Geschichten:Alter Glanz
Die [Garetien:Stadt des Lichts|Stadt des Lichts]], die Tempel und Schreine des Götterfürsten Praios, ebenso wie das Monument des wachenden Greifen, sind vom Spuck des Häretikers Galotta verschont geblieben. Sie boten verängstigten Bürgern Zuflucht und ziehen noch jetzt zahlreiche Gläubige an. Doch es wird berichtet, das einige Schemen in der Halle der Priesterkaiser-Noralec-Sakrale erschienen seien. Das führte in der Reichskirche zu der Entscheidung, ein deutliches Zeichen an der am Greifenplatz in Alt-Gareth, im Herzen der Stadt, gelegenen Sakrale zu setzen. So werden keine Zauberkundigen mehr eingelassen.
Dies hat zu keiner Aufregung geführt, da selten ein Magiewirker dort Einlass sucht. Nicht so sachte sollten sich die Folgen einer weiteren Entscheidung auswirken. Auf einem Rund um die Sakrale sind seit je her Skulpturen von Heiligen der Praios-Kirche zu bewundern. Doch es gab mehrere Figuren, welche die vergangenen Laufhunderte nicht unbeschädigt überstanden hatten. Einige wurden nun erneuert, damit sie dem heiligen Ort weiterhin Schutz und den Gläubigen Zuversicht spenden können. Allerdings ist das nicht das Ende der Geschichte. Saldor Foslarin, Leiter der Akademie von Schwert und Stab, bemerkte, mit sichtlicher Verärgerung, die künstlerische Freiheit, mit der – »bei aller handwerklichen Perfektion« – das Abbild der Lechmin von Weiseprein neu belebt wurde. Schließlich scheine die zu den Gläubigen gütig herablächelnde Nothelferin nach der Restauration »der Faldahon (Anm. d. Red.: gemeint ist die Fürstilluminata von Beilunk) wie aus dem Gesicht geschnitten.«
Doch ein Tumult entstand erst, als Schwertschwester Junivera von Seshwick, die Vorsteherin des Rondra-Tempels Zur Letzten Wehr der Heiligen Ardare vom Erntefest-Massaker, sich argwöhnisch einer Ansammlung von Gläubigen näherte, unter denen neben etlichen Bannstrahlern auch der berüchtigte Bruder Lichtbringer gewesen sein soll. Diese Traube von Andächtigen sah zu dem Standbild des Gilborn von Punin auf. Zunächst stellte die Schwertschwester fest, dass das weißgoldene Rüstzeug bei dieser Darstellung des Heiligen ungewöhnlich aufwändig gehalten war, nach Art der Feldherren der Priesterkaiser. Doch dann ergriff sie Bestürzung, denn die Gesichtszüge glichen, nach ihrer Darstellung, jenen aus den wenigen Überlieferungen, die von Praioslob von Selem bekannt sind. Jenem Praioslob von Selem, der einst als rechte Hand des ersten Priesterkaisers Aldec Praiofold II. die Rondrianer im Drachenspalt zerschlug und dem noch heute in bestimmten Kreisen nachgesagt wird, er habe den Infanten Rude II. beseitigen lassen und sei der Kopf hinter einer gemutmaßten Machtergreifung der Praiospriesterschaft gewesen. Die Schwertschwester machte ihrem Unmut Luft und wurde daraufhin vom Bruder Lichtbringer wüst beschimpft. In der Folge kam es zu einem Handgemenge zwischen der Schwertschwester, einem guten Dutzend Bannstrahler und hinzueilenden Bürgern. Die Tempelwache der Sonnenlegion konnte schließlich Schlimmeres verhindern.
Lichtwächter Folmian Praiobur Lustratus, der die Erneuerung der Statuen angeordnet hatte, erklärte gegenüber dem Av. Boten: »Im Gegensatz zur Statue der Lechmin von Weiseprein, deren Antlitz verwittert war, wurden im Fall des Gilborn von Punin keine Arbeiten an den Gesichtszügen durchgeführt. Nur das Namensschild musste erneuert werden. Daher halte ich die gegenwärtige Erregung über eine alte Statue für Hysterie.«
Das Ereignis bietet den Helden die Gelegenheit, Schwertschwester Junivera zur Hilfe zu eilen (sie kann sich aber auch ganz gut selbst helfen) und Ihnen als Meister die Möglichkeit, Bruder Lichtbringer auftreten zu lassen. Im Zuge der Auseinandersetzung, die zunächst als hitziges Wortgefecht beginnt, wird klar, wie weit die Perspektive der Bannstrahler und der Rondra-Kirche über die Anfangszeit der Priesterkaiserära auseinander liegen. Bruder Lichtbringer macht klar, dass für ihn die Rondrianer Putschisten waren und die Praios-Priester nach Rudes Tod nur die Ordnung aufrecht erhalten wollten. Praioslob von Selem besitzt bei den Bannstrahlern daher durchaus einen mit Gilborn von Punin vergleichbaren Stellenwert. Die angesprochene Gwidûhenna von Faldahon hat in den letzten Götterläufen ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Das Wunder von Beilunk wird als Fingerzeig des Götterfürsten hin auf eine kompromisslose Lösung der Bedrohung aus dem Osten interpretiert. Auf den möglichen Vorwurf einer Falschetikettierung der Statuen gehen die Bannstrahler nicht ein. Die Bannstrahler kennen ihre Heiligen, verehren sie gleichberechtigt und sind erfreut, dass sie an dieser zentralen Stelle in der Stadt Praioslob von Selem huldigen können. Interessieren die Helden sich für dieses Thema, dann können sie herausfinden, wie bedeutend der Bannstrahlorden durch den stetigen Zustrom von Freiwilligen in den letzten Götterläufen geworden ist und welch ein Eigenleben dieser Orden innerhalb des Reiches führt. Eskaliert die Lage, dann lassen Sie die Sonnenlegion und den Lichtwächter Folmian auftreten und beschwichtigende Worte finden, bevor Tote zu beklagen sind. Sollte das nicht reichen, dann können sich auch Passanten, wie der zwergische Erzmagier Saldor Foslarin beruhigend einmischen.