Geschichten:Kressenburger Neujahrsstechen 1042 BF - Teil 7
Thankred Hartowulf von Trollpforz
Es war nun fast soweit. Die Erregung wuchs, ließ alles um sie herum, seinen Gegner und sich selbst verblassen. Arnulf von Immingen war ein in Würde gealterter Ritter von fast sechzig Sommern, doch immer noch aufrecht, groß, schwer und ehrfurchtgebietend. Er war ein würdiger Gegner, sein erster in einem Turnier. Wenn er gegen ihn verlieren würde, so wäre es wahrlich keine Schande.
Der deutlich grünschnäbligere Ritter, der seinen deutlich älteren Kontrahenten so taxiert hatte, schnaufte und nickte seinem Gegner respektsbekundend zu. Er hatte seinen Helm unter dem Arm geklemmt, während Streitkolben und Schild noch im Ständer neben dem Kampfplatz standen. Bald würde der Rondra- Geweihte sie zu sich rufen und sie mit den Regeln vertraut machen. Natürlich kannten sie sie beide, doch galt es dieses fast schon rituelle Prozedere ebenso zu respektieren, wie den Gegner selbst, das geboten die Tugenden der Ritterschaft in näherer Ableitung.
Thankred Hartowulf der jüngere von Trollfporz, frisch gekürter Junker eines Lehens im Nordmärkischen, nahe der Opferschlucht, war wahrlich keine Schönheit. Nein, er war eher von grobschlächtiger Natur, groß von Wuchs und mit einem enorm massigen Körperbau. Das schloss einen deutlichen Bauchansatz mit ein. Verwunderlich dabei war nur die Agilität mit der er sich trotz alledem bewegen konnte, wenn er es denn wollte beziehungsweise dazu genötigt wurde.
Missfallen bei den Damen erregte sein Äußeres vor allem wegen seinen buschigen, fast zusammengewachsenen Augenbrauen, dem struppigen Vollbart und den scheinbar dicken, verwucherten Gesichtsknochen. Ja, der Isenhager Junker trug den Namen ‘Troll’ vermutlich zurecht im Familiennamen und dessen Abbild im Wappen. Da war es weniger verwunderlich, dass er von seinen Untertanen mehr liebevoll als spöttisch 'der Schrat' genannt wurde.