Geschichten:Neulich nachts in Halhof

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Verlassen war um diese mitternächtliche Stunde das Turmzimmer der Hofmagierin Luana Tobenhain. Nur spärlich drang das Licht der Mada durch das kleine Fenster hoch in der Wand und beleuchtete schemenhaft ein Regal vollgestopft mit Büchern, Artefakten und anderem Allerei. Staub lag auf den hölzernen Brettern und nur wenn eine nächtliche Brise den Weg bis in die Stube fand, wirbelte er unmerklich auf und wiegte sich mit ihr im Tanze. Dem Regal gegenüber im Schatten der Mauern war ein massiver Eichentisch verborgen und neben ihm eine eisenbeschlagene Truhe.

Es war still in der Burg in Königlich Halhof, denn Boron hatte den Schlaf zu ihren Bewohner gesandt und das Schweigen über ihre Mauern gelegt. Er war der Herr dieser Stunde.

Doch plötzlich war da ein Geräusch. Schritte draußen auf der Treppe und kurz darauf öffnete sich knarrend die Eichentür. Das Licht einer Laterne wurde durch den Türspalt geworfen und erhellte die Kammer. Ein junger Mann fast ein Bursche noch lugte vorsichtig in den Raum. Dann trat er ein. Sorgsam schloss er die Tür hinter sich und lauschte. Doch nur das leise Wispern des Windes drang an sein Ohr. Erleichtert atmete er auf.

Der Bursche war wohl gekleidet und von durchschnittlicher Statur. Das dunkles Haar trug er kurz geschnitten und unter seiner hohen Stirn blitzten wache Augen. Die ebenmäßigen Züge seines Gesichtes ließen vermuten, dass auch almadanisches Blut in seinen Adern floss.

Der junge Mann stellte die Laterne auf dem schweren Tisch ab und begab sich zum Regal. Zielsicher griff er dort nach einem Buch und zog es heraus. Schwer wog es in seinen Händen doch der Bursche lächelte zufrieden. "Von der Natur der Magie" stand dort auf dem ledernen Einband. Die silbernen Letter schimmerten leicht, wenn Licht auf sie fiel.

Der nächtliche Besucher ließ sich auf der Truhe neben der Eingangstür nieder und blätterte in dem Buch. Endlich hatte er die Stelle gefunden, die suchte und begann zu lesen.

Das Madamal war ein ganzes Stück auf seiner Bahn weitergezogen und noch immer saß der Bursche regungslos auf der Truhe, das Buch in seinem Schoss. Begierig lasen seine Augen Satz um Satz, Wort um Wort. Hastig blätterte er die Seiten um, so als befürchtete er, die Buchstaben könnten im nächsten Augenblick verschwunden sein.

Doch plötzlich horchte er auf. Waren da nicht Schritte?! Ja, jetzt hörte er sie ganz deutlich! Jemand kam die Treppe hoch! Hastig blies er die Laterne aus und presste sich fest an die Mauer hinter der Tür. Eng hielt er das Buch umklammert. Dann waren die Schritte vor der Tür. Er wagte es nicht zu atmen, schloss die Augen und bat Phex um ein Wunder. Doch die Tür öffnete sich ...