Geschichten:Neu-Auenwachts dreifacher Segen

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Es war noch keine drei Götterläufe her, dass Leomara Flammenzunge einer Vision folgend an die Dämonenbrache gekommen war und auf einen frisch belehnten Brachenwächter getroffen war. Eine Begegnung, die vom ersten Augenblick an von Rahja gesegnet gewesen war und sie beide in eine stürmische Liebschaft hineingerissen hatte. Am Tag des Schwurs, aus aus dieser Liebschaft ein Traviabund erwachsen, nur wenige Praiosläufe nachdem die Familie ihres Gatten erst den Bund dessen Vetters gefeiert hatte. Seit ihrem ersten Treffen bis jetzt, hatte die Rondra-Dienerin miterlebt wie der Sitz des Ritterguts Neu-Auenwacht zügig gewachsen ist und zu ihrem zu Hause wurde. Etwas in ihr, sagte ihr, dass ihre Herrin eine Aufgabe für sie hier an der Brache vorgesehen hatte, ein Gefühl, das scheinbar durch die Göttinnen Rahja und Travia noch bestätigt wurde. Und tatsächlich gab es hier viel für sie zu tun, nicht nur das die Schrecken, die die Brache verließen, niedergestreckt werden mussten, nein auch die Menschen wollten um den Schutz der Rondra-Kirche bestärkt sein.

Zusätzlich hatte sie in den letzten Monden beobachtet, wie ihr Bauch gewachsen war. Gefühlt eine Ewigkeit schon, passte sie nicht mehr in ihre Rüstung und oben drauf kam noch dieser demütigende Watschelgang, in dem sie sich inzwischen nur noch fortbewegen konnte. Die riesige Kugel, die sie vor sich her schob, versuchte die Dienerin der Sturmherrin so gut es ging zu ignorieren, während sie ihren täglichen Pflichten versuchte nachzugehen. Leichter gesagt als getan. Da sie nicht mehr in ihre Rüstung passte, konnte sie nicht zum Kampf wider die Kreaturen der Brache losziehen. Da sie ständig Wasser lassen musste, konnte sie die Vairnwacht nicht mehr verlassen - vor allem deshalb, weil sie nicht wieder in den Sattel kam. So war Leomara dazu verdammt jenen Seelsorgerisch beizustehen, die zu ihr auf den Burg kamen und ihren Beistand suchten. Zur Untätigkeit verdammt, wie Leomara selbst im Stillen befand, doch nicht willens war sich über den Segen der jungen Göttin übermäßig zu beschweren.

“Also gut, dann üben wir eben die zwölf Hauen und Stechen auf dem Hof.”, willigte Leubrecht nach einem langen Gespräch endlich ein.

“Danke! …”, kam es sofort von der sichtlich dankbaren Leomara zurück. “... aber nur die Hohen, du weißt, für die anderen fehlt mir die Bewegungsfreiheit.”, fügte sie ungewohnt schüchtern und kleinlaut hinzu.

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Aus den Hauen und Stechen war ein leichter Schlagabtausch erwachsen, bis Leomara wegen eines schmerzvollen Tritts in die Leber ihre Klinge hatte fallen lassen. Mitnichten, hatte sie Leubrecht getreten, es war ihr ungeborenes Kind gewesen, dass den Vater treffsicher im Übungskampf unterstützt hatte.

“Liebster, kannst du mir bitte das Schwert reichen?”, bat sie den Vairningen. Der sie etwas verwundert ansah. “Ich komme nicht heran.”, ergänzte Leomara den Tränen nahe.

Da trat auch schon Herdgunde aus dem Palas, erblickte die Geweihte und eilte auf sie zu. Während sie den Reichsritter mahnend anblickte und schimpfte: “Euer Wohlgeboren, was habt Ihr getan? Ich sagte Euch doch, dass sich Ihre Gnaden schonen muss.” Herdgunde zählte fast sechzig Lenze und war von Leubrechts Tante, der Junkerin von Borstenfeld, als erfahrene Hebamme auf die Vairnwacht geschickt worden.

Leubrecht hingegen schwieg lieber und hob lieber die am Boden liegende Klinge auf, um sie an ihren Platz im Waffenständer abzulegen. Wirklich recht machen konnte er es in diesem Belang wohl niemand.

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Der Ingerimmmond war inzwischen angebrochen. Die noch kühlen Tage des Lenz hatten ein Ende gefunden und der wohlig warme Sommer war angebrochen. Als nach langem Bangen am 19. Ingerimm auf der Vairnwacht spontan ein kleines Fest gefeiert wurde. Anlass war die Niederkunft der Hausherrin und der feierliche Geburtssegen, den die frisch gebackene Mutter noch immer blass und sichtlich geschwächt persönlich ihren Nachkommen spendete.

Das kleine, in frische Leinen eingewickelte, Kind gen Himmel hebend, verkündete sie mit unerwartet kräftiger Stimme: “Sieh, oh Rondra, dieses wehrlose Kind, geschenkt durch die Gnaden deiner ewigjungen Schwester Tsa. Sturmherrin, ich bitte dich, behüte dieses Kind mit deiner göttlichen Kraft, auf dass es in seiner Unschuld nicht dem Bösen anheim fallen, sondern den Weg in zwölfgöttlichen Gemeinschaft findet.” Dann zeichnete sie dem kleinen Jungen mit etwas Blut aus einer Silberschüssel das Symbol Rondras auf die Stirn.

Zwei weitere Male wiederholte sie den Geburtssegen, ehe ihr Gatte vor trat und das Wort ergriff. “Die Herrin Tsa hat uns reich beschenkt und auch der Herrin Peraine wollen wir danken, dass alle wohlauf sind. Erhebt mit mir die Becher auf meine Gemahlin, die sich dieser Herausforderung gestellt hat. Und erhebt die Becher auf die noch junge Zukunft von Neu-Auenwacht. Leomar Storko von Vairningen, Leubrand Gerwulf von Vairningen und Leuward Geron von Vairningen.”