da hinten das kleine Gehöft gesehen? Das, das da direkt an dem kleinen Weiher steht und so unglaublich hübsch aussieht? Das mit den kleinen Blumen am Eingang und dem riesigen Eichenbaum hinterm Dach? Steineiche würde ich tippen. Könnte aber auch Hainbuche sein, die kriege ich nicht so recht auseinandergehalten…“ und alles in melodischstem, breitesten Greifenfurtisch, wobei man das Vergnügen, das der Sprecher an dem Ritt hatte, förmlich hören konnte. Dazu brauchte man keinesfalls in das strahlende Gesicht, in die leuchtenden blauen Augen oder in Richtung des nach allen Seiten gesträubten rotblonden Haarschopfes blicken. Wo in der Götter Namen sollte man, neben diesem Jungen reitend, die Kraft hernehmen, mit sich und der Welt in Fehde zu leben? Wie sollte man sich seinen Groll auch nur über eine Landmeile bewahren, wenn neben einem ein Sonnenschein von einem Kerlchen ritt, den selbst ein Büschel Schafgarbe in Verzückungsrufe ausbrechen ließ? Warum sollte man weiterhin zürnen, wenn der Knabe zudem seinem Knappenherrn nachgerade hündisch ergeben war und sich alle Nase lang leidlich bemühte, dessen verhagelte Stimmung zu teilen, nur um keine zwei Schritte wieder in lauten Jubel an Dere allgemein und der Reise im Speziellen auszubrechen. Es war zum Auswachsen.

Eigentlich hatte sich Bernhelm fest vorgenommen, missmutig zu sein. Nicht nur, dass er von seinem Großvater ob dessen Gebrechlichkeit dazu abkommandiert worden war, die Familie und das Lehen bei dieser Hochzeit zu vertreten. Gut, er war Baron, aber zählte es dann nicht auch zu seinen Aufgaben, die Ernte zu beaufsichtigen und tiefer in die Kunst der Lehensverwaltung einzudringen? Er machte sich nichts vor. So wie es um den Gesundheitszustand seines Großvaters stand, musste schon ein Wunder passieren, dass er den kommenden Winter überstehen würde. Und Fredo Adersin selbst war sich dessen ebenfalls bewusst. Nicht umsonst hatte er erst vor ein paar Monden die Baronie offiziell in seine Hände gelegt. Also wäre es nur nachvollziehbar und sinnvoll gewesen, Hochzeit Hochzeit sein zu lassen und stattdessen mit dem alten Herrn die Bücher durchzugehen und sich aufzuschreiben, was es in den kommenden Monden zu bedenken geben würde.

Aber nein, stur wie eine Gebirgsziege, der Mann. ‚Entweder du reitest da hin, oder ich mache es selbst. Und du wirst dir dort ein hübsches Mädel von Stand anlachen, sonst werde ich jemanden beauftragen müssen, für dich eine angemessene Partie auszuloben.‘ Und da sollte man nicht schwermütig werden…

„Ich glaube, da vorne ist es, Herr Bernhelm. Schaut nur, wie viele Fahnen da wehen und da hat man sogar schon Zelte draußen aufgebaut. Ob wir nun, da wir ankommen, auch im Zelt schlafen dürfen? Ich freu mich ja so!“ Bernhelm sog den Atem tief ein. Wenn er richtig gehört hatte, dann hatte sich die Stimme seines Knappen gerade vor Aufregung überschlagen. Entnervt verdrehte der junge Herr von Dunkelsfarn die Augen.


Die Hexenhainer

Am Grenzstein nahe der Ruine der Mühlenburg, gerade noch auf hexenhainer Grund warteten Urion, Renzi und Rondrian sowie deren Neffe Praiolin und zwei beritte Waffenknechte nun schon seit einigen Stunden.

Urion und Renzi standen etwas abseits. Während Urion ein jungen Rappen aus der Reiffenberger Zucht zum wiederholten Male begutachtete, sprach seine Frau auf ihn ein, ohne dass die anderen es hören konnten

„Und du bist sicher, dass nichts passiert ist, Urion“, fragte Renzi ihren Gatten mit besorgtem Unterton in ihrer Stimme, „er ist nicht mehr der Jüngste!“

„ Und doch war er seit Jahren nicht mehr so umtriebig. Nein Liebste, sorge dich nicht. Wahrscheinlich hat er sich in Hügelhofen vom zwergischen Bier aufhalten lassen, oder verpasst Odilon eine Sonderlektion in Wildniskunde und Fährtenlesen. Den Pfad durch die Wildnis kennen ja die wenigsten, und in den letzten Götterläufen ist hier vieles wieder zugewachsen“, beruhigte der Angesprochene seine Frau.

Rondrian, der etwas abseits stand und sich leise mit seinem Neffen unterhielt, hob plötzlich das Haupt und wies in westliche Richtung, dem Mühlenbach entgegen. Aus dem Dickicht, welches an dem sanft ansteigenden Ufer wuchs, schälten sich vier in dunkelgrüne Bauschumhänge gekleidete Reiter.

Auf dem Schild, welches der erste Reiter führte, war das steigende weiße Ross auf blutrotem Grund deutlich zu erkennen.

Der zweite Reiter war deutlich kleiner und führte ein Tragtier an Zügel hinter sich her. Das Tier trug schwer an einem großen mit einer Zeltplane eingeschlagenen Paket und einer Truhe, welche mit zusätzlichen Lederschnüren gesichert war.

Die beiden hinteren trugen ebenfalls Schilde, waren aber mit kurzen Reiterlanzen bewaffnet, die am oberen Ende einen blau-grünen Wimpel zeigten. Unter Ihren Umhängen erkannten die Wartenden das Wappen der Baronie Hexenhain.

„Praios mit Euch, meine Lieben“, begrüßte sie Baron Gerbald, „ich hoffe ihr musstet nicht all zulange meiner harren.“

Ohne erkennbare Schwierigkeiten stieg der Sechzigjährige aus dem Sattel und ging auf die wartenden zu. Gerüstet war er mit einem langen Kettenhemd, dass sein Knappe wohl in den letzten Tagen zu Hochglanz poliert haben mochte.

Nachdem er seine Schwiegertochter mit einem Handkuss begrüßt hatte, hieb er seinen Söhnen freundschaftlich auf die Schulter. Sein Gesicht verwandelte sich in ein einziges Strahlen als er hinter Rondrian seinen zweitältesten Enkelsohn erkannte. Er schloss ihn in die Arme und hob ihn mühelos hoch. „Praiolin, welch eine Freude für mein altes Herz dich zu sehen.“

Der Junge ließ sich nicht ansehen, dass er sich in der Umarmung seines Großvaters nicht wohl fühlte, empfand er sich doch schon für dem Knabenalter entwachsen. Dennoch hatte er den alten Baron herzlich gern.

„Vater, wir haben uns bereits gesorgt, da du schon am späten Vormittag hier sein wolltest.“

„Ja, ja“, grummelte der Hexenhainer, „Ich wurde in Hügelhofen unverhofft aufgehalten. Stell dir vor, Urion, der Svelter schickt seine Fuhrleute jetzt schon bis in die kleinsten Weiler der Mark. Die Leute vor Ort wissen meist nicht, dass sie beim Preis hinters Licht geführt werden. Aber bei Forbosch Quarzbart beißt sich auch der Svelter die Zähne aus. Das Kleine Volk weiß um die Wertigkeit seiner Arbeit. Und dann hat Forbosch noch darauf bestanden, dass ich mir die neue Sandgrube anschaue. Natürlich mit einem anständigen Dunklen. Und zuletzt habe ich meinem Odilon noch gezeigt, wie man seine Fährte durch einen Ritt durch ein Gewässer am besten verschwinden lässt.“

Urion und Renzi hatten bei der Erwähnung des Greifenfurter Kaufherren aufgehorcht. Auch in Ährenfeld und auf Rosskuppe waren vor einigen Wochen Fuhrleute durchgezogen und hatten Teile der neuen Getreideernte aufgekauft. Zwar war die Ernte in diesem Jahr sehr gut verlaufen, aber das Ressentiment der Reiffenberger gegen den Svelter war in den letzten Jahren gewachsen, zumal man den Kaufherren in Verdacht hatte, den Hochverräter Tilldan unterstützt zu haben. Man munkelte sogar, Svelter habe dem Verrat doppelten Profit gezogen, weil er der Greifin auch das Geld für die neu aufzustellenden märkischen Truppen geliehen habe.

„Dieser phex-verfluchte Lump“, wetterte Gerbald und schlug seiner gepanzerte Faust in die andere.

„Vater; bitte!“ ermahnte ihn sein geweihter Sohn mit strengem Blick. „So verständlich dein Zorn ist, beweisen kannst du es nicht. Und selbst dann ist es schwer vorstellbar, dass die Greifin etwas gegen ihren größten Gläubiger unternimmt.“

„Dann müssen wir uns halt etwas anderes überlegen. Ich werde mich wohl auf der Hochzeit mit einigen Baronen unterhalten müssen.“

Auf einen Wink des Alten saßen sie auf und wandten Ihre Tiere nach Süden. Tags darauf erreichten sie das kleine Dorf und Gut Dreihügeln, welches am südlichen Ende des Breitenauer Rübenwegs lag.

Unerwartete Geschenke

Dreihügeln, 07. Travia 1036 BF

Kurz vor der Mittagszeit kam ein Bote der Grenzjäger in das Dorf geritten und wandte sich ohne Umwege zum Gutshaus. Dort schwang er sich von seinem Pferd und eilte die zwei Stufen zum Eingang hinaus und klopfte energisch an die Tür. Nur wenige Herzschläge später öffnete eine erschrocken dreinblickende Magd dem jungen Mann entgegen. "Was gibt's denn so Eiliges?" Als sie seine Bänder an der Schulter sah, öffnete sie die Türe aber weiter, um ihn einzulassen.

Noch während der Reiter mit einen schnellen Blick durch die große Gaststube die Lage einzuschätzen versuchte (eine weitere Magd deckte gerade einen Tisch für mehrere Personen ein, während eine etwas ältere Frau bereits einige Krüge mit Dünnbier befüllte), antwortete er. "Ich bin Firnwart von den Grenzjägern. Der Baron schickt mich. Ich soll mich bei der Junkerin melden."

Die Dame hinter dem Tresen blickte auf und schaute mit gerunzelter Stirn herüber. "Ist was mit dem Hund?" Der Bursche musste unwillkürlich schmuzeln. "Nicht dass ich wüsste, Wohlgeboren, nein. Aber gestern Abend hat ein Flussschiff bei uns festgemacht. Sie sagten, sie hätten drei Fässer Ferdoker für Euch. Das sei von einem Zwerg aus Wandleth für Euch geschickt worden. Deswegen sollt Ihr möglichst schnell einen Karren schicken, das Bier abzuholen. Sonst kann der Baron nicht für dessen Sicherheit und den unversehrten Transport garantieren." Das Schmunzeln auf dem Gesicht des Soldaten drohte zu einem breiten Grinsen zu entgleisen, während die Gutsherrin verdutzt dreinschaute.

"Bier aus Ferdok? Von einem Zwerg aus Wandleth?" Einen Moment später lockerte sich auch ihre Miene und sie begann laut zu lachen. "Dieser verrückte Kerl! Hat er mein Kind doch liebgewonnen, hätt's nur nie offen zugegeben..." Dann schaute sie den Burschen wieder an und nickte ihm freundlich zu. "Ist recht. Nach dem Essen schick ich dir den Henner mit dem Wagen mit. Bring dein Tier solange nach hinten in den Stall und iss mit, bevor es zurück nach Schmalfurt geht."

Vor der Feier

Dreihügeln, Abend des 12. Travia 1036 BF

Einige Forellen schwammen bereits in mehreren mit frischem Quellwasser durchstömten Becken, um auf den Tag der Feierlichkeiten zu warten. Eine handvoll Jungbullen stand noch in den Stallungen des Junkertums, um über der vor der Grenzreiter-Feldküche extra ausgehobenen Grube gegart zu werden. Morgen in der Frühe würde man sie schlachten und zum Ausbluten aufhängen, damit man sie für den Spieß vorbereiten konnte. Käse und Wurst sowie einige Schinken und reichlich Brot waren bereits vorbereitet worden, um es der Gästeschar an nichts mangeln zu lassen.

Die meisten Gäste waren bereits eingetroffen und mit den letzten rechnete man eigentlich jeden Moment. So hatte der Baron die versammelnten Adligen am Morgen aufgefordert, ihn auf eine Treibjagd zu begleiten. Einige - vierbeinige - Schwarzpelze würden hier in der Gegend durch den Wald streifen und sich hervorragend an einer Hochzeitstafel machen, wenn sie denn erstmal erlegt seien. So war man denn losgezogen, hatte einige der Hunde Gramhilds und zusätzliche Treiber mitgenommen und war in die umliegenden Wälder gezogen.

Da die Junkerin sowohl auf dem Pferd als auch auf der Jagd nicht besonders geschickt war, hatte sie dieses Vergnügen ihren Töchtern den Gästen überlassen und war weiter bei der Organisation der Feierlichkeiten verblieben. Am Nachmittag hatten einige Bauern sie irritiert, die verschiedene Steine aus dem ganzen Dorfe zusammentrugen. Dabei hatten sie damit begonnen, Stücke einer Trockensteinmauer zu entfernen. Als sie schließlich nachfragte, wozu das denn bitte dienen solle, zuckten die Bauern nur mit den Schultern. "Ja, weißt du, Herrin, ein Schmied hat vor vielen Jahren mal für ein Wurfspiel Steine geschlagen. Die waren alle extra abgewogen für die Runden. Und für Männer und Frauen. Wir brauchen die doch sonst nie. Da sind die hier wohl eingebaut worden. Die Zeichen da zeigen das." Die Burschen deuteten auf einige Symbole, die grob in die Steine geschlagen waren und wohl mal die zwölf Götter darstellen sollten. Mit einem Seufzen wendete sich Gramhild wieder anderen Tätigkeiten zu und ließ die Männer weitermachen.

Ausgelassen kam die Gesellschaft am Abend aus dem Wald zurück. Erfolgreich hatte man eine Rotte Wildschweine getrieben und zur Strecke gebracht, was einen Keiler, vier Bachen und ein knappes Dutzend Jungtiere als Beute brachte. Einer der Schäferhunde humpelte zwar schwer und ein weiterer der Treiberhunde war im Wald geblieben, aber alles in allem war man ganz zufrieden mit dem Tage und freute sich auf ein anständiges Dunkelbier aus den Kellern des Gutshauses. Den Transport der Jagdbeute hatte man den Bauern und Jagdhelfern des Barons überlassen, die vor Ort bereits damit begonnen hatten, die Schweine auszunehmen und in Beutel zu verpacken, um sie einfacher ins Dorfe verbringen zu können.

Feierlichkeiten

Dreihügeln, 15. Travia 1036 BF

Nach und nach waren in den letzten Tagen die Gäste angekommen. Baron Adran hatte die Junkerin ihre eigenen Kammern überlassen, damit die junge Familie des Kressenburger Barons die etwas größeren Gästezimmer für hohe Herrschaften nehmen konnten. Alle anderen Edlen waren auf die kleineren Gästezimmer oder verschiedene Bauernhäuser verteilt oder in mit Teppichen und Decken aufgebauten Zelten untergebracht. Die Dorfgemeinschaft selbst war etwas "zusammengerückt", damit all die fremden Gäste eine brauchbare Unterkunft zur Verfügung hatten. Der Laienbruder aus dem nahen Kloster hatte inzwischen die Umsorgung einer von dort angereisten Geweihten übernommen, der bei der Zeremonie zusammen mit Travhelm von Keilholtz den Bund der Brautleute besiegeln sollte.

Auf dem Dorfanger vor dem Gutshaus war also an diesem Morgen ein großer Tisch aufgestellt worden, auf dessen mit einem großen arangenen Tuch bedeckten Oberfläche reichlich mit Gänsefedern und frischen Speisen wie Käsetörtchen, Brot und Braten, aber auch Most und Wein aufgedeckt worden war. Travhelm von Keilholtz und die Peraine-Geweihte Mechthild von Nardeshain zur Praiosstunde den Traviabund besiegeln sollten.

Rahjamunde, die ältere Tochter der Junkerin und damit einstige Nachfolgerin als Perlvögtin, sollte - in Ermangelung ihres bereits verstorbenen Vaters - von Baron Adran persönlich zum Traualtar gebracht werden. Früh hatten einige Mägde begonnen, die junge Dame zu baden, ihr die Haare zu bürsten und sie in die feinsten und edelsten Gewänder zu hüllen, die ihr zur Verfügung standen. So trug sie heute ein rotes Kleid aus feinem Leinen, das an den Seiten mit zahlreichen Ranken und Blüten bestickt war. Vorsichtig hatte man ihre Wangen mit ein wenig Puder betupft und die Lippen mit ein wenig roter Farbe hervorgehoben, so dass ihre Blässe noch vornehmer wirkte. Kunstvoll hatte man ihren Reif, den sie selbst als Gesellenstück gefertigt hatte, in ihre Haare geflochten, die am Hinterkopf in einem hübschen Zopf mündeten, der sich mit spät blühenden Blumen verziert über ihre linke Schulter nach vorn legte. Als der Baron sie so an der Hütte abholte, verneigte er sich leicht vor der anmutig erscheinenen Braut und murmelte einige wohlmeinende Worte über die Schönheit der Jungend, bevor er Rahjamunde seinen Arm anbot.

Die Gäste waren bereits auf dem Dorfplatz versammelt. Zur Schonung der älteren Herrschaften hatte man die Bänke aus der Schankstube des Gutshauses nach draußen gebracht, so dass einige der Gäste tatsächlich nahe des Traualtares sitzen konnten. Die übrigen Personen hatten sich stehend versammelt und einige Männer standen noch nahe des ebenfalls in seine besten Gewänder gehüllten Herrn, der trotz seines ergrauenden Haares nervös wie ein Schuljunge die Hände hinter dem Rücken gefaltet hatte, um sie nicht ständig zu reiben. Wulfhart von Keilholtz schaute immer wieder zu dem Hause, in dem er seine Angebetete wusste, hatte sie aber in den letzten Tagen seit ihrer Ankunft kaum zu Gesicht bekommen. Zwar hatte man ihm erklärt, dass er sie vor der Heirat zwei volle Tage nicht sehen dürfte, sonst verhieße das Unglück, doch war es ihm - zu seiner eigenen Überraschung - zunehmend schwer gefallen, je näher der Tag ihres Bundes rückte.

Nun aber wurde Rahjamunde zu ihm geführt. Seine Söhne Ardo, Rondwin und Firnward zogen sich ein wenig zurück, um den anderen Gästen ebenfalls einen guten Blick als Zeugen dieses Traviaschwurs zu ermöglichen. Die Geweihten Travhelm und Mechthild hielten trotz der kurzen gemeinsamen Vorbereitungszeit eine wundervolle Rede und legten gemeinsam zur Segnung ihre Hände auf die Schultern der Brautleute und sprachen: "Möge Euer Bund den Göttern wohlgefällig sein, dass ihr Euch stets verbunden fühlt und einander achtet. Möge die Herrin TSA euren Bund mit Kindern segnen und ihr beide Glück und Zufriedenheit in der gemeinsamen Zukunft finden." Nach diesen Worten brach ein großer Jubel unter den Gästen und Dörflern aus und ohne Rücksicht auf Formalitäten konnte Rahjamunde sich nicht mehr halten und schlang die Arme um ihren Mann und küsste ihn vor allen Anwesenden mitten ins Gesicht!

Zur Feier des Tages

In ausgelassener Stimmung saßen die Gäste beim Essen und genossen die ihnen aufgetragenen Gänge. Immer wieder kam es zwischen den einzelnen Speisen zu kurzen Phasen der Aktivität. So wurde nach Suppe und Fisch zum Steinstoßen aufgefordert. Die Regeln dieses Spiels waren denkbar einfach: Man nahm einen Stein, stieß ihn zusammen mit den anderen möglichst weit und trank dann einen Schnaps. Jede Runde wurden die Steine schwerer. Wer am häufigsten schaffte, den Stein am weitesten zu werfen, gewann.

Nachdem Baron Adran, der älteste Bauer und einer der Gäste - die Wahl fiel auf Baron Greifwin - gemeinsam die jeweils gekennzeichneten Steine der unterschiedlichen Gewichtsklassen mittels einer Waage auf ihre Gleichheit überprüft worden waren, nahmen alle Beteiligten einen Stein und stellten sich in einer Reihe auf. Seitlich dazu stellte sich Adran von Schmalfurt, der als Schiedsrichter fungierte. Selbstverständlich bekam er auch seinen Schnaps! Doch zur Sicherheit seiner Füße hatte er sich seine Kettenschuhe angezogen. Es konnte ja mal zu Querschlägern kommen. Das hatte bereits sein Vater so gehandhabt, sicher ist sicher.



Wer macht mit? Bitte Rückmeldung! Ich würfle das dann anhand des Basis-FK aus!

Zeitvertreib:

  • Steinstoßen (Adran als Kampfrichter in Kettenschuhen, je Runde wird der Stein immer schwerer, danach gibt es immer eine "Erfrischung")
  • Tanz zur Musik der Fahrenden Musiker (Tanzbeschreibungen?)

Nardesfelder Landwehr

Dreihügeln, irgendwann im Herbst

Es war mal wieder an der Zeit: Die Ernte war vorrüber, die Abgaben sollten zum Baron gebracht werden, die jungen Burschen sollten auf Burg Schmalfurt vorstellig werden. Es war mal wieder Zeit, dass der Rondra-Geweihte, der den Burgschrein dort pflegte, die Burschen im Umgang mit den Waffen schulte. Also wurden die Halbstarken mit den Wagen die zwei Tage dauernde Reise nach Schmalfurt geschickt.

Weitere Beschreibung in Schmalfurt:

  • von Landwehr-Burschen, die aus verschiedenen Teilen der Baronie kommen, um Steuerabgaben zu bringen und eine grundlegende Waffenausbildung zu erhalten.
  • Beschreibung des Städtchens


Bittstellung um einen Traviabund

Gwynna Olpurga von Eychgras saß in der Küche der kleinen Innocensier-Abtei zu Eychgras und putzte Gemüse. Neben ihr saß die jüngere Schwester im Glauben Barmhilde, die sich um die Entsteinung frischen Obstes zum Einkochen kümmerte. Die jüngere schaute immer wieder zur älteren Geweihten hinüber, sagte aber schon seit geraumer Zeit nichts. Über dieses Verhalten wunderte sich Gwynna schon lange nicht mehr, war das doch eine Angewohnheit, die Barmhilde schon als Kind eigen war. Wenn sie es nicht mehr aushielt, würde sie schon etwas sagen.

Diesmal dauerte es nur etwa 1 Stundenglas, bis die jüngere Geweihte unruhig auf ihrem Schemel hin und her rutschte und sich fast in den Finger schnitt, weil sie nicht mehr auf das schaute, was sie zu tun hatte. "Schwester Gwynna, darf ich um einen Rat bitten?" Mit anchsichtigem Schmunzeln schaute die ältere Geweihte auf, legte das Messer demonstrativ zur Seite, mit dem sie gerade Rüben geputzt hatte, und blickte die andere Frau direkt an. "Warum heute so förmlich Barmhild? Ich kenne dich, seit du mit sechs Jahren hierher gekommen bist. Sprich frei heraus!" Seufzend schaute Barmhild zu Boden, um ihre sich rötenden Wangen zu verbergen, die ihr Gesicht immer ein wenig runder wirken ließ.

"Mein Bruder, also den jüngeren meine ich, der hat mich bei seinem letzten Besuch auf dem Markt gefragt, ob ich nicht jemanden wüsste, mit dem er den Traviakreis beschreiten könne. Bulwarth möchte so gern endlich auf eigenen Füßen stehen und vom Hof meines älteren Bruders Owilmar fort. Aber er traut sich nicht recht, die Damenwelt auf seinen Heiratswillen anzusprechen. Er ist jetzt immerhin auch schon bald 30 Götterläufe und hatte noch nie ein rechtes Liebchen, dem er den Hof gemacht hätte. Alle haben sie Furcht, glaubt er, dass er eine Braut für seinen Bruder sucht. Wie kann ich denn dem jüngeren eine Braut anempfehlen, wenn Vater und ich doch vergeblich nach einer Braut für den älteren suchen?" Mit einem Seufzen schloss sie ihre Rede und schaute die Ältere Geweihte erwartungsfroh an. Sie wusste, dass sie bei anderen genau diesen Fragen stets souverän und bestimmt antworten konnte. Aber so sehr ihr die Erfahrung der letzten 30 Jahre in diesem Tempel half, den Bauern und Bürgern des Umlandes mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, so war sie wie verloren, wenn es um ihre eigene Familie ging.