Geschichten:Auf den Spuren Ongaloschs - Ein wunderbares Geschenk
Im Haus des Kanzleirates Wolfaran von Ochs, Elenvina, Herzogtum Nordmarken, 1041 BF
Es klopfte an der schweren Eichenholztür und eine Bedienstete öffnete für den von Wolfaran schon erwarteten Gast. Der nordmärkische Schmiedemeister Thorgan schleppte ein großes Paket auf den Tisch im großen Esszimmer. ‚Rumms‘ machte es, als er es abstellte.
Wolfaran bedankte sich und bezahlte das gute Stück, von dessen Qualität er sich noch gestern im Laden überzeugt hatte. Wolfaran, seine Knappen Arnbrecht und Tsalinde, sowie sein neuer Page Thiolan warteten beim morgendlichen Frühstück auf den ebenfalls hier wohnenden Alrik Herdan von Ruchin.
Die Sonne war schon aufgegangen, doch es war spät letzte Nacht, als die den Ritterschlag des jungen Alrik feuchtfröhlich feierten. Vor allem der Ruchiner schlug durchaus über die Stränge.
Da den Anwesenden bereits die Bäuche knurrten, begannen sie ihr morgendliches Mahl, ohne auf Alrik Herdan zu warten. Nach einiger Zeit hörten sie Schritte die Treppe von den Schlafgemächern herunterkommend. Mit einem zünftigen Kater ausgestattet, fläzte sich der Schlunder Ritter an die gedeckte Tafel.
Wolfaran schmunzelte „Konterbier?“ „Oh nein, lieber nicht. Ich faste heute“
„Da Du nun da bist, kann ich Dir noch Dein Geschenk überreichen. Gestern in den Schänken hätte es Dich nur gestört.“ Wolfaran hob das hölzerne Paket hoch und reichte es seinem ehemaligen Knappen.
Dieser nahm es freudig entgegen, während Thiolan ihm ein Brecheisen reichte. Mit einem lauten ‚Krronkk‘ öffnete Alrik sein Geschenk und hob den Deckel ab. Ein prächtig verziertes Langschwert kam zum Vorschein. Er nahm das Schwert und wog es in seiner Hand. "Danke, wie wunderbar"
Mit einem freudigen Grinsen vollführte er einige Schlagbewegungen. Tsalinde machte besser einen Schritt zur Seite, während Arnbrecht ein Zierschwert von der Wand zog und mit dem Ruchiner einen Schwerttanz vollzog.
Wolfaran schaute sich das Treiben amüsiert an, vor einiger Zeit wäre er sicher noch mit durch den Raum gesprungen, sollte er mittlerweile ruhiger und gelassener geworden sein?
„Herr Wolfaran“ Thiolan zuppelte es an dem Ärmel des Kanzleirates. „Was ist Junge“, erwiderte dieser. „Da sind so Zettel in der Kiste.“ „Ja Thiolan, ein Transportschutz, damit dem Schwert nichts passiert.“ „Ah, warum stehen denn da so komische Runen drauf, die kann ich gar nicht lesen?“
Der junge Page reichte seinem Herren die Zettelsammlung. Wirklich altes, verdrecktes Pergament. Wolfaran erkannte zwergische Runen, es ähnelte dem Rogolan welches er beherrschte, doch war es urtümlicher. Aber kein Angram, denn das war eine Bilderschrift. Er versuchte es zu entziffern. Ein paar Worte konnte er lesen, doch die Runen waren schon teilweise verbleicht und das Pergament schon ziemlich zerfetzt.
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Aus dem Wanderbuch des Odilbert von Hinn | ▻ |
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