Geschichten:Auf Jahr und Tag – Traviabund
Gegeben im Travia 1044 auf Burg Scharfenstein
Liebste Schwester,
das Fest der eingebrachten Früchte liegt hinter mir, genauso wie der Traviabund des Barons mit seiner Verlobten. Die Zahl der Gäste war überschaubar gewesen, der Baron hatte nur einige wenige, darunter seine Familie und Freunde dazu eingeladen. Eigentlich hätte er wohl gerne eine große Feier dazu abgehalten, doch die Zeit drängte ihn diesen Schritt zu tun: Die Niederkunft seiner Gattin erwarte ich im Winter und ihm war es wichtig den Bund vor der Herrin Travia noch davor zu schließen. Es ging ihm wohl um die Legitimität seines Nachwuchses und die Sicherung der Erbfolge. Natürlich muss ich nicht erwähnen, dass Baron Drego seinen Namensvetter Graf Drego zum Traviabund eingeladen hat. Erschienen ist er jedoch, wie wir es uns gedacht hatten, nicht. Ein wenig betrübt über diesen Umstand wirkte Baron Drego dann schon. Mir scheint, dass er sich dem Grafen sehr verpflichtet fühlt, vielleicht sogar etwas zu sehr. Die Geburt seines Erben oder seiner Erbin will er jedoch groß Feiern.
Besonders enttäuscht war Baron Drego jedoch über das Fortbleiben eines Großteils seiner Familie. Seine Mutter kam nicht, weil sie nichts von der Braut hält. Man erzählt sich, sie habe ihrem Sohn als Erwiderung auf die Einladung geantwortet, dass sie es nicht für gut heißen können, wenn sich so eine dahergelaufene diebische Elster sich über ein Kind den Baronstitel sichere. Das ärgerte Drego wirklich zutiefst, zumal nichts davon den Tatsachen entspricht: Das Wappen der Familie Rían zeigt eine Krähe und keine Elster. Die Reichsritterin war schon vor Dregos Belehnung von Tsa gesegnet und darüber hinaus bleibt der Baronstitel in der Familie Altjachtern, obgleich der Ehevertrag vorsieht, dass die Kinder wechselseitig den Familienamen Altjachtern und Rían tragen. Abgesehen davon, dass Drego ohne die Familie seiner Gattin und deren Verbündete Schwarztannen niemals hätte erringen oder gar die Waldsteiner so lange hätte beschäftigen können.
Neben der Mutter ist auch der Bruder des Barons nicht erschienen. Er stünde zu sehr im Einfluss seiner Mutter, heißt es. Gekommen sind jedoch seine Schwester, die Geweihte der Sturmherrin in der Stadt Überdiebreite in Waldstein ist und zu der Drego nicht viel Kontakt hat und sein Vater, der seine Gattin einfach nicht ausstehen kann und schon alleine gekommen ist, um ihr eins aufzuwischen. Trotz all dieser Umstände, war es eine schöne, kleine Feier.
Unser Wiedersehen rückt mit jedem vergangenen Tag stetig näher!
Deine Schwester