Geschichten:Von der Zucht und Haltung von Rindviechern - Ein ungestümes Jungtier

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Meine liebste Freundin,
 
 
 
 
Seit einigen Monden weilt Rohaja nun an meiner Seite, und ich möchte Dir von unseren Erlebnissen berichten. Uns beiden war bewusst, dass sie nach ihrer Zeit im Praioskloster noch etwas Eingewöhnung benötigen würde.

Es wird Dich erfreuen zu hören, dass Hardane Praioslieb Ginsterbeck keinerlei Bedenken ob ihres Zustandes hegt. Rohaja ist ein lebhaftes Mädchen, manchmal gar zu lebhaft - ein echter Wildfang. Sie testet ständig ihre Grenzen aus und überschreitet sie oft. Leider sah ich mich gezwungen, ihr des Öfteren Stubenarrest zu erteilen.

Ich bemühe mich, sie darauf vorzubereiten, eines Tages eine Baronie zu führen, an der Seite meines Sohnes Alderan. Doch muss ich gestehen, dass ich mir diese Aufgabe leichter vorgestellt hatte. Deine Tochter zeigt wenig Interesse an Büchern; Verwaltungs- und Rechtsthemen sind ihr fremd. Oft höre ich von ihr: „Das brauche ich nicht zu wissen, dafür habe ich später meine Hofämter.“

Ein Körnchen Wahrheit steckt in ihrer Auffassung, doch ist dieser Gedankengang mir fremd. Ich musste mir stets Wissen aneignen, um etwas aus mir zu machen. Sie hat natürlich Recht, dass sie dieses Wissen nicht zwingend benötigt, um gesellschaftlich aufzusteigen, da ihr dies als Geburtsrecht zusteht. Dennoch schmerzt es mein hesindegefälliges Herz, zu sehen, dass jemand so wenig Interesse an Bildung zeigt.

Rohaja verlangt nach mehr ritterlicher Ausbildung. Daher auch der Stubenarrest: Sie schlich sich oft fort zur nahegelegenen Tjostbahn, ohne mein Wissen und meine Zustimmung. Dort traf sie auf Praioslob Udilhelm von Eychgras, der das Mädchen mochte und ihr einige seiner Künste zeigte. Dies habe ich vorerst unterbunden. Sie muss erst lernen zu hören und zu gehorchen, bevor ich sie zu einem Ritter und dann auch noch Turnierreiter lasse. Ich weiß, er würde ihr etwas beibringen, doch er ist auch Pulethaner und Wolfaran Pfortenritter. Das Eisen ist mir gesellschaftlich zu heiß.

Dennoch muss ich überlegen, wie ich sie besser an Schild und Schwert ausbilden lassen kann. Nicht zu Unrecht meint sie, dass sie das Wissen der Hofämter nicht unbedingt bis ins kleinste Detail benötigt, wohl aber lernen muss, wie man eine Ritterschaft in den Kampf führt. Aber vorab wird sie ihre Strafe absitzen, ich werde sie für ihr Ungehorsam nicht auch noch belohnen.

Ich kannte Deinen Vater Brander nicht, liebste Iralda, doch so wie Du ihn beschreibst, würde ich sagen, dass Rohaja auf seinen Pfaden wandert. Sie wird eine Baronin werden, die mit Schwert und Schild führt, nicht mit Feder und Buch.
 
 
 
 
Deine treue Freundin,

Belgunde

gegeben zu Burg Reinherz im Tsa 1046 BF