Geschichten:Informationsbeschaffung und ihre Probleme

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Nahe des Dorfs Wyrmbergen, Gräflich Eslamsgrund, 3. Rahja 1046 BF

Ortensia von Dorst blickte missmutig auf den Mann, der vor ihr auf einem einfachen Stuhl saß und dessen Gesicht von einem fleckigen Sack verdeckt wurde. Sie hatte den Verwalter des Weinguts nun schon seit einem guten Stundenglas verhört und einige interessante Dinge herausgefunden, doch das wonach sie suchte blieb unter phexens Nebel verschwunden.

Nachdenklich griff sie nach der Flasche Wyrmberger No.7 und goss sowohl sich als auch ihrem Gast etwas von dem guten Roten ein. Sie war sich sicher, dass dessen Erinnerungen auf magische Art und Weise manipuliert worden waren, immerhin hatten konventionelle Verhörmethoden sie nicht weitergebracht. Doch auch mit ihren ersten astralgestützten Versuchen war sie nicht weitergekommen. Wer auch immer dafür gesorgt hatte, dass der Verwalter nichts preisgeben konnte, war mindestens so bewandert in der Kunst des magischen Verhörs wie sie. Der Wein würde Eberhelms Geist vielleicht so weit öffnen, dass ihr die anschließende Untersuchung einfacher gelang.

Es war manchmal so frustrierend, gestand sie sich ein. Da schulte man sich sein ganzes Leben in der Kunst der Informationsbeschaffung, doch einen garantierten Weg zum Ziel hatte sie über all die Jahre dennoch nicht gefunden. Sie stellte den Weinbecher des Verwalters auf den Tisch und goss nochmals nach. Glücklicherweise hatte der Wein einen hohen Anteil an Alkohol, weshalb sie sicher nicht mehr als ein paar Becher bräuchte, um den Geist Eberhelms vorzubereiten. Ein Segen, wenn man bedachte wie viel eine Flasche kostete!

Nachdem auch der zweite Becher geleert worden war, gönnte sie sich schließlich ebenfalls einen, warum sollte nur der Verhörte von einem solch guten Tropfen kosten dürfen? Dann konzentrierte sie sich und begann eine astrale Brücke zwischen ihr und Eberhelm aufzubauen, irgendwo musste ein Hinweis darauf sein, wie man das verborgene Wissen freisetzen konnte. Der Geist war ein hochkomplexes Gebilde und kein noch so guter Zauberer konnte restlos alles verschwinden lassen!


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Eberhelm hatte gespürt wie die Hexe mit ihrer Magie sich ihren Weg in seinen Geist gebahnt hatte. Er hatte versucht sich dagegen zu wehren, der Verwalter hatte über die Zeit so einiges gelernt, vor allem wie man seinen Geist vor ungewollten Besuch schützt. Doch der Wein hatte ihn müde und schwach gemacht, seine Aufmerksamkeit war eingetrübt und die Schutzübungen waren ihm nicht gelungen. Nun konnte er es regelrecht spüren, wie Frau mit dunkelbraunem Haar durch seinen Geist pflügte!

Doch nun merkte er noch etwas anderes, einen Schmerz, nicht im gesamten Körper sondern in seiner Bauchregion. Ein stechender Schmerz der sich schnell ausbreitete! Hatte diese Hexe ihn vergiftet?! Schnell wurde der Geist des Weingutverwalters von nur noch einem Gedanken erfüllt: Schmerz! Dann, so plötzlich wie der Gedanke kam, verschwand er aus dem Körper und mit ihm das Leben des Verwalters.

Ortensia schreckte zurück und blickte verblüfft auf den Mann, mit dem Sack über seinem Kopf, der soeben in sich zusammengesackt war. Gerade noch hatte sie in seinem Geist nach den erhofften Antworten gesucht und plötzlich hatte sich ein zentrales Thema in ihre Aufmerksamkeit geschoben. Noch bevor sie verstanden hatte was vorging fand sie nur noch Schwärze vor. Ihr Gast war aus dem Leben getreten und Ortensia war mehr als nur dabei gewesen. Den Tod einer Person mitzuerleben, während man in ihrem Geist herumwerkelte war eine Erfahrung, die die alte Zauberin so noch nicht miterlebt hatte.

Sie atmete tief durch, genehmigte sich einen weiteren Becher Wein und packte dann ihre Sachen zusammen, benommen von dem plötzlichen und unerwarteten Tod des Mannes. Sie wusste nicht weshalb der Mann so plötzlich Golgaris Schwingen vernommen hatte, doch bei seinem fortgeschrittenen Alter… Sie schüttelte sich kurz und ging dann aus der kleinen Hütte. Ortensia hatte nicht vor, dass man sie hier sehen würde, weswegen sie sich beeilte viel Raum zwischen ihr und der Hütte zu bringen.

Als sie zwei Schritte gelaufen war spürte sie einen Schmerz, der dem des Eberhelms nicht unähnlich war. Mit aufgerissenen Augen fuhr sie herum, blickte zur Hütte und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Der Verwalter war vergiftet worden und ihr blühte das gleiche Schicksal! Unwillkürlich musste sie an diesen grobschlächtigen Mann denken, der ihr die Flasche verkauft hatte. Diese miese Made!, schoss es ihr in den Kopf. Dann sackte sie zusammen.


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“Mein Herr, der Auftrag wurde ausgeführt!”, die junge Frau mit einfacher Kleidung kniete vor dem Mann, der im Schatten hinter dem Fenster saß und nachdenklich in die Ferne blickte.

“Das Ziel ist tot und wir konnten sogar interessante Informationen bergen!”, die Frau wagte es nicht aufzublicken. Ihr Auftraggeber war von adligen Stande und hatte sie schon oft daran erinnert wo ihr Platz in diesem Gefüge war. Er deutete auf den Tisch vor sich, ohne die Frau anzublicken. Er war sehr zufrieden, doch seine Arbeit war noch nicht fertig. Sie befanden sich erst am Anfang.

Die Frau legte eine Tasche auf den Tisch und verharrte abermals auf dem Knie. Ein kurzes Wischen mit der Linken sowie ein Grummeln wies sie an sich zurückzuziehen. Ihr Herr würde nun Zeit brauchen, um weitere Schritte zu planen. Sie würde sich indes um lose Fäden kümmern die abgeschnitten gehörten.