Geschichten:Nimmgalfs 50. Tsatag - Zarte Bande

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Hier noch ein kleiner Nachtrag zu den Geschichten um Nimmgalfs 50. Tsatag


Burg Trollhammer, 10. Boron 1044,

Die Feierlichkeiten zu Baron Nimmgalfs 50. Tsatag waren in vollem Gange. Die hübsche Baronin Tsaiana war bereits von diversen hohen Herren zum Tanz aufgefordert worden, doch nun brauchte sie erst einmal eine Pause. Um nicht weitere Herren brüskieren zu müssen, beschloss sie also, auf eigene Faust die Feierhalle zu verlassen. Doch, oh Schreck, auf dem Weg durch das Burgpalais blieb sie mit ihrem ausladenden Ballkleid an einer Kante hängen, was ein hässliches Ratschen zur Folge hatte. Tsaiana erschrak, und begutachtete das Malheur. Ihr Kleid war an einer Stelle einen spannweit eingerissen. Sie hoffte, dass es keinem auffallen würde und lief schnurstracks weiter zu den herrschaftlichen Gemächern, in der Hoffnung eine Möglichkeit zu finden, um ein wenig Luft zu schnappen und wieder zur Ruhe zu kommen.

Als sie in das Kaminzimmer kam, traf sie dort einen jungen Mann in ihrem Alter, der gerade dabei war die Räumlichkeiten adrett herzurichten. Beide erschraken, als sie gewahr wurden, dass sie nicht mehr alleine waren.

„Oh, Verzeihung… ich wollte nicht stören!“ begann Tsaiana vorsichtig das Gespräch. „Ich muss mich wohl irgendwo verlaufen haben…“

„Eu… euer Hochgeboren von Waldfang-Angerwilde? Dies hier… ist das Kaminzimmer von … Herrn Nimmgalf“ stammelte der angesprochene Mann, anscheinend ein Kammerdiener, etwas ungeschickt.

„Hihi, das dachte ich mir schon“ grinste Tsaiana. „Schließlich ist der große Kamin und das Bärenfell davor ja kaum zu übersehen.“

„Na… natürlich, Euer Hochgeboren!“ Der junge Mann errötete leicht und senkte den Blick.

„Nun, da Ihr meinen Namen kennt, seid ihr ein wenig im Vorteil. Wollt Ihr Euch mir denn nicht vorstellen?“ lächelte sie kokett und legte den Kopf ein wenig schief.

„Oh… verzeiht. Mein… mein Name ist Felian. Felian von Moorbrück. Ich bin der Kammerherr des Barons.“

„Sehr erfreut, Felian. Ich darf doch Felian sagen, oder? Ich bin übrigens Tsaiana.“

Der Kammerherr war sichtlich überfordert. „Nun.. Euer Hoch… Tsaiana, es ist mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen!“ nickte er artig.

Tsaiana ging näher auf ihn zu. „Wisst Ihr, ich glaube, es ist ein großes Glück, dass ich Euch hier treffe. Vielleicht könnt ihr mir bei einem kleinen Problem behilflich sein?“

„Oh, äh, aber natürlich, sofern ich Euch da helfen kann?“

„Seht Ihr, mir ist da vorhin ein kleines Missgeschick passiert, mein Kleid ist an einer Stelle eingerissen. Genau hier!“ Damit raffte sie das Kleid ein wenig, um ihm die kaputte Stelle zu zeigen. Dabei legte sie auch einen guten Teil ihres schlanken Beins frei, welches in einem silbern glitzernden Schuh mit einem hohen Absatz endete.

Felians Herz pochte, doch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, und besah sich die kaputte Stelle. „Oh. Ja, das scheint ein wenig eingerissen zu sein. Bitte wartet hier nur einen kurzen Moment, ich hole rasch das Nähzeug. Nehmt doch bitte so lange auf dem Sofa Platz. Es dauert wirklich nur einen Moment.“

Damit lief Felian schnell zur Abstellkammer, um nach Nadel und Faden zu schauen, während Tsaiana in ihrem Ballkleid auf dem Sofa Platz nahm, dabei äußerst bedacht, das Kleid nicht zu verknicken. Schon nach wenigen Herzschlägen kam Felian ein wenig außer Puste zurück. „Hier, ich habe ein passendes Garn gefunden, damit lässt sich die kaputte Stelle in kürzester Zeit ausbessern“, rief er triumphierend.

Felian kümmert sich um Tsaianas Kleid © Nimmgalf

„Wie wundervoll!“ freute sich Tsaiana.

Felian kniete sich vorsichtig vor sie, und begann das Kleid zu nähen.

„Ihr… seid sehr geschickt mit den Händen, wie mir scheint!“ hauchte Tsaiana.

Felian wurde richtig rot. „Das… das ist nur eine Kleinigkeit, Euer Ho… Tsaiana!“ und lächelte ein wenig unbeholfen.

Nachdem er fertig war, stand Tsaiana wieder auf, und begutachtete sein Werk. „Sieht ja wieder aus wie neu. Das habt Ihr toll gemacht. Ich bin wirklich begeistert von eurem Können, Felian!“ strahlte sie.

„Ach, nicht der Rede wert! Ich helfe doch gerne, wo ich nur kann!“ antwortete er etwas verlegen.

„Wisst Ihr was? Dafür werde ich mich revanchieren. Bitte begleitet mich zurück in die Feierhalle. Der nächste Tanz gehört Euch!“

Felian glaubte sich verhört zu haben. „Was? … Ich meine, Ihr wollt mit… mit mir…“

„Tanzen, ja genau. Ihr könnt doch tanzen, oder?“

„Nun ja, ein wenig. Aber ich bitte Euch, Tsaiana, ich bin nur ein kleiner Edler aus dem Kosch aus einer unbedeutenden Familie. Es wäre völlig vermessen, wenn ich… ich meine, mit jemandem wie Euch… Ihr seid doch…“

„Ach was, Papperlapapp!“ unterbrach sie sein Gestammel. „Ich entscheide selber, mit wem ich tanzen möchte, und Ihr, Felian, habt Euch den Tanz mit mir redlich verdient. Aber ich warne Euch: ich schätze es nicht, wenn man meine Dankbarkeit ausschlägt!“ setzte sie mit gespielter Strenge nach.

Felians Herz schlug bis zum Hals. War das vielleicht ein Traum? Die wunderschöne Baronin Tsaiana wollte tatsächlich mit ihm tanzen? Mit einem einfachen Edlen und Bediensteten? Doch es fühlte sich so wirklich an.

„Ich fürchte, ich werde Ärger mit meinem Herrn bekommen, wenn ich einfach so mit Euch…“

„Mit Nimmgalf? Also bitte, das lasst mal meine Sorge sein. Ich werde ihm schon erklären, wie sich die Sachlage verhält. Seid da nur ganz beruhigt. Vielleicht könnt ihr mich ja auch mal in Waldfang besuchen kommen? Es ist eine sehr schöne kleine Stadt, wisst ihr, und meine Burg…“

„Aaaalso gut, wenn ich um Euren Arm bitten dürfte…“ versuchte er ihre ausufernden Pläne ein wenig zu zügeln und hielt ihr den linken Arm gebeugt hin. Sie hakte sich grinsend bei ihm ein, und gemeinsam gingen sie dann zurück zur Feierhalle.