Geschichten:Blut ist und bleibt Blut - Der Baum gedeiht

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Loyalität war ein hoher Preis, war sie doch eine gefährliche Verpflichtung. In der aktuellen Situation war dieser Preis vermutlich leicht zu verkraften, doch grade wenn die Unterstützung aus der Heimat Früchte tragen würde. Würde sich dies gravierend ändern, denn dann erst recht würden sie an ihre Verpflichtung der Familie gegenüber erinnert werden.

Insgeheim wurde auf der Vairnburg der Stammbaum um den bis vor kurzem unbekannten garetischen Zweig erweitert. Neue Familienmitglieder mussten und konnten in den Plänen berücksichtigt werden, auch wenn diese vorerst wohl nicht beansprucht werden würden. Im Gegenteil, auch sie würden wie junge Triebe noch gepflegt werden müssen, auf dass sie erblühten.

In der Rabenmark begann die zarte Knospe sich langsam zu öffnen, ein Edlentitel begründete diese Erkenntnis. Doch war die Familie nur schwach in einer noch immer gefährlichen Region vertreten und die nächste Generation musste erst heranwachsen.

Im Windhag hingegen war die Lage eine andere, in voller Blüte hatte man dort gestanden – die Anfänge der Markgrafschaft gestaltet. Doch mit der Ernennung des Markgrafen wurde diese wunderschöne Blüte in den Schatten gestellt, zunehmend weiter vom Schein der Praiosscheibe entrückt und letztlich verwelkte sie. Ihr Trieb hatte sich dennoch erhalten, noch immer erblühte dort die Knospe eines Reichsedlen, doch der Windhag war arm. Sturmumtost von den Küstenwinden, fiel es der neuen Blühe schwer zu erstrahlen, fester zu verwurzeln und zu verhindern, dass Teile der stolzen Pflanze zu gemeinen Kraut verkamen.

In Garetien hatten man nun vielversprechende Knospen, die zu pflegen es nun galt, entdeckt. Ihre Eignung und ihre Qualität würden sich jedoch noch offenbaren müssen.

Große Mühen würden noch von Nöten sein, um die Pflanzen fern der Nordmarken endgültig anwachsen zu lassen. Sie erblühen zu lassen. Noch immer war die Familie ausgedünnt, viele Mitglieder hatte sie verloren, viel Potential war unschuldig verblutet. Doch nun sollte die bisher ungeplante Ausbreitung im Reich gesteuert werden, unter dem geschäftstüchtigen neuen Oberhaupt sollte die Familie im Mittelreich Wurzeln schlagen und erblühen. Sie waren keine Schoßhunde des Gratenfelser Landgrafen, keine Lakaien des Herzogs der Nordmarken. Herzogen- und Grafenhof hatten die Familie im Stich gelassen, als der fette Säufer von Kaiser, der weinselige Valpo ihnen ihr Lehen genommen hatte. Sie waren Adlige des Neuen Reiches! Mit blutiger Klinge hatte Chilperich mitgeholfen, einen Kaiser Perval auf den Thron zu bringen und sich später mit ihm zerstritten. Mit blutiger Klinge hatte er die Stammlande seiner Familie zurückerobert und seinen Erben hinterlassen. Dort reichten ihre Wurzeln tief und von dort aus würden sie ihre Ableger unterstützen.

Die Zusammenkunft in Gareth war schon einige Monde her und inzwischen stimmten Bardo die neusten Nachrichten optimistisch. In Mantrash’Mor soll der Gatte seines Familienoberhauptes die Bemühungen des Neuen Reiches maßgeblich koordiniert haben, was ihm den ausdrücklichen Dank des Reichserzkanzlers einbrachte. Tatsächlich konnte er dies auch im Sinne der Nordmarken bewerkstellig haben, doch dass ihm Yalsin von Aimar-Gor durch den Reichsvogt zur Gerbaldsmark als Page anvertraut werden sollte, sprach für ein Eintreten auch im Sinne Garetiens.